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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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böse an. Dann begann er, mit der Pfote langsam auf den Boden zu schreiben.
    Frantisek Gabö staunte nicht schlecht, als er sah, daß die Buchstabe französische Wörter ergaben. Fränzösisch konnte weder der Pope noch sonst jemand im Dorf.
    »Ich bin Bill Fleming«, schrieb der graue Wolf langsam, wobei Frantisek Gabö manchmal Mühe hatte, die Buchstaben zu erkennen. Der Wolf mußte sie dann wiederholen. »Die weiße Wölfin ist Nicole Duval. Wir sind durch übernatürliche Kräfte in Wölfe verwandelt worden.«
    »Heiliges Ganonenrohr!« rief Frantisek Gabö und sprang hoch. Er redete schnell auf Französisch weiter. »Der kulturlose Ami und die schöne Fräulein Nylon. Ist denn das die Möglichkeit? Da will ich doch mein Lebtag lang Buttermilch trinken, wenn ich so etwas je geglaubt hätte. Weiß denn Professor Zamorra davon?«
    Der graue Wolf und die weiße Wölfin schüttelten die Köpfe.
    Frantisek Gabö war völlig außer sich und lief hin und her.
    »Wißt ihr einen Weg, wie ich euch wieder in Menschen verwandeln kann?« fragte er.
    Abermals erfolgte ein Kopfschütteln.
    Da war Frantisek Gabö auch schon mit seinem Latein am Ende.
    »Ich muß schleunigst Professor Zamorra verständigen«, sagte er. »Potzblitz und Deibel, jetzt schleecht’s dreizehne.«
    Frantisek machte sich mit einigen Flüchen Luft. Da er dabei auch ins Rumänische verfiel, verwies der kleine Pope es ihm streng.
    »Sprechen Sie gefälligst nicht in einer fremden Sprache mit diesen zwei Untieren«, tadelte er den Landstreicher. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Es sind verwunschene Menschen«, antwortete Frantisek Gabö, der sich überlegte, daß er dem Popen nicht zuviel verraten durfte. Der kleine Fanatiker hatte den Hexer Bela Stancu unter die Erde gebracht, er würde nicht zögern, Bill Fleming und Nicole Duval in ihrer Wolfsgestalt gleichfalls in Leichen zu verwandeln. »Sie müssen Sie besser unterbringen, es darf ihnen kein Haar gekrümmt werden, Vater Jalea.«
    »Sie bleiben hier«, entschied der Pope. »Ich traue ihnen nicht. Wenn es nach mir ginge, würden sie erschossen oder erschlagen und verbrannt, dann bestünde keine Gefahr mehr. Ich glaube nicht, daß es verzauberte Menschen sind. Es handelt sich um Dämonen, die Sie belügen und auf ihre Seite bringen wollen, Gabö.«
    Es gab einen Disput, den der Pope für sich entschied. Wenn der Bürgermeister Dheorgiu nicht gewesen wäre, auf den die meisten Dorfbewohner hörten, dann wären Bill Fleming und Nicole Duval ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen. Die abergläubischen Bauern waren leicht aufzuhetzen.
    »Sie verlassen den Stall auf der Stelle«, ordnete Imri Jalea an. »Wir wollen erst einmal abwarten, wie sich diese Wolfsbestien heute nacht verhalten, besonders in der Geisterstunde. Dann sehen wir weiter.«
    Frantisek Gabö mußte gehorchen, der Pope hätte ihn sonst mit Gewalt aus dem Stall holen lassen.
    Frantisek flüsterte dem grauen Wolf und der weißen Wölfin zu: »Ich verständige Professor Zamorra. In Kürze befreie ich euch.«
    Dann ging er hinaus, die Wölfe schauten ihm nach. Die schwere Tür fiel mit einem dumpfen Laut ins Schloß, der massive Riegel wurde vorgelegt und zusätzlich mit einem Vorhängeschloß gesichert.
    Bill Fleming und Nicole Duval waren wieder eingesperrt. Daß sie das Kreuz verehrt hatten und von Weihwasser und Gebeten nicht beeindruckt wurden, ihre Schreib-, Rechen- und sonstigen Kunststücke, das alles half ihnen nicht viel.
    Viele Dorfbewohner glaubten wie Imri Jalea, daß es am besten sei, die beiden seltsamen Wölfe umzubringen, um jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen.
    ***
    Auf Château de Montagne steckte Professor Zamorra mitten in seinen Abreisevorbereitungen. Es war nicht seine erste Reise in den Ostblock. Zamorra hatte dort bereits gegen Dämonen gekämpft und sich ausgezeichnet.
    Einer seiner hervorragendsten Fälle war die Vernichtung des Satanskometen, die Seele des dämonischen Kosaken Stenka Radzak. [4]
    Seitdem wurde Zamorra in der UdSSR und den mit ihr liierten Ostblock-Ländern als verdienstvolle Persönlichkeit und als Freund betrachtet. Er besaß einen Sonderpaß des Politbüros und war der Träger eines hohen Sowjetordens, der ihm für seine Verdienste beim Kampf gegen den Höllenkometen nachträglich verliehen worden war.
    Zamorra überlegte gerade, ob er bis zum folgenden Tag warten sollte, um nach Bukarest zu fliegen. Oder ob er einen Hubschrauber chartern sollte, der ihn zum Pariser Großflughafen Orly brachte.

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