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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Aufsehen vermeiden, das sie hier zweifellos erregen würden.
    An sich waren Animierbars nicht gerade das, was ich besonders gern besuchte, aber nun befand ich mich schon einmal hier, und konnte ebenso gut versuchen, mich zu amüsieren.
    Doch das war leichter gesagt als getan. Obwohl ich mich zusehends beruhigte, kamen meine Gedanken nicht von diesem gespenstischen Erlebnis los. Von Puppen verfolgt! Welch ein verrückter Gedanke! Aber die Furcht, die ich empfunden hatte, war real genug gewesen.
    Einige Minuten später erschien eine der Bardamen an meinem Tisch.
    »Sind Sie Herr Tepesch?«
    Ich nickte zustimmend.
    »Telefon für Sie. Kommen Sie mit!«
    »Telefon?« fragte ich verwundert.
    »Ja, Herr Tepesch.«
    »Aber es weiß niemand, dass ich hier bin.«
    »Es ist eine Dame am Apparat. Sie sagte, es wäre dringend.
    Aber wenn Sie das Gespräch nicht annehmen wollen, dürfen Sie der Diskretion unseres Hauses gewiss sein.«
    Ich sprang auf. Eine Dame?
    »Nein, nein«, sagte ich hastig, »das ist nicht notwendig. Ich komme.«
    Ich folgte ihr mit klopfendem Herzen. Nur einer konnte wissen, dass ich mich hier befand: der Besitzer der Puppen. Diese Frau, von der Carlotta gesprochen hatte. Ich schien so gut wie am Ziel, wenn ich mich auch nicht in der besten Position befand. Denn die kleinen Biester würden mit ihren spitzen Zähnen da draußen in der Dunkelheit warten, dessen war ich mir gewiss. Sie würden über mich herfallen, sobald ich nur einen Fuß vor die Schwelle setzte. Vielleicht konnte ich ihnen entrinnen, wenn ich ein Taxi bestellte. Aber vorerst war ich neugierig auf die Stimme – und was sie zu sagen hatte.
    Es war Carlotta. Ihre Stimme klang sehr aufgeregt und überschlug sich fast.
    »Herr Tepesch! Gott sei Dank, dass ich Sie erreiche. Bleiben Sie, wo Sie sind! Sie warten noch immer vor der Bar auf Sie.
    Ich sehe sie im Augenblick nicht, es ist zu dunkel, aber ich weiß, dass sie noch da sind.«
    »Frau Gilbert, woher wissen Sie, dass ich hier bin?«
    »Ich bin Ihnen gefolgt. Ich habe alles gesehen. Ich sah Sie zwar nicht in der Bar verschwinden, aber ich ahnte, dass Sie drin sind, weil die Puppen davor standen. Versuchen Sie einen Hinterausgang zu finden. Aber seien Sie vorsichtig! Die Puppen könnten ihn auch bereits entdeckt haben. Ich bin in einer Telefonzelle am Ende der Straße.«
    Ein stechender Schmerz am Bein ließ mich mit einem Aufschrei herumfahren.
    Die Kleine, die bei mir durchs Fenster gestiegen war, hing festgeklammert an meinem Bein. Sie hatte ihre Zähne in meine Wade gegraben.
    »Herr Tepesch!« rief Carlotta ins Telefon. »Herr Tepesch, was ist?« Angst war plötzlich in ihrer Stimme. »Warum antworten sie nicht – Herr Tepesch?«
    Ich ließ langsam den Hörer sinken. Es gab kein Entkommen mehr. In der offenen Tür stand der Knabe, und dahinter sah ich die anderen. Sie starrten mich alle an und sahen die Furcht in meinen Augen. Sie warteten.
                                                     

                                                         

Zärtlichkeit.
    Ich spürte es ganz deutlich. Niemand wollte mir etwas Böses. Ich war in Sicherheit. Da war noch immer die Stimme im Telefonhörer. Sie war nicht von Belang. Nichts war mehr von Belang. Ich legte auf. Die Stille war wohltuend. Sie machte die Liebe um mich greifbar, die unverhohlen aus den Augen meiner Freunde strahlte.
    Der leichte Schmerz am Bein verging.
    Sie winkten.
    Zusammen schritten wir in die Nacht hinaus. Wohin sie mich führten, war gleichgültig. Wichtig war diese Liebe, die mich wie ein Kokon von allen Seiten umgab.
    War es ein Traum oder die Realität?
    Ein Hauch von Erinnerung wurde wach in mir – aber nicht stark genug. Ich glaubte zu wissen und wusste doch nichts. Ich schritt wie im Traum dahin und genoss das unbeschreibliche Gefühl, unter alten Freunden zu sein, nicht mehr allein zu sein.
    Wir folgten lange Zeit einer Straße. Ich nahm sie wahr, aber es war doch so, als ob sie jemand anderer in mir wahrnehmen würde; als ob ich getrennt wäre von meinem eigenen Körper, verbannt in eine stille Kammer, während ein anderer mich lenkte und leitete. Nur dieses Gefühl der Liebe war gegenwärtig.
    Dann standen wir vor einem Haus. Es war ein altes Haus mit Giebeln und Erkern und Schnörkeln aus vergangener Zeit. Risse in den Mauern riefen den Eindruck hervor, als wäre ein riesiges Spinnennetz über das Haus

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