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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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nächsten Moment wurde mir bewusst, was seit dem letzten Gedächtnisverlust geschehen war, nur nicht, wie ich hierher kam.
    Ich ging zur Tür. Zu meiner Überraschung ließ sie sich mühelos öffnen. Vor mir erstreckte sich ein dunkler Gang, in dem durch eine lange Reihe von Fenstern mattes Licht fiel.
    Leise schlich ich den Gang entlang und starrte durch das erste Fenster hinaus ins Freie. Es gab nicht viel zu sehen, nur einen heller werdenden Himmel, an dem die Sterne langsam verlöschten, über einem düsteren Land, auf dem sich nichts regte.
    Am Horizont bemerkte ich Lichter. Dort musste die Stadt sein.
    Wie kam ich in diese Wildnis? Hatten die Puppen mich mitgenommen? Das musste es sein. Sie hatten mich überwältigt und hierher gebracht.
    Wohin? In das Haus dieser geheimnisvollen Frau, von der
    Carlotta erzählt hatte? Wahrscheinlich.
    Ich schritt auf Zehenspitzen weiter. Mehrere Türen führten in unbekannte Räume. Ich trat an eine näher heran und presste mein Ohr dagegen. Nicht das geringste Geräusch kam aus dem Innern. Ich nahm mir ein Herz und drückte auf die Klinke. Die Tür glitt leicht und lautlos auf. Ich sah nicht viel – was sich im Raum befinden mochte, verhüllte die Dunkelheit.
    Ich eilte zurück in die Kammer, in der ich erwacht war, und nahm die Kerze vom Tisch, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Die mächtigen Schränke faszinierten mich.
    Ich öffnete einen. Ein Berg von Spielsachen quoll mir entgegen. Ich schüttelte verwundert den Kopf. Vieles hatte ich hier erwartet – aber Spielzeug?
    Meine Finger glitten über die alten Sachen, berührten das eine oder andere, mit dem Kinder längst vergangener Zeiten gespielt haben mochten.
    Doch wie groß war mein Erstaunen, als diese Dinge magisch zum Leben erwachten so als spränge von meinem Leben etwas auf sie über.
    Ein großer Stoffwürfel mit dicken runden Augen rollte auf mich zu.
    »Die Sechs«, sagte er, und ich wusste nicht, womit. »Du wolltest immer die Sechs. Hier!« Er fiel in meinen Schoß. »Gut.«
    Er kicherte. »Bin wieder gut in Form.«
    Elektrisiert ließ ich ihn fallen. Wieder war die Sechs oben, und wieder erklang das Kichern.
    Eine hölzerne Schlange kroch aus dem Schrank und wand sich um meinen Hals. Seltsamerweise empfand ich keine Furcht vor ihr. Sie lag warm und angenehm um meinen Hals.
    »Ah, ich sehe, ich bereite dir noch immer Behagen«, zischte sie nahe an meinem Ohr. »Kein Wunder, du magst Hälse so wie ich …«
    »Sei still«, sagte eine andere weibliche Stimme hastig.
    Ich blickte auf und sah das Mädchen am Rand des Faches sitzen. Sie mochte zehn sein oder elf sein – und sie war nicht größer als meine Hand. Sie war ein graziles Kunstwerk.
    »Spielverderberin!« zischte die Schlange und gab meinen Hals frei.
    Das Mädchen gab keine Antwort. Sie blickte mich an. »Meister, es ist schön, dass du wieder zurück bist.«
    »Bin ich denn dein Meister?« fragte ich erstaunt.
    »Ah, Dummer! Du hast wieder alles vergessen, nicht wahr?«
    Ich schluckte und nickte.
    »So sperr uns rasch wieder in den Schrank.«
    »Warum?«
    »Weil sie uns verboten hat, mit dir zu spielen, solange du dich nicht an uns erinnerst.«
    »Diese Frau?« fragte ich.
    Sie nickte und lächelte seltsam. »Erkennst du sie nicht?«
    Bedauernd schüttelte ich den Kopf. »Nein.«
    »Du musst uns einsperren. Bitte!«
    So eindringlich klang es, dass ich nicht widersprach. Ich hob sie auf und setzte sie sanft in den Schrank. Sie war leicht wie eine Feder.
    Als ich den Schrank geschlossen hatte, fiel es mir schwer, zu glauben, was ich eben gesehen hatte. Es war, als hörte mit dem Schließen der Tür ein Traum auf. Ich war versucht, sie noch einmal zu öffnen, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Es war schwierig, immer zwischen Traum und Realität zu unterscheiden, die sich in diesem Haus so sehr vermischten. Aber ich war zu neugierig, um nicht wenigstens einen Blick in die beiden anderen Schränke zu werfen.
    Einer enthielt Kleider für einen Mann von etwa meiner Größe. Daneben hingen Knabenkleider, sonst nichts Bemerkenswertes.
    Der dritte Schrank war angefüllt mit Zeitungen. Ich betrachtete die makellos geschichteten Stapel erstaunt. Einige der obersten nahm ich heraus. Verblüfft starrte ich auf das Erscheinungsdatum. Es lag über fünfzehn Jahre zurück.
    Es war eine Wiener Tageszeitung. Die Schlagzeilen stachen sofort in meine Augen.
    Bestialischer Mord am Graben! Leiche nicht identifizierbar!
    Mit zitternden Fingern sah ich die

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