014 - Der Tod über Paris
übrig, als das verdammte Ding hinauf zu schleppen. Jeden einzelnen der immer noch ungefähr zweihundertfünfzig Meter…
Rennee raunte ihm einen kurzen Abschied zu und entfernte sich dann rasch - der Junge wollte keine Sekunde länger als nötig in Sichtweite des großen Vogels bleiben. Matt konnte ihn gut verstehen - am liebsten hätte auch er Fersengeld gegeben.
Aber es half nichts. Der Avtar musste sterben, damit Hank und Aruula leben konnten.
Entschlossen fasste Matt die Riemen seines schweren Tornisters und machte sich daran, sich im Schutz des dichten Buschwerks an den Turm heran zu arbeiten. Er hatte versprochen, die Kreatur unschädlich zu machen, und genau das würde er auch tun.
Er hoffte nur, dass auch Schack sein Versprechen hielt und die Gefangenen befreite - nur für den Fall, dass er scheiterte…
***
Im Laufschritt durcheilten die Parii die dunklen Röhren der Kanalisation. Ihre Boote hatten sie zurückgelassen, wateten durch das stinkende, kniehohe Wasser, um dann erneut über den Durchbruch ins alte Metrosystems einzudringen, das die Me'ros zu ihrem Reich erkoren hatten.
Vorsichtig pirschten sich die in Lumpen gekleideten Kämpfer durch den Tunnel, dem fahlen Licht entgegen, das ihnen vom Ende der Röhre entgegen schimmerte. Ihr Pulsschlag ging heftig, Angstschweiß stand ihnen auf der Stirn.
Sie waren dem Reich der Me'ros einmal entkommen - ein zweites Mal dorthin zu gehen, grenzte an Wahnsinn. Doch Schack hatte darauf bestanden. Der Oberste Lord der Parii hatte Maddrax sein Wort gegeben, dass sie versuchen würden, seine Freunde zu befreien - und er wollte es um jeden Preis halten.
Argwöhnisch blickten sich die Parii um, zuckten immer wieder zusammen, wenn sie irgendwo im Dunkeln Geräusche vernahmen. Endlich erreichten sie das Ende der Röhre, wo sich die Spuren aus Eisen verzweigten - und wo der Waggon mit den Gefangenen hing. Schack gab seinen Leuten Zeichen zurück zu bleiben, während er selbst ein Stück voraus ging, um das Terrain zu sondieren. In gebückter Haltung kroch er auf den Schutthaufen zu, von dem aus er den größten Teil der Halle überblicken konnte.
Vorsichtig kletterte der dürre Mann hinauf und stieß eine leise Verwünschung aus, als sich Gestein unter seinen Tritten löste und geräuschvoll hinab rieselte. Dann hatte er die Kuppe erklommen und schob sich bäuchlings vor, um zu sehen, wie viele Wachen die Me'ros aufgestellt hatten.
Er sah das Lagerfeuer, zählte die Posten, die im Lichtschein versammelt saßen. Eins, zwei…
Plötzlich schoss unmittelbar vor ihm etwas empor - eine dunkle Gestalt, die sich auf der anderen Seite des Schutthaufens verborgen gehalten hatte!
Schack zuckte zurück, blickte auf - und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen einen riesenhaften Me'ro-Krieger über sich, der ein dickes Eisenrohr umklammert hielt.
Der Oberste Lord der Parii riss den Mund auf, wollte seine Leute warnen - doch der Schrei verließ seine Kehle nie.
Denn im nächsten Moment zuckte der Knüppel herab und traf ihn an der Schläfe. Von einem Augenblick zum anderen wurde es schwarz um ihn.
Der Anführer der Parii bekam nicht mehr mit, wie überall Fackeln entzündet wurden, wie die Me'ros aus ihren Verstecken stürmten und schreiend und mit gezückten Waffen über seine Leute her fielen…
***
Das Sonnenlicht blendete.
Als Aruula und Felia die Stufen zur Oberfläche empor stiegen, mussten sie ihre Augen schirmen. Das grelle Licht, das die fahle Scheibe am Himmel verbreitete, schmerzte nach der langen Dunkelheit in ihren Augen. Sie blinzelten, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie etwas sehen konnten.
Sie befanden sich auf einem weiten Platz, auf dem ein gewaltiger Berg aus Schutt errichtet worden war. Seine Kuppe war mit Blut besudelt, ein einzelner Pfahl ragte darauf in die Höhe. Aruula erinnerte sich, einen Ort wie diesen schon einmal gesehen zu haben - als sie mit Maddrax in die Stadt gekommen war.
Rings um den Hügel, in sicherem Abstand, hatten sich die Me'ros versammelt. Ihre bunten Gewänder leuchteten im Sonnenlicht, bildeten einen krassen Kontrast zu ihren blassen, narbigen Visagen.
Dem Hügel gegenüber war aus Stangen und Gittern eine Art Loge errichtet worden, über der ein bunter Stoffbaldachin hing. Auf ihm thronte der feiste Domm Perr. Er grinste den beiden Frauen hämisch entgegen, als die Wächter sie auf den Platz führten. Die Me'ros schrien aufgebracht, reckten ihre geballten Fäuste in den aschgrauen Himmel. Aruula konnte den
Weitere Kostenlose Bücher