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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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eben, als ich Ihnen sagte, ich sei nicht ausgegangen, daß Sie mir genau erzählten, wohin ich gegangen sei und was ich eingekauft hätte.«
    »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen - Sie haben grüne Seide, sechs Taschentücher und eine Zahnbürste gekauft«, erwiderte Tarling prompt.
    »Ich hätte Sie also doch besser kennen sollen«, sagte sie, »Sie haben diese Spione aufgestellt?«
    »Wie man es nimmt«, antwortete er vergnügt. »Ich habe nur eben mit dem Empfangschef unten in der Halle gesprochen, der hat mir allerhand erzählt. Ist er Ihnen etwa bei Ihren Einkäufen gefolgt?«
    »Nein, ich habe niemanden gesehen«, gestand sie ihm ein, »obgleich ich mich sehr sorgsam umgesehen habe. Sagen Sie mir aber jetzt bitte, was Sie mit mir anfangen wollen?«
    Statt jeder Antwort nahm Tarling einen flachen, länglichen Kasten aus der Tasche. Sie schaute ihm verwundert zu, als er den Deckel öffnete, und sah eine Porzellanschale, die mit einer dünnen Schicht schwarzer Farbe bedeckt war, und zwei weiße Karten. Seine Hand zitterte, als er sie auf den Tisch legte, und sie verstand plötzlich die Bedeutung.
    »Wollen Sie meine Fingerabdrücke nehmen?«
    »Es tut mir leid, daß ich Sie darum bitten muß - aber -«
    »Zeigen Sie mir nur, wie ich es machen muß«, unterbrach sie ihn, und er gab ihr die Anleitung.
    Er fühlte sich nicht ganz wohl dabei - er kam sich wie ein Verräter vor. Vielleicht hatte sie seine Gedanken erkannt, denn sie lachte, als sie ihre schmutzigen Finger wieder reinigte.
    »Pflicht ist Pflicht«, sagte sie etwas spöttisch. »Aber sagen Sie mir bitte, wollen Sie mich die ganze Zeit beobachten lassen?«
    »Nur noch eine kleine Weile«, erwiderte Tarling ernst. »So lange, bis wir die Informationen haben, die wir brauchen.«
    Er ließ den Kasten wieder in seine Tasche gleiten. »Wollen Sie uns denn wirklich nicht Aufschluß geben? Meiner Meinung nach begehen Sie einen großen Fehler. Aber schließlich bin ich ja nicht von Ihren Angaben abhängig. Ich werde wahrscheinlich alles herausbringen, ohne daß Sie nur ein Wort sagen. Es hängt nur davon ab - «
    »Wovon?« fragte sie neugierig, als er zögerte. »Von dem, was andere mir erzählen.« »Andere? Welche anderen meinen Sie denn?« Sie sah ihm gerade ins Gesicht.
    »Es war einmal ein berühmter Politiker, der den Ausspruch prägte: ›Warte ab und sieh zu‹ «, entgegnete Tarling. »Ich möchte Sie bitten, diesem Rat zu folgen. Nun will ich Ihnen etwas sagen, Miss Rider«, fuhr er fort. »Morgen werde ich die Beobachter entfernen, aber ich ersuche Sie dringend, noch eine Weile hier im Hotel zu bleiben. Es ist ganz klar, daß Sie nicht in Ihre Wohnung zurückkehren können.«
    Odette zitterte. »Sprechen Sie bitte nicht darüber«, bat sie leise. »Aber ist es denn notwendig, daß ich hier bleibe?«
    »Ich wüßte auch noch eine andere Lösung«, sagte er langsam und sah sie scharf an. »Sie können auch zu Ihrer Mutter nach Hertford gehen.«
    Sie blickte schnell auf. »Das ist ganz unmöglich.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Warum schenken Sie mir Ihr Vertrauen nicht, Mss Rider? Ich würde es nicht mißbrauchen. Warum erzählen Sie mir denn nichts von Ihrem Vater?«
    »Von meinem Vater?« Sie schaute ihn verwirrt an.
    Er nickte.
    »Aber ich habe doch keinen Vater mehr.«
    »Haben Sie -« Es wurde ihm schwer, die Worte zu finden, und er vermutete, daß sie wußte, was er fragen wollte. »Haben Sie einen Verehrer?«
    »Wie meinen Sie das?« fragte sie. Er merkte an dem Ton ihrer Stimme, daß sie unwillig war.
    »Ich meine damit, wie Sie zu Mr. Milburgh stehen, was bedeutet er Ihnen?«
    Sie sah ihn verwirrt und bestürzt an. »Nichts!« sagte sie heiser. »Nichts! Nichts!«

18
    Tarling ging auf seinem Heimweg langsam die breite Edgware Road entlang. Er hielt den Kopf gesenkt und die Schultern vornübergeneigt. Er wollte nicht daran denken, daß er unter diesen Umständen selbst verdächtigt wurde. Er war ein verhältnismäßig unbekannter Detektiv, der vor einiger Zeit aus Schanghai gekommen war. Seine Verwandtschaft mit Thornton Lyne und die Tatsache, daß er sein einziger Erbe war, hatten ihn verdächtig gemacht. Obendrein war sein eigener Revolver am Tatort gefunden worden. Die höheren Beamten würden ihren Verdacht sicherlich nicht deshalb fallen lassen, weil er mit der Bearbeitung des Falles betraut war.
    Er wußte nur zu gut, daß die ganze große Maschinerie von Scotland Yard in Bewegung gesetzt war und nun mit aller Energie daran arbeitete,

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