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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihn in diese Tragödie hineinzuziehen. Obwohl man wenig davon merkte, war er sich doch vollständig darüber klar. Aber er lächelte nur und ging mit einem Achselzucken darüber hinweg.
    Der stärkste Verdacht fiel auf Odette Rider. Daß Thornton Lyne sie wirklich geliebt hatte, bildete Tarling sich nicht einen Augenblick ein. Lyne war keiner wahren Liebe fähig, sein Reichtum hatte es ihm leicht gemacht, und nur wenige Frauen hatten seinen Wünschen widerstanden. Odette Rider war eine Ausnahme gewesen. Tarling allein hatte die Szene geahnt, die sich zwischen Lyne und Odette an jenem Tag ereignete, als er seinen Besuch in der Firma machte. Aber es mußte auch schon mancher andere Auftritt vorausgegangen sein, der peinlich für das Mädchen und beschämend für den Toten war.
    Immerhin war er froh über die Gewißheit, daß Odette nicht als Täterin in Frage kam. Er hatte sich seit einiger Zeit schon angewöhnt, sie in Gedanken nur noch Odette zu nennen, eine Entdeckung, über die er unter anderen Umständen gelächelt hätte. Er konnte sie vollständig ausschalten, denn es war unmöglich, daß sie an zwei Stellen zugleich sein konnte. Als Thornton Lyne im Hydepark aufgefunden wurde, lag sie bewußtlos in einem Hospital in Ashford, fünfzig Meilen vom Tatort entfernt.
    Aber was sollte er von Milburgh, diesem kriechenden und glatten Menschen denken? Tarling erinnerte sich an die Tatsache, daß der verstorbene Lyne ihm die Aufgabe gestellt hatte, sich über Milburghs Lebensweise zu erkundigen. Milburgh stand unter dem dringenden Verdacht, die Firma um große Summen betrogen zu haben. Wenn Milburgh nun den Mord begangen hätte? Wäre es nicht möglich gewesen, daß er seinen Chef erschossen hatte, um seine Unterschlagungen zu verbergen? Aber das war ein Trugschluß. Denn Lynes Tod mußte ja die Untersuchung und Entdeckung seiner Veruntreuungen nur noch beschleunigen. Es lag doch auf der Hand, daß beim Tod des Geschäftsinhabers alle Bücher revidiert werden mußten und daß dann alles herauskam. Milburgh wußte das doch auch genau.
    Aber auf der anderen Seite kam es häufig vor, daß Verbrecher die törichtsten und unsinnigsten Handlungen begingen. Sie überlegten sich oft kaum die Konsequenzen ihrer Taten, und ein Mann wie Milburgh war in seiner Verzweiflung vielleicht nicht imstande gewesen, alle Möglichkeiten zu übersehen, die ein solches Verbrechen heraufbeschwören konnte.
    Als Tarling am Ende der Edgware Road angekommen war, wurde er plötzlich angerufen. Er wandte sich um und sah, daß ein Auto dicht an den Gehsteig fuhr. Inspektor Whiteside sprang heraus.
    »Ich wollte gerade zu Ihnen fahren, um Sie zu sprechen. Ist Ihre Unterredung mit der jungen Dame jetzt beendet? Ich will nur noch den Chauffeur bezahlen. In der Direktion habe ich auch Ihren Chinesen gesehen. Vermutlich haben Sie ihn nur fortgeschickt, um ihn einige Zeit los zu sein? - Ich weiß, worüber Sie sich Gedanken machen«, fuhr Whiteside fort, »aber glauben Sie mir, der Chef hält die ganze Sache nur für ein merkwürdiges Zusammentreffen. Haben Sie Nachforschungen nach Ihrem Revolver angestellt?«
    Tarling nickte.
    »Haben Sie feststellen können, wie er in den Besitz des -«, er machte eine Pause, »Mörders von Thornton Lyne kam?«
    »Ich habe eine Vermutung, aber sie ist noch nicht recht begründet.«
    Ohne weiteres erzählte Tarling ihm von der Entdeckung, die er in Ling Chus Kiste gemacht hatte, von den Zeitungsausschnitten, die über Mr. Lynes Auftreten in Schanghai und die tragischen Folgen berichteten.
    Whiteside hörte schweigend zu.
    »Sicherlich steckt etwas dahinter«, sagte er schließlich, als Tarling seinen Bericht beendet hatte. »Ich habe schon verschiedenes von Ihrem Ling Chu gehört, er ist ein ganz tüchtiger Polizist.«
    »Der beste Chinese, den ich je im Dienst gesehen habe«, entgegnete Tarling. »Aber ich kann nicht behaupten, daß ich seine Gedanken verstehe. Wir wollen uns einmal die Tatsache vergegenwärtigen. Der Revolver befand sich in meiner Kommode, und der einzige, der ihn nehmen konnte, war Ling Chu. Dazu kommt die zweite und viel wichtigere Tatsache, daß Ling Chu allen Grund hatte, Thornton Lyne zu hassen, der wenigstens indirekt für den Tod seiner Schwester verantwortlich war. Ich habe mir alles überlegt und kann mich jetzt darauf besinnen, daß Ling Chu ungewöhnlich schweigsam war, nachdem er Lyne gesehen hatte. Er erzählte mir auch, daß er in Lynes Warenhaus ging und dort Erkundigungen einzog. Wir

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