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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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gebreitet.
    Etwas trieb mich darauf zu und vermittelte mir das Gefühl von Geborgenheit. Meine Freunde zogen mich mit sich.
    Eine Tür tat sich auf. Da stand sie wie ein vertrautes Bild aus vergessenen Tagen. Aber ich kannte sie nicht. Sie war eine ältere Frau, ein wenig dicklich, schwarzhaarig, mit stechenden, wachen Augen und einem runden östlichen Gesicht. Ihre bunten Kleider hatten etwas Zigeunerhaftes. Ihre Züge waren freundlich. Sie lächelte.
    »Willkommen, Karlie«, sagte sie und hielt die Arme auf.
    Verwundert ging ich auf sie zu und duldete es, dass sie mich umarmte. Sie roch nach düsteren Kammern, nach seltsamen Essenzen, nach Blut und der Feuchtigkeit dieser alten Mauern.
    Sie küsste mich.
    »Karlie«, flüsterte sie immer wieder. »Oh, Karlie, mein Junge, ich dachte schon, es wäre zu spät.«
    Sie ließ mich los, sah die Verwirrung in meinen Augen und zog mich ins Innere.
    »Armer Karlie! Bald wirst du dich erinnern. Und wirst es verwünschen. Aber hier wird dir nichts geschehen. Und wenn es morgen geschieht, wird es ohne Gefahr für dich sein. Du musst hungrig sein.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein«, flüsterte ich benommen. »Nein, ich bin nicht hungrig.«
    Ich spürte nichts. Ich war noch immer in dieser Kammer –
    abseits. Traumwandlerisch schritt ich an ihrer Hand durch alte Gänge und über knarrende Stiegen, die im Kerzenlicht zu dämonischer Bewegung erwachten. Doch ich hatte keine Furcht.
    Nichts drang durch die Mauern meiner Kammer. Die flüsternden, pfeifenden, kichernden Stimmen rührten von meinen Freunden her, die uns folgten.
    »Du musst schlafen«, sagte die Frau und streichelte meine Hand.
    Ich nickte. Ich fühlte die Schläfrigkeit meinen Arm empor kriechen.
    Mit eifrigem Gezwitscher schwirrten die kleinen Gestalten durch den Raum und entzündeten eine Anzahl von Kerzen, deren Licht eine einfache Schlafstatt, einen großen eichenen Tisch, kunstvoll geschnitzte Stühle und drei gewaltige Schränke enthüllte, die aussahen, als wären sie aus königlichen Gemächern entwendet.
    Ich schritt auf das Bett zu und sank hinein in die weichen Kissen. Das letzte Bild war das der Frau, die sich über mich beugte und mich zudeckte. Es schien mir, als wären Tränen in ihren Augen gewesen.
    Seltsam warum weinte sie? Es blieb keine Kraft mehr, zu denken. Nichts war real. Nichts war logisch.
    Als ich erwachte, war die Dunkelheit um mich vollkommen.
    Ich hielt eine Hand vor die Augen und nahm sie doch nicht wahr. Verzweifelt versuchte ich, mich zu erinnern.
    Ich lauschte. Es ist seltsam, wie empfindsam das Ohr wird, wenn man nichts sieht. Aber ich vernahm nichts. Als hätte die Welt um mich aufgehört zu existieren. Ich spürte, wie mein Herz schlug, und wusste, dass ich lebte.
    Verloren in diese Finsternis, wagte ich mich nicht zu rühren, aus einer unbestimmten Furcht heraus, mit meiner Aktivität etwas anderes zu wecken, etwas, das ich nicht kannte, das aber in der Schwärze um mich herum lauern mochte.
    Bruchstück um Bruchstück kamen die Erinnerungen zurück.
    Die Puppen. Die Verfolgung. Die Bar. Dann nichts mehr. Sosehr ich mein Gehirn auch anstrengte nichts.
    Ich fluchte lautlos. Dann tastete ich die Umgebung ab. Ich lag in einem Bett – bekleidet. In einem unbekannten Bett.
    Carlottas Anruf. Sie musste mich irgendwie in ein Hotelzimmer gebracht haben. Der Gedanke erleichterte mich.
    Ich rief ein paar Mal halblaut ihren Namen, doch sie kam nicht, und das brachte meine Furcht vor der Ungewissheit wieder zurück. Es gab auch keine Hotelzimmer, die sich so verdunkeln ließen.
    Ich setzte meine Tastarbeit fort. Meine Finger fuhren über kalten Steinboden. Sonst war nichts in erreichbarer Nähe. Eine Weile lag ich reglos da und versuchte es mit Nachdenken. Vergeblich.
    Enttäuscht richtete ich mich schließlich auf. Es roch nach Moder, nach altem Gemäuer. Das passte nicht zu meinen Erinnerungen.
    Entschlossen schob ich die Decke zur Seite und kroch aus dem Bett. Es war nicht kalt. Die Füße empfanden den steinernen Boden nicht als unangenehm. Ohne alle Bezugspunkte war es mühevoll, das Gleichgewicht zu halten. Meine Hände umklammerten das Bettgestell.
    Mit ausgestreckten Armen machte ich ein paar Schritte und stieß gegen ein Hindernis. Ein Tisch. Es stand nicht viel auf ihm. Das Wesentlichste waren eine Kerze und Streichhölzer.
    Licht!
    Ich hatte den Raum noch nie zuvor gesehen. Hatte ich erneut das Gedächtnis verloren?
    Der Gedanke erfüllte mich mit panischem Entsetzen; aber im

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