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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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war ein altes, traditionsreiches Land mit einer langen und blutigen Geschichte. Hier hatten viele Dämonen gehaust, der Berüchtigste war Vlad der Pfähler, der als Dämon zu Dracula, dem größten Vampir aller Zeiten wurde.
    Zamorra hatte sich wegen seiner schnellen Abreise nicht um weitere dämonische Fälle in Rumänien kümmern können. Zudem beruhten viele der Spuk-und Horrorereignisse auch nur auf Einbildung und Aberglauben, auf dummem Gerede und maßloser Übertreibung.
    Farntisek Gabö verabschiedete sich fürs erste von seinem alten Freund, dem Schweinehirten, und wanderte nach Dragoviste weiter. Er schritt rasch aus. Bald sah er den Flecken mit der kleinen Kirche in der Mitte am Berghang vor sich.
    Einige Kinder liefen ihm entgegen. Binnen weniger Minuten verbreitete sich die Nachricht, daß Frantisek, der Hexenschreck, in Dragoviste eingetroffen war. Der Landstreicher marschierte geradewegs zum Popen hin.
    Er störte Imri Jalea in seinem Garten bei der Lektüre eines geistlichen Buches. Der Pope und der Landstreicher kannten sich nicht. Imri Jalea war keineswegs erbaut von der zerlumpten Erscheinung, die ihm da ihre Hilfe im Kampf gegen die Mächte des Bösen antrug.
    Er hätte Frantisek Gabö am liebsten gleich wieder weggeschickt. Aber so leicht ließ sich der Landstreicher nicht abweisen.
    »Gehen wir also zu diesen beiden Kreaturen des Bösen«, sagte der kleine Pope schließlich unfreundlich. »Ich habe darüber nachgedacht, und ich meine jetzt, daß der graue Wolf und die weiße Wölfin doch dämonische Geschöpfe sein müssen. Wir haben sie bei Bela Stancu gefunden, dem alten Hexer, der mit dem Dämon vom Oituz-Paß paktierte. Von ihm kann nichts Gutes kommen.«
    »Ist Bela Stancus Tod schon ans Kommissariat in der Bezirkshauptstadt gemeldet?« fragte Frantisek.
    »Ich glaube nicht«, antwortete der Pope ausweichend, obwohl er genau wußte, daß es nicht so war. »Wenn ihn jemand vermißt, soll er ihn suchen.«
    Die beiden ungleichen Männer verließen den kühlen, schattigen Garten des Popen und gingen durchs Dorf zu dem alten Stall hin, in dem die Wölfe eingesperrt waren. Frantisek Gabö begrüßte ein paar alte Bekannte, hielt sich aber nicht auf.
    Der Stall lag am Dorfrand hinter einem engen kleinen Steinhaus. Chivu Tineanu, der Hausbesitzer, war ein Witwer, war mit seinem Sohn auf dem Feld. Zwei junge Männer und ein alter Mann hielten bei dem Stall Wache. Sie waren mit einer Pistole und einer Flinte bewaffnet und trugen Messer und derbe Knüppel bei sich.
    Um diese Zeit hatten die Bauern alle auf dem Feld zu tun. Jede Hand wurde zum Einbringen der Ernte gebraucht. Im Dorf waren meist nur alte Leute und Kinder zurückgeblieben. Die Alten und die Kinder folgten Frantisek und dem Popen.
    Sie blieben in einigem Abstand vor dem aus Bruchsteinen errichteten Stall stehen und sahen zu, wie Frantisek Gabö die Tür öffnete und eintrat, nachdem der Pope seine Erlaubnis dazu gegeben hatte. Aus dem Stall ertönte bereits das heisere Bellen der beiden Wölfe.
    Der Pope und die beiden Bewaffneten blieben bei der Tür stehen, die nur einen Spalt offengelassen wurde. Frantisek Gabö aber trat in dem dämmrigen, dumpfen Stall auf den grauen Wolf und die weiße Wölfin zu.
    In dem engen Raum konnten sie sich frei bewegen. Man hatte ihnen etwas Wasser und rohes Fleisch gegeben, aber nicht zuviel. Die Wölfe waren immer noch hungrig.
    Frantisek umklammerte seinen derben Knotenstock. Er betrachtete sich den großen grauen Wolf und die grazile weiße Wölfin genau. Sie schauten ihn mit ihren grünen Lichtern an. Der graue Wolf winselte, er begann mit dem Schwanz zu wedeln.
    Die Wölfin aber stieß mit der Schnauze gegen Frantisek Gabös Hand.
    »Ei fordibscht, beim Herrgott von Bistritzt«, sagte Fantisek Gabö, wobei er wieder ins Sächsische verfiel. »Ihr beeden Hübschen seid also die Wölfe, die ihren Namen schreiben und rechnen können. Dann stellt euch mir mal vor. Ich bin der Gabö Frantisek, auch Frantisek, der Hexenschreck, genannt.«
    Der graue Wolf nickte, so als ob er das schon gewußt hätte. Er reichte Frantisek Gabö die Pfote, der Landstreicher ergriff und schüttelte sie. Auch die der weißen Wölfin.
    »Manieren habt ihr«, lachte er. »Dann wollen wir mal palavern.«
    Frantisek setzte sich auf die steinerne Futterraufe, an der früher zwei Kühe angekettet gewesen waren. Es stank in dem Stall, und es war zum Ersticken heiß.
    Der graue Wolf äugte den Popen, der neugierig die Nase vorstreckte,

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