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0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
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Luft ablässt.
    »Warum denn nicht?«, fragte ich freundlich.
    »Weil dazu ein Haftbefehl nötig ist!«, trompetete er.
    »Sieh mal an!«, sagte ich. »Was für ein kluger Junge! Nimm einmal an, wir hielten dich für ein verdächtiges Individuum. Nun wollen wir deine Personalien feststellen. Du verweigerst die erbetenen Auskünfte. Was kann jeder Polizist tun?«
    Als ob ich ihn gefragt hätte, antwortete Phil: »Zwecks Feststellung der Personalien sind verdächtige Elemente auf die Wache zu führen.«
    »Also?«, grinste ich. »Was hältst du jetzt von einer freundschaftlichen Unterhaltung?«
    Er hatte die Stirn gerunzelt und dachte nach. Die Unterhaltung mit uns hatte er sich offenbar ganz anders vorgestellt. Schließlich erkundigte er sich schüchtern: »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Wie heißt du?«
    »Ben Bolden.«
    Das war eine kleine Überraschung. Banden werden bei uns meistens nach dem Namen ihres Anführers genannt, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass dieses Jüngelchen imstande sein sollte, eine Gangsterbande anzuführen. Es sei denn, dass es sich hier um eine Bande von Jugendlichen handeln sollte, aber davon hatten wir bisher noch nichts gehört.
    »Bist du der Boss der Bande, die hier haust?«, fragte ich direkt.
    Er erschrak. Manchmal ist es geradezu unglaublich, für wie dumm solche Menschen die Polizei halten.
    »Wieso - eh - ich meine, soll denn hier eine Bande hausen?«
    Ich lachte.
    »Gib dir keine Mühe, mein Lieber! Wir wissen von eurem Verein mehr, als du glaubst. Also: Bist du der Boss oder nicht?«
    Er machte ein mehr als unglückliches Gesicht. Um ihn nicht wieder bockig werden zu lassen, drohte ich: »Also los, steig ein! Hier wird nichts aus unserer Unterhaltung.«
    »Nein, ich sage ja alles!«, beeilte er sich zu versichern. »Mein Bruder Jack ist der Chef.«
    »Schön, mit dem möchten wir sprechen. Wo ist er?«
    »Da drin! Aber er schläft noch.«
    »Dann werden wir ihn wecken.«
    Ich wandte mich mit Phil in Richtung auf das Haus. Er griff schnell nach meinem Ärmel.
    »Um Gottes willen, bleiben Sie hier.«
    Sein Gesicht war kreidebleich.
    »Ich will aber da rein!«, sagte ich.
    »Aber - eh - kann ich denn meinen Bruder nicht herausholen?«
    »Sicher kannst du das. Aber ich möchte es nicht. Ich will mich mal bei euch umsehen.«
    Ich streifte seine Hand ab und machte einen Schritt in Richtung auf das verkommene Haus zu.
    »Halt!«, schrie der Junge. »Sie schießen!«
    Ich blieb stehen.
    »Wer schießt?«
    »Na, die da drin«, sagte er kläglich. »Mein Bruder hat es angeordnet. Es darf kein Fremder ins Haus, und wer es versucht, der soll beschossen werden.«
    Ich stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Das sind ja allerliebste Zustände«, polterte ich los, ganz wie ein biederer Polizist. »Ich werde jetzt mein Revier anrufen, damit man dort genau weiß, dass ich hier bin. Und dann werde ich ins Haus gehen. Und wehe euch, wenn auch nur eine Kugel ihren Lauf verlässt! Das wäre ja noch schöner!«
    Entrüstet schüttelte ich den Kopf. Aber noch bevor ich in den Wagen steigen konnte, rannte der Junge schon zum Haus. Im Laufen rief er über die Schulter zurück: »Warten Sie einen Augenblick, Officer. Ich komme gleich wieder! Ich sage denen nur, dass sie nicht schießen sollen!«
    Ich grinste Phil zu. Mein Freund machte ein missmutiges Gesicht. Er hatte unsere Komödie bis jetzt mitgespielt, ohne von mir erfahren zu haben, welchen Trick ich eigentlich bei dieser Bande anwenden wollte, um sie einmal beäugen zu können.
    Von Frederick Cennedy wussten wir ja, dass sich diese Bande fünfzehn Minuten nach neun auf dem Deegan Boulevard mit jener anderen Bande treffen wollte, in die sich Frederick Cennedy eingeschmuggelt hatte. Ein solches Bandentreffen konnte eigentlich nur den Grund haben, dass ein Coup ausgeführt werden sollte, zu dessen Durchführung eine Bande allein zu schwach gewesen wäre. Und wie hätten wir diesen Coup besser vereiteln köfinen, als indem wir eine der beiden Banden hinderten, pünktlich an Ort und Stelle zu sein?
    Aufgrund dieser Überlegung hatte ich mir meinen Plan zurechtgelegt, von dem unser Auftreten in der Uniform von Polizisten der erste Teil war.
    »Möchtest du mir nicht endlich verraten, wie du die Bande hier daran hindern willst, sich mit der anderen Bande zu treffen?«, maulte Phil, während wir auf dem Hof die Rückkehr des Jungen abwarteten.
    »Ich dachte, du wärst inzwischen von selbst darauf gekommen«, sagte ich. »Denken soll doch deine

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