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0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
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Höflichkeitsform, Ich nickte.
    »Es ist mein voller Ernst, Bolden. Sie denken vielleicht, Ruhestörung, das ist nicht weiter schlimm. Ich muss Sie darauf hinweisen, Bolden, dass es eine ernste Sache ist. Die arbeitenden Menschen haben ein Recht auf ihre Ruhe! Ich muss alle Leute verhören, die hier im Hause sind. Alle!«
    Bolden schoss hoch.
    »Sind Sie verrückt geworden? Wegen so einer Lappalie wollen Sie jetzt großartige Verhöre veranstalten? Ich habe keine Zeit.«
    »Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen«, sagte ich. »Bei uns ist eine Anzeige eingegangen wegen ruhestörenden Lärms, und wir beide haben diese Anzeige zu bearbeiten. Wenn ich darauf warten wollte, dass Sie einmal Zeit haben, könnte ich nächstes Jahr Weihnachten noch warten.«
    Phil steckte sich eine Zigarette an. Er dachte wohl nicht daran, dass ein Cop im Dienst und in Uniform eigentlich nicht rauchen sollte. Aber es konnte kaum auffallen, denn diese Vorschrift bezüglich des Rauchens im Dienst gehört ohnehin zu den Dienstvorschriften, die noch nie ernst genommen worden sind, weil sie es nicht verdienten, ernst genommen zu werden.
    Während Phil also ruhig rauchte und mir die weitere Unterhaltung mit dem Bandenchef überließ, erhob sich Bolden langsam von seinem Bett. Er ging ein paar Schritte auf und ab, und ich ließ ihn nicht aus den Augen.
    Plötzlich blieb er neben dem Tisch stehen, auf dem das Fernsehgerät stand.
    »Sie wollen also im Ernst jetzt sämtliche Leute verhören, die in diesem Haus sind?«
    Er sah mich an. In seiner Stimme war ein eigenartiger Unterton gewesen, und ich beschloss, in den nächsten Minuten sehr auf der Hut zu sein.
    »Ja«, sagte ich. »Das hatten wir vor.«
    Er gab sich einen Schwung und setzte sich auf den Tisch. Mit der linken Hand drehte er wie spielerisch an dem Bedienungsknopf des Fernsehgeräts.
    »Na schön«' sagte er dabei. »Dann legen Sie mal…«
    Wir hörten den Satz nicht bis zum Ende.
    Der Boden unter unseren Füßen gab nach, wir verloren das Gleichgewicht und stürzten nach vorn, in einen schwarzen, gähnenden Schacht, der sich urplötzlich unter unseren Füßen aufgetan hatte…
    ***
    Frederick Cennedy bog mit dem Wagen in die Einfahrt der kleinen Speditionsfirma in Harlem ein, die sich die Bande als Tarnung nach außen hin aufgebaut hatte. Worldman stand auf einem langen Schild, das an der Wand eines aus unbehauenen Natursteinen schlecht und recht zusammengemauerten Gebäudes angebracht war. Es war der Name eines Bandenmitglieds, das noch nicht vorbestraft und deshalb als Aushängeschild der Bande brauchbar erschienen war.
    »So, da wären wir«, sagte Melec. »Steig aus, mein Junge!«
    Der kleine Bursche sah sich um.
    »Aber hier wohnt Onkel Sam doch gar nicht!«, sagte er.
    Melec lachte.
    »Nein, natürlich nicht, du kleiner Schlaukopf! Ich muss nur noch eine Kleinigkeit hier erledigen, dann fahren wir rüber zu Onkel Sam.«
    »Ach so!«
    Der Junge kletterte aus dem Fahrzeug hinaus in den Hof. Er war für sein Alter ein bisschen klein geraten, aber was ihm an Körpergröße fehlte, schien ein aufgeweckter Geist doppelt auszugleichen. Kaum stand er im Hof, da stemmte er die kleinen Fäuste in die Hüften und buchstabierte das Wort auf dem langen Schild.
    »World… mann… Worldman. Richtig Onkel?«, fragte er Frederick.
    Cennedy nickte.
    »Vorkommen richtig. Du kannst gut lesen, was?«
    Der Junge nickte eifrig.
    »O ja! Ich bin der Beste im Lesen in der ganzen Klasse.«
    »Das ist ja großartig«, sagte Fred mit einem anerkennenden Kopfnicken. »Ich würde dir ja gern einen Kaugummi geben, aber ich habe keinen bei mir. Hier hast du einen Nickel, kauf dir selbst einen, ja?«
    »Au fein! Vielen Dank, Onkel!«
    Fred nickte lächelnd und wandte sich an Melec.
    »Brauchst du mich noch, Walt?«
    Melec nickte.
    »Ja. Warte hier. Ich komme gleich wieder. Komm, mein Kleiner, ich habe auch etwas für dich! Ich wollte es dir schon bei deinem letzten Geburtstag geben, aber da hatte ich keine Zeit.«
    Sieh mal an, dachte Fred, da ist einer ein ganz skrupelloser Gangster, aber auch er hat an irgendeiner Stelle das weiche Herz. Ich hätte es Melec gar nicht zugetraut, dass er überhaupt etwas fühlen kann außer Habgier.
    Melec nahm den Jungen bei der Hand und ging mit ihm in das Gebäude hinein, das angeblich die Büroräume einer Spedition enthielt, in Wirklichkeit aber der Treffpunkt von New Yorks gefährlichster Bande war.
    »Es dauert nur ein paar Minuten, Fred«, sagte Melec noch, dann

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