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014 - Der Tod über Paris

014 - Der Tod über Paris

Titel: 014 - Der Tod über Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Schlinge, die er um einen aus der Kaimauer ragenden Stahlträger legte. Dann fasste er das Seil mit beiden Händen, hängte sich wie ein Klammeraffe daran und hangelte so über den Fluss.
    Ihm wurde mulmig, als er das reißende Wasser unter sich sah. Wenn er den Halt verlor, war er verloren - die Fluten würden ihn erbarmungslos verschlingen und nicht wieder hergeben. Er musste aufpassen.
    Verdammt gut aufpassen…
    Vorsichtig hangelte Matt weiter, gönnte sich erst dann ein erleichtertes Aufatmen, als seine Hand den festen Stein des Pfeilers fasste. Aber noch bestand kein Grund zum Jubeln - er hatte noch einige Pfeiler vor sich, bis er die Insel erreichen würde, und nicht alle sahen so vertrauenerweckend aus wie Nummer eins.
    Durch heftiges Schütteln gelang es Matt, das Seil zu lösen. Erneut warf er den Haken, brauchte diesmal vier Anläufe, bis das Eisen auf Widerstand traf und sich verfing. Dann wiederholte er die waghalsige Prozedur, brachte die zweite Etappe hinter sich.
    Und die dritte.
    Und die nächste.
    Irgendwann setzte er mit zitternden Knien seinen Fuß auf den feuchten schlammigen Boden der Ilcea, die um einiges kleiner geworden war als Matt sie in Erinnerung hatte - das Wasser hatte sich im Lauf der Zeit einen guten Teil des Terrains erobert.
    Matt blickte auf und schauderte, als er die Türme von Notre Dame aus der Nähe sah. Der rechte Turm war fast ganz eingestürzt - nur mehr die Vorderseite war erhalten; eine Laune der Natur hatte sie wie eine wertlose Filmkulisse stehen lassen. Der andere Turm war noch intakt, jedoch so schief, dass man fürchten musste, er würde jeden Augenblick einstürzen. Und im eindrucksvollen Mittelteil, den einst eine kunstvolle gotische Rosette geziert hatte, klaffte ein finsteres Loch, durch das große fledermausähnliche Tiere ein und aus flatterten.
    Matt fasste sich ein Herz und trat näher auf das große Gebäude zu, das von dürren Säulen aus Schutt umgeben war, die sich bizarr aus der Trümmerlandschaft erhoben. Fast hatte man den Eindruck, als wären die zahllosen Gaukler und Straßenmusikanten, die früher hier zuhause gewesen waren, zu Salzsäulen erstarrt und beobachteten mit stummem Vorwurf den Verfall der alten Kathedrale.
    Als er durch die türlose Pforte trat, sah Matt, dass das Mittelschiff eingestürzt war. Trümmer bedeckten den Boden des Gotteshauses, durch das Loch in der Decke fiel fahles Sonnenlicht herein. So viel Glück wie dem Dom zu Köln war der hiesigen Kathedrale nicht beschieden gewesen. Nun, wenigstens wartete hier kein namenloser Schrecken auf Matthew.
    Hoffte er zumindest…
    Matts Schritte hallten über den steinernen Boden, als er eintrat und sich zögernd umblickte. Im Grunde wusste er nicht einmal, wonach er suchen sollte.
    »Geh nach Notre Dame«, hatte Hank gerufen. Das war alles.
    Nun - er war hier…
    Matts Blicke glitten über die Wände und Säulen, deren reiche Verzierungen der Zahn der Zeit längst abgenagt hatte. Die meisten der hohen Fenster waren zerbrochen. Alles was nicht niet- und nagelfest gewesen war, hatten Diebe schon vor langer Zeit geplündert. Das Innere der Kathedrale bot ein Bild der Zerstörung - und doch hatte sie sich einen letzten Rest von Anmut und Würde bewahrt, den auch die große Katastrophe ihr nicht hatte nehmen können und der Matt ein wenig Trost und Zuversicht schenkte.
    Matt wanderte zwischen den Säulen des rechten Seitenschiffs entlang, als ihm ein Laut der Überraschung entfuhr. Dort, über den Überresten von etwas, das vor vielen hundert Jahren ein Beichtstuhl gewesen sein musste, war mit einem Messer das stilisierte Zeichen seiner Fliegerstaffel in den Stein geritzt - drei Dreiecke, die so angeordnet waren, dass sie ein weiteres spitzes Dreieck bildeten.
    Matt ballte triumphierend die Faust.
    Kein Zweifel, dass Hank diese Markierung angebracht hatte.
    Er begann die morschen, verfaulten Trümmer des Beichtstuhls beiseite zu räumen - und stieß auf etwas Hartes, Metallenes. Als er die olivgrüne Kiste mit der weißen Aufschrift
    »Emergency« hervor zerrte, gab er einen lauten Triumphschrei von sich.
    Die Hoffnung, die er insgeheim gehegt hatte, hatte sich bestätigt: Hank hatte sein Notpack in der alten Kathedrale versteckt, offenbar kurz bevor ihn die Me'ros geschnappt hatten.
    Hastig öffnete Matt die Kiste und prüfte den Inhalt. Die Notrationen waren aufgebraucht und auch das Schlauchboot war nicht mehr da; wahrscheinlich hatte Hank es benutzt, um über den Fluss zu kommen. Dafür

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