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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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rauche?«
    »Nein, durchaus nicht«, sagte der Doktor liebenswürdig. »Vermutlich nehmen Sie die Dame gleich mit?«
    Tarling nickte.
    »Ich kann mir kaum denken, daß so ein Mädchen einen solchen Mord begangen hat«, meinte Dr. Saunders. »Sie verfügt nicht über die notwendigen Kräfte, um all das auszuführen, was der Mörder tat. Ich habe alle Einzelheiten im ›Morning Globe‹ gelesen. Thornton Lyne ist doch hundert Meter weit von seinem Wagen fortgeschleppt worden. Aber dieses junge Mädchen könnte ja kaum ein schweres Kind heben.«
    Tarling nickte zustimmend.
    »Außerdem hat sie auch nicht das Aussehen einer Mörderin. Ich will nicht sagen, daß sie die Tat nicht ausführen konnte, weil sie so schön ist. Aber ich habe schon viele Menschen gesehen und kenne mich ein wenig aus. Ihr Typ ist von einer inneren, vergeistigten Schönheit. Ich halte es für ausgeschlossen, daß sie einen Mord begehen könnte.«
    »Ich bin ganz Ihrer Ansicht«, entgegnete Tarling. »Ich bin fest davon überzeugt, daß sie unschuldig ist, obwohl alle Anzeichen gegen sie sprechen.«
    Das Telefon läutete in diesem Augenblick. Der Doktor ging an den Apparat und sprach einige Worte.
    »Ein Gespräch von außerhalb.« Er reichte dem Detektiv den Hörer über den Tisch. »Für Sie, ich glaube, man spricht von Scotland Yard aus.«
    »Hier ist Whiteside«, hörte Tarling eine Stimme. »Sind Sie dort, Mr. Tarling? Wir haben den Revolver gefunden.« »Wo?« fragte Tarling schnell. »In der Wohnung von Miss Rider.«
    Entsetzen zeigte sich in Tarlings Gesicht, aber schließlich war diese Entdeckung ja zu erwarten. Für ihn unterlag es keinem Zweifel, daß Thornton Lyne in Odettes Wohnung ermordet worden war, und wenn das stimmte, war es nur natürlich, daß man auch die Waffe am Tatort fand.
    »Wo haben Sie denn die Pistole gefunden?«
    »Sie lag in dem Nähkorb, ganz unten auf dem Boden, und war mit Wollknäueln, Flicken und Bandstücken bedeckt.«
    »Was war es denn für ein Revolver?« fragte Tarling.
    »Eine Browning-Pistole. Es waren noch sechs Patronen im Rahmen und eine im Lauf. Offensichtlich war sie abgefeuert worden, denn der Lauf war innen ganz mit Pulverschleim überzogen. Wir haben auch das Geschoß im Kamin gefunden. Haben Sie Miss Stevens dort getroffen?«
    »Jawohl«, sagte Tarling ruhig. »Miss Stevens ist identisch mit Odette Rider.«
    Er hörte den ändern am Telefon pfeifen. »Haben Sie sie verhaftet?«
    »Noch nicht«, entgegnete Tarling. »Kommen Sie, bitte, und holen Sie mich vom Zug ab. Ich werde in einer halben Stunde von hier abfahren.«
    Er hängte ein und wandte sich zu dem Arzt. »Ich vermute, man hat eine Pistole gefunden?« fragte der Doktor interessiert.
    »Ja.«
    »Hm«, sagte der Doktor und schaute nachdenklich auf Tarling. »Das ist eine böse Sache. Was war denn eigentlich dieser Thornton Lyne für ein Mensch?«
    Tarling zuckte die Schultern.
    »Er war gerade nicht der Beste. Aber selbst der schlechteste Mensch hat ein Anrecht auf den Schutz des Gesetzes, und der Mörder wird unter allen Umständen bestraft werden -«
    »Sie meinen die Mörderin?« fragte der Doktor lächelnd.
    »Nein, der Mörder«, sagte Tarling kurz. »Die Strafe wird nicht davon beeinflußt, ob der Tote einen guten oder einen schlechten Charakter hatte.«
    Dr. Saunders blies dichte Rauchwolken von sich.
    »Es ist ganz verfehlt, ein Mädchen wie Miss Rider mit einem solchen Mord zu belasten.«
    Es klopfte an die Tür, und die Oberin trat herein.
    »Miss Stevens ist fertig«, sagte sie.
    Tarling erhob sich. Auch Dr. Saunders stand auf, trat an sein Pult, nahm das große Krankenbuch herunter, legte es auf den Tisch, schlug es auf und griff zur Feder.
    »Ich muß nur noch kurz die Entlassung eintragen«, sagte er und blätterte verschiedene Seiten um. »Hier. Miss Stevens, leichte Gehirnerschütterung und Quetschung.«
    Plötzlich schaute er den Detektiv an.
    »Wann wurde der Mord begangen?« »Am Abend des 14.«
    »Am 14.«, wiederholte der Doktor in Gedanken. »Um wieviel Uhr?«
    »Der Zeitpunkt liegt nicht ganz fest«, entgegnete Tarling ungeduldig. Er hätte am liebsten die Unterhaltung abgebrochen, der geschwätzige Arzt fiel ihm auf die Nerven. »Wahrscheinlich kurz nach elf.«
    »War es bestimmt nach elf? Wäre es nicht möglich, daß die Tat früher begangen wurde - wann hat man denn Mr. Lyne das letzte Mal gesehen?«
    »Um halb zehn«, antwortete Tarling etwas ironisch. »Wollen Sie denn auch Detektiv werden, Doktor?«
    »Nein,

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