0138 - Risiko unendlich groß
einer Sternenpopulation gehört hatte und seitdem über dem lichtlosen Abgrund aus Zeit und Raum schwebte, um sich mehr und mehr jener Milchstraße zu nähern, in der Intelligenzen einen hoffnungslosen Kampf gegen halbbiologische Roboter führten - gegen jene Roboter, die Frago zu ihrem Kriegsplaneten gemacht hatten.
Als die dritte X-Zeit kam, hatte Rhodan mit Bully die Kommandozentrale aufgesucht. In der THEODERICH stand eine Einsatzgruppe bereit. Jeder einzelne wußte, was er zu tun hatte.
Jeder wußte, daß dieses Experiment mit der Robotwelt Frago der allerletzte Versuch war, die Galaxis vor den Posbis zu retten.
Neben Rhodan saß Bully vor dem großen Instrumentenpult. Jefe Claudrin nahm den Steuersitz ein. Noch brauchte der Epsaler nichts zu tun. Noch wurde die THEODERICH von der Positronik geflogen, aber in dem Augenblick, in dem sich das Schiff wieder im natürlichen Raumzeitgefüge befand, gab es Arbeit genug für ihn.
Von ihm allein würde es zum Teil abhängen, ob der Kugelgigant im Feuer interkosmischer Posbiforts zur Sonne werden oder den gefährlichen Transformstrahlschüssen entkommen würde.
Rhodan schaute auf die Borduhr. In wenigen Sekunden mußte das Schiff wieder ins Universum zurückfallen.
Da! Es war soweit!
Ortung! An drei, vier Geräten gleichzeitig.
Diesmal saß nicht Brazo Alkher in der Feuerleitzentrale. Er gehörte zum Einsatzkommando, er gehörte zu den wenigen Menschen, die bald zum zweitenmal Frago betreten sollten.
„Torpedos ab!” kam es über die Verständigung.
Sechs Raumtorpedos wurden abgeschossen, sechs winzige Projektile, die fünf Minuten benötigten, um fast Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Fragmentraumer konnten ihnen durch blitzschnelle Manöver ausweichen, aber Frago war kein Raumschiff, sondern ein Planet. Diese Sternkugel konnte nichts anderes tun, als versuchen, die Torpedos abzuschießen.
Der Kalup dröhnte. Die THEODERICH war ein zweites Mal in den Zwischenraum gegangen. Keine Sekunde zu früh. Frago hatte den Raumer geortet und auf ihn einen Strahlschuß abgegeben.
Treffer und Übergang in den Zwischenraum waren gleichzeitig erfolgt.
„Das war knapp!” sagte Jefe Claudrin. In der nächsten Sekunde dachte er schon nicht mehr daran.
Der Relieftaster arbeitete wieder.
Dunkelheit lag über dem Schirm. Die Beleuchtung in der Zentrale war weit heruntergeschaltet.
Eine Separatuhr tickte. Sie gab die Zeit an, in der die sechs Raumtorpedos das Relativfeld Fragos erreicht haben mußten.
Ob alle ankamen, war bei der ausgezeichnet arbeitenden Ortung der Posbis fraglich. Aber zwei auf dem Relativfeld punktgenau explodierende Torpedos mit einer Energieentfaltung von je 500 Gigatonnen sollten laut Berechnungen genügen, den planetarischen Schutzschirm zum Zusammenbruch zu bringen.
Drei Minuten.
Vier! Die sechs Torpedos schossen mit 0,8 Licht von der Seite her heran. Sie sollten tangential das Feld treffen, damit nur ein geringer Prozentsatz an zerstörender Energie Verheerungen auf der Roboterwelt anrichten konnte.
Die vierte Minute ging zu Ende.
Auf dem Bildschirm blitzte eine Sonne auf. Die THEODERICH fiel wieder aus dem Zwischenraum. Damit war an mehr als sechzig Prozent der Flotte gleichzeitig ein Impuls abgegeben worden. Über sechstausend Raumer standen plötzlich über Frago.
„Relativfeld besteht nicht mehr!” rief ein Offizier.
Die THEODERICH schoß. Und mit ihr über dreißig andere Schiffe. Auf Frago flogen Abwehrforts auseinander.
Die Glutsonnen aus sechs gezündeten Torpedos schütteten ihr künstliches Licht auf die Welt herunter, die seit Äonen im Interkosmos ihre Bahn zog. Zum erstenmal sahen Tausende von Menschen auf die Oberfläche der Roboterwelt.
Die THEODERICH schoß ununterbrochen. Mehr als dreihundert weitere Raumer griffen gleichzeitig an. Es war ein Wunder, daß dieses Strahlengewirr immer wieder nur posbische Forts vernichtete, die Industrieanlagen aber unbeschädigt ließ.
„Hoffentlich bauen die Robs nicht in Sekundenschnelle ein neues Relativfeld auf, Perry.” Der Kugelriese raste über Frago hinweg. Bully schaute zu Jefe Claudrin. Der Epsaler steuerte das Schiff nicht. Perry las die Gedanken seines Freundes.
„Wir versuchen die Zellspaltungsstation zu finden, Dicker!” „Das ist ja ein Himmelfahrtskommando!” rief der untersetzte Mann impulsiv.
„Hoffentlich liegt die Plasmafabrik nicht auf der anderen Seite dieses Irrsinnssterns. Das ist ja entsetzlich, was die Robs sich dort unten zusammengebaut haben!”
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