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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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übergezogen, er zwinkerte mit den Augen. Er war müde. Aber er gab nicht auf.
    Er fühlte, daß diese Götzen- oder Dämonfiguren aus Meteoritengestein ihm verraten konnten, weshalb die Siedlung im zwölften oder dreizehnten Jahrhundert verlassen worden war. Es hätte ihn sehr interessiert.
    Doch die Kräfte, die einmal in diesen Steinen gesteckt hatten, waren geschwunden. So wie radioaktive Stoffe ihre Strahlung in einer bestimmten Zerfallszeit abgaben und danach nur noch totes, taubes Gestein waren.
    »Kommst du, Liebling?« fragte Nicole Duval lockend von nebenan.
    Sie lag schon im Klappbett. Der Schlafraum des großen Zeltes war durch eine Zeltwand abgeteilt. Professor Zamorra dachte an ganz andere Dinge als an die alten Steine, als er Nicole hörte.
    »Einen Test führe ich noch durch«, sagte er. Er schaute über die verstreut liegenden Steinbrocken und die zwei Tontafeln mit den eingegrabenen Schriftzeichen hin, die ans Akkadische erinnerten.
    »In diesen Steinen steckt etwas, das spüre ich.«
    »Nachher kannst du dir deine alten Steine mit ins Bett nehmen«, schmollte Nicole. »Wenn du sie mir vorziehst…«
    »Wie könnte ich?« beeilte sich Professor Zamorra zu versichern.
    »Für dich lasse ich ganze Pyramiden liegen.«
    »Dann beweise es.«
    Nicoles Bemerkung hatte den Professor auf eine Idee gebracht. Ob er den letzten Test aus der Versuchsreihe heute abend oder morgen früh durchführte, bedeutete keinen Unterschied. Vermutlich ergab er doch nichts.
    Etwas anderes aber war es, wenn er eine oder zwei dieser aus kosmischer Materie bestehenden Dämonenstatuetten unter sein Kopfkissen legte und das magische Amulett um den Hals behielt.
    Vielleicht erhielt er dann im Traum Kenntnis von den Dingen, die er unbedingt wissen wollte.
    Zamorra löschte den Bunsenbrenner und packte zusammen. Er verstaute gerade das Kleinlabor im Koffer, als es an der Zeltwand kratzte.
    »Wer ist da?«
    Es war Bill Fleming. Zamorra öffnete die Öse, die den Reißverschlußclip des Zelteingangs unten hielt. Der blonde New Yorker Historiker trat ein, eine Kühltasche unter dem Arm.
    Als er sie öffnete, sah Zamorra eine Flasche Bourbon und eine mit Soda, sowie zwei Gläser. Bill Fleming grinste jungenhaft.
    »Man soll nie allein trinken, hat mir mein alter Herr immer eingeschärft. Deshalb will ich mit dir einen Schlummertrunk nehmen, Freund Zamorra. Wie sieht es mit den Meteorsteinfiguren aus?«
    Zamorra erklärte es ihm, während Bill Fleming bereits einschenkte. Nicole Duval erschien in einen blaugoldenen Hausmantel gehüllt.
    Die bildhübsche Französin trug das Haar diesmal weißblond und streichholzkurz. Sie hatte hellbraune Augen, in denen manchmal tausend Pünktchen irisierten. Ihr Mund war voll und geschwungen, ihr Gesicht vollendet, und ihre schlanke, aber gutproportionierte Figur hätte selbst einen achtzigjährigen Bischof sein Brevier vergessen lassen.
    Nicole Duval war, wie die beiden Männer, sehr braungebrannt und sah aus wie das blühende Leben.
    »Gib mir auch ein Glas, du Alkoholiker«, sagte sie zu Bill Fleming.
    »Du hättest wenigstens Eis mitbringen können. – Was hörte ich da gerade, Zamorra? Du willst mit diesen grauslichen Steinen schlafen?«
    »Unterm Kopfkissen, ja.«
    Nicole holte ihr Zahnputzglas vom Bord über dem Wassertank und ließ sich einschenken. Die drei hoben die Gläser, sagten:
    »Cheers!« und tranken. Als die Drinks geleert waren, gähnte Nicole unmißverständlich, und Zamorra murmelte etwas von einem harten Tag und nötiger Bettruhe. Bill Fleming streckte im Campingsessel die Beine von sich und stellte sich schwerhörig. Er erzählte Schwänke aus seiner Collegezeit.
    »Weißt du, was flüssiger ist als Alkohol?« fragte ihn Zamorra schließlich.
    »Hm, keine Ahnung. Chloroform?«
    »Nein, old fellow, du. Du bist nämlich überflüssig. Heute abend zumindest.«
    Der Amerikaner erhob sich.
    »Wenn Sie mich so freundlich bitten, dann will ich mich lieber verabschieden, sagte der Gast zum Hausherrn, als der ihm an der Tür in den Hintern trat«, sprach er. »Dann schlaft schön, und vergiß deine Steine nicht, Zamorra.«
    Als Bill Fleming das Zelt verlassen hatte, schloß Zamorra Nicole Duval in die Arme, hob sie auf und trug sie in den Schlafraum hinüber. Später lag er in Decken gehüllt auf seinem Klappbett und konnte lange nicht einschlafen.
    Er hörte Nicoles regelmäßigen Atem. Zamorra tastete nach seinem Amulett und drehte sich auf die andere Seite. Zwei Meteorsteine lagen unter

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