0139 - Wo der Werwolf lauert
hämmern.
Die Furcht umkrallte sie wie mit eisigen Fingern. Die Dämonenwölfe schlossen einen Ring um sie, sie waren fast doppelt so groß wie der graue Wolf und die weiße Wölfin. Sie knurrten sie an. Ihr glühender Atem stank nach Schwefel und Pest, das Entsetzen ließ Bill Flemings und Nicole Duvals Nackenfell sich sträuben.
Ein Wolfsmonster schnappte nach Nicoles Flanke, um sie anzutreiben. Da schnellte der graue Wolf herum und sprang dem Untier an den Hals. Der Dämonenwolf heulte auf, Bill Fleming hatte sich in seine Kehle verbissen.
Für einen Moment waren die Monstren verwirrt, auch der Dämon stutzte. Nicole Duval sprang mit einem geschmeidigen Satz aus dem Kreis der Dämonenwölfe. Die weiße Wölfin rannte los, in den strömenden Regen und den finsteren Wald hinein.
Sie wußte, daß sie keine Chance hatte, wenn sie mit Bill Fleming zusammen kämpfte. Sie ließ ihn nicht im Stich, aber sein Einsatz wäre umsonst gewesen, wäre sie geblieben. Bill Fleming wollte Nicol Duval eine Chance zur Flucht geben, dafür setzte er sein Leben ein.
Beau Gunod schrie einen Befehl in der Sprache der Hölle. Aus seiner rechten Hand schoß ein Blitz, der die weiße Wölfin nur knapp verfehlte und krachend in einen Baumstamm schlug.
Nicole rannte weiter, so schnell sie konnte. Sie vermochte nur einen raschen Blick zurückzuwerfen und sah, daß vier Dämonenwölfe sich auf Bill Fleming gestürzt hatten und ihm das Fell zausten.
Die vier ändern Monstren setzten der weißen Wölfin nach. Beau Gunod hatte seine weltmännische Maske fallenlassen. Mit rauher Stimme brüllte er Bannbeschwörungen, die Nicole Duval lähmen sollten.
Doch in Wolfs- oder Menschengestalt, auch Nicole hatte Kenntnisse auf dem Gebiet der Magie. In ihrem Geist spulten Gegenformeln der Weißen Magie ab. Beau Gunod vermochte es nicht, sie zu bannen. Der Dämon blieb zurück, er hetzte seine Wolfsmonstren hinter der flüchtenden weißen Wölfin her.
Nicole hörte ihr Heulen und Hecheln hinter sich, sie glaubte ihren glühenden Atem im Rücken zu spüren. Mit weiten Sprüngen setzte sie über gestürzte Bäume und einen Bach hinweg. Der Gewitterregen näßte ihr weißes Fell, Blitz und Donner begleiteten ihre Flucht.
Die weiße Wölfin schlug Haken. Der Wolfskörper hatte ungeahnte Reserven, auf vier Beinen lief es sich viel besser und schneller wie auf zweien. Nicht die Anstrengungen der Flucht, ein innerer Schmerz wollte Nicole Duvals Herz zerspringen lassen.
Sie glaubte nichts anderes, als daß die Dämonenwölfe Bill Fleming zerrissen hätten. Ihre Augen brannten. Aber Wölfe konnten nicht weinen.
***
Eine Antonow An-12 der Aeroflot brachte Professor Zamorra nach Bukarest. Als er um 5 Uhr 10 die Maschine verließ und in den kleinen Flughafenbus stieg, war es bereits seit fast einer Stunde hell.
Zamorra gähnte. Er hatte in der Maschine kurze Zeit geschlafen. Die ungesunde Lebensweise der letzten Wochen machte sich bei ihm bemerkbar, er mußte seine Kondition wieder steigern. Doch erst einmal galt es, Bill Fleming und Nicole Duval zu retten und den Höllenspuk der Dämonenwölfe und ihres Herrn und Meisters zu beenden.
Der Bus brachte Zamorra und acht weitere Passagiere zu dem ziemlich kleinen und primitiv wirkenden Tower. Mit Orly war der Flughafen von Bukarest nicht zu vergleichen. Der Professor betrat das Flughafengebäude.
Mit seinem Sonderpaß konnte er bei der Paß- und Zollkontrolle anstandslos passieren. Die Zöllner verwiesen Zamorra an die Flughafenpolizei, die ihm weiterhelfen sollte. Bevor er die Polizeidienststelle aufsuchte, holte Zamorra erst einmal seinen großen Reisekoffer am Gepäckschalter ab.
Die Beamten im Polizeibüro nahmen stramme Haltung an, als Zamorra ihnen seinen Sonderpaß und das Empfehlungsschreiben vom Politbüro der UdSSR präsentierte. Zamorra wurde sofort als VIP behandelt, als sehr wichtige Persönlichkeit.
Über den Grund seiner Anwesenheit in Rumänien schwieg der Professor sich aus. Er sagte den Polizisten lediglich, er würde ihn später Dr. Nikolaj Kapnin mitteilen, der im Obersten Sowjet saß und ein führender Funktionär des Politbüros der UdSSR war.
Dr. Kapnin war außerdem noch ein alter Freund und Studiengenosse Zamorras von der Pariser Sorbonne-Universität. Durch ihn war Zamorra auf den Höllenkometen von Kiew gestoßen.
Zamorras Verbindungen erzielten genügend Eindruck. Die Polizisten versprachen, ihm schnellstens einen Leihwagen zu besorgen, sie boten ihm auch einen Dolmetscher und
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