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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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geben.«
    Einer der Bände war verschlossen. Es war der letzte in der Reihe, und man sah deutlich, daß versucht worden war, ihn zu öffnen. Mr. Milburgh hatte es tatsächlich auch probiert, da er aber eine systematische Lektüre dieser Bücher vornehmen wollte, war es leicht möglich, daß er ihn zunächst beiseite gelegt hatte. »Ist sonst noch etwas in dem Versteck?« fragte Tarling. »Nein«, erwiderte der Polizeiinspektor enttäuscht. »Aber vielleicht sind noch mehrere Fächer da.«
    Sie suchten beide eifrig, fanden aber nichts mehr. »Wir können hier nichts weiter tun«, sagte Tarling. »Lassen Sie einen Ihrer Leute hier auf Posten für den Fall, daß Milburgh zurückkommen sollte. Ich persönlich glaube nicht daran, daß er noch einmal hier auftaucht.«
    »Glauben Sie, daß ihn Miss Rider überrascht hat?« »Das ist sehr wahrscheinlich«, antwortete Tarling. »Ich werde jetzt noch zu dem Geschäftshaus fahren, aber er wird sich dort ebensowenig aufhalten wie hier.«
    Mit dieser Vermutung hatte er recht. Niemand in dem großen Warenhaus hatte den Geschäftsführer gesehen oder konnte über seinen Verbleib Auskunft geben. Milburgh war verschwunden, als hätte ihn die Erde verschlungen.
    Scotland Yard gab seine Personenbeschreibung sofort allen Polizeistationen bekannt. Innerhalb vierundzwanzig Stunden kannte jeder Polizist die Fotografie und das Signalement des Gesuchten. Und wenn er das Land noch nicht verlassen hatte, war seine Verhaftung unvermeidlich.
    Um fünf Uhr nachmittags fand man einen neuen Anhaltspunkt. Ein paar Damenschuhe, die abgetragen und beschmutzt waren, wurden in einem Graben an der Landstraße nach Hertford gefunden. Die Stelle lag vier Meilen von Mrs. Riders Haus entfernt. Der Chef der Hertford-Polizei hatte die Nachricht telefonisch nach Scotland Yard durchgegeben und die Schuhe durch einen besonderen Boten zur Polizeidirektion geschickt.
    Abends um halb acht Uhr wurde das Paket auf Tarlings Schreibtisch gelegt.
    Er öffnete sofort den Karton und fand ein Paar abgetragene Morgenschuhe darin, die sehr zerrissen waren, doch einmal bessere Tage gesehen hatten.
    »Sie gehörten einer Frau, sehen Sie sich die spitzen Absätze an.«
    Whiteside nahm einen Schuh in die Hand. »Hier«, sagte er plötzlich und zeigte auf das helle Futter der Schuhe. »Diese Blutflecken bestätigen Ling Chus Annahme. Die Füße der Person, die sie getragen hat, waren verletzt und bluteten.«
    Tarling besichtigte die Schuhe und nickte. Er hob das Zungenleder in die Höhe, um den Stempel der Firma zu entdecken. Aber plötzlich ließ er den Schuh fallen.
    »Was ist denn los?« fragte Whiteside und hob ihn wieder auf.
    Er starrte auf das Innere, dann lachte er nervös auf. Es war ein kleines ledernes Etikett dort aufgeklebt, das den Namen einer bekannten Londoner Schuhfirma trug. Darunter stand mit Tinte geschrieben ›O. Rider‹.

30
    Die Oberin des Krankenhauses empfing Mr. Tarling. Sie sagte ihm, daß Odette sich wieder erholt habe, aber noch einige Zeit der Ruhe bedürfe, und schlug vor, sie einige Zeit aufs Land zu schicken.
    »Ich möchte Ihnen raten, sie nicht so sehr mit Fragen zu belästigen, Mr. Tarling«, sagte die ältere Dame, »denn sie kann noch keine großen Aufregungen vertragen.«
    »Ich habe nur eine Frage an sie zu richten«, sagte der Detektiv grimmig.
    Er fand Odette in einem behaglichen Krankenzimmer. Er neigte sich herab und küßte sie, dann zog er ohne weitere Umschweife den Schuh aus der Tasche.
    »Liebe Odette, ist das dein Schuh?« Sie warf nur einen Blick darauf und nickte.
    »Wo hast du ihn gefunden?«
    »Bist du auch sicher, daß er dir gehört?«
    »Natürlich«, sagte sie lächelnd. »Das sind meine alten Morgenschuhe, die ich immer zu Hause trug. Aber warum fragst du mich danach?«
    »Wo hast du die Schuhe zuletzt gesehen?« Das Mädchen schloß die Augen und zitterte. »In Mutters Zimmer. O Mutter! Mutter!« Sie drückte ihr Gesicht in die Kissen und weinte. Tarling streichelte ihre Hände und versuchte sie zu beruhigen.
    Es dauerte einige Zeit, bevor sie sich wieder gefaßt hatte. Aber sie konnte keine weiteren Erklärungen geben.
    »Mutter hatte die Schuhe so gern. Wir hatten beide dieselbe Größe.« Sie konnte nicht weitersprechen vor Schluchzen, und Tarling versuchte, das Gespräch auf andere Dinge zu bringen. Mehr und mehr kam er zu der Überzeugung, daß Ling Chus Theorie richtig war, obwohl Tarling nicht alle Tatsachen, die er entdeckt hatte, mit ihr in Übereinstimmung

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