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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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alle Rechnungsbücher des Geschäftshauses Lyne sind der bekannten Firma Dashwood & Solomon in St. Mary Axe übergeben worden, damit sie dort geprüft werden. Wenn Sie den Verdacht haben, daß Angestellte die Firma benachteiligt haben und daß diese Diebstähle mit dem Mord etwas zu tun haben sollten, wird Ihnen das Resultat der Untersuchung jedenfalls nützlich sein.«
    Tarling nickte.
    »Wie lange wird die Prüfung dauern?« fragte er.
    »Die Bücherrevisoren haben eine Woche dafür angesetzt. Die Bücher sind heute morgen zu der Firma hingebracht worden. Das erinnert mich übrigens an Ihren Freund, Mr. Milburgh. Er hat der Polizei bereitwilligst alle Auskünfte gegeben, so daß sie sich ein klares Bild von der finanziellen Lage des Geschäfts machen kann.«
    Cresswell lehnte sich in seinen Sessel zurück und sah Tarling an.
    »Es war also Ihre Waffe, mit der der Mord begangen wurde?« sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Das scheint für Sie recht unangenehm zu sein.«
    »Ich weiß auch nicht, was ich daraus machen soll«, erwiderte Tarling lachend. »Ich gehe jetzt heim und stelle sofort Nachforschungen an, wie meine Pistole dorthin kommen kann. Ich kann mich noch genau darauf besinnen, daß ich sie vor vierzehn Tagen herausnahm und zu einem Waffenschmied schickte, der sie ölen sollte.«
    »Wo verwahren Sie gewöhnlich die Pistole?«
    »In einer Kommode bei all den anderen Andenken an Schanghai. Niemand außer Ling Chu hat Zutritt zu meinem Zimmer, und der Chinese ist immer in der Wohnung, wenn ich ausgehe.«
    »Sprechen Sie von Ihrem chinesischen Diener?«
    »Er ist nicht gerade mein Diener«, sagte Tarling lächelnd. »Er ist einer der besten eingeborenen Detektive und hat schon viele Verbrecher gefangen und überführt. Er ist absolut zuverlässig, und ich kann ihm unter allen Umständen trauen.« »Mr. Lyne ist also mit Ihrer Pistole ermordet worden?« fragte Cresswell wieder. Es trat eine kleine Pause ein.
    »Vermutlich fällt Lynes ganzes Vermögen an die Krone«, fuhr Cresswell fort. »Soviel ich weiß, hinterläßt er keine Verwandten oder Erben.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Tarling ruhig.
    Cresswell sah ihn erstaunt an.
    »Hat er doch einen Erben?«
    »Er hat einen Vetter«, entgegnete Tarling lächelnd, »der leider nahe genug mit ihm verwandt ist, um sich als Erbe der Lyneschen Millionen legitimieren zu können.«
    »Warum leider?« fragte Cresswell.
    »Weil ich dieser Erbe bin«, antwortete Tarling.

17
    Tarling verließ die Polizeidirektion und ging an dem sonnenbeschienenen Themseufer entlang. Er war aufgeregt und sagte sich selbst, daß die Aufklärung dieses Falles über seine Kräfte hinausginge. Der hohe Polizeibeamte hatte ihn merkwürdig angesehen, als er erfuhr, daß der alleinige Erbe des großen Vermögens der Detektiv war, der diesen Mord aufklären wollte. Obendrein hatte man seinen Revolver in dem Zimmer gefunden, in dem der Mord begangen wurde.
    Er mußte über dieses Zusammentreffen lächeln. Nun war einmal die Reihe an ihm, ungerechterweise in Verdacht zu kommen, und er mußte plötzlich daran denken, wie viele Menschen er wohl schon während seiner Laufbahn fälschlich verdächtigt hatte. Er stieg die Treppe zu seiner Wohnung hinauf und fand Ling Chu damit beschäftigt, Silber zu putzen. Ling Chu war eigentlich ein Diebsfänger und in seiner Art ein großer Detektiv, er hatte aber nebenbei auch die Aufgabe übernommen, sich um das persönliche Wohlbefinden Tarlings zu kümmern. Tarling sprach kein Wort, sondern ging geradenwegs in sein Zimmer und öffnete eine Kommode. In einer besonderen Schublade lagen seine weißen Tropenanzüge, tadellos sauber und peinlich geglättet. Sein Tropenhelm hing an einem Haken und daneben seine lederne Revolvertasche. Er nahm sie herunter und sah, daß die Tasche leer war. Er hatte es auch gar nicht anders erwartet. »Ling Chu«, sagte er ruhig.
    »Ich höre dich, Lieh Jen«, sagte der Chinese und legte Löffel und Putzzeug beiseite.
    »Wo ist mein Revolver?«
    »Er ist fort, Lieh Jen.«
    »Seit wann ist er fort?«
    »Seit vier Tagen«, sagte Ling Chu gelassen.
    »Wer hat ihn fortgenommen?«
    »Ich vermisse ihn seit vier Tagen.« Eine Pause trat ein, dann nickte Tarling langsam.
    »Es ist gut, Ling Chu. Wir wollen nicht mehr darüber sprechen.«
    Trotz seiner äußeren Ruhe war er sehr bestürzt. War es möglich, daß jemand in der Abwesenheit Ling Chus in den Raum gekommen war? Sie waren doch nur einmal zusammen ausgegangen, an jenem Abend, als

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