014 - Draculas Höllenfahrt
wendete auf offener
Straße, winkte dem Sheriff und dem Sergeant noch mal zu und fuhr dann rasch
davon. Winzig klein wurden die roten Rücklichter, ehe sie von der Dunkelheit
vollkommen verschluckt wurden.
Litson zündete sich eine Zigarette
an. Er sprach während des ganzen Weges kein Wort. Auch Sheriff Smith saß
stillschweigend hinter dem Steuer, starrte benommen auf die Straße und bemühte
sich, die nächtliche Episode zu vergessen.
●
Chuck Barners legte die Schlafende
in ihr Bett.
»Es ist gut, du kannst jetzt
gehen«, sagte Aston. Seine Stimme klang hart und unpersönlich, nicht mehr so
freundlich und sympathisch, wie er zu dem Sheriff und dem Sergeanten gesprochen
hatte.
Er wartete, bis der Pfleger den
Raum verlassen hatte, und wandte sich dann der Patientin zu. Die Augen Astons
blickten kalt.
»Du hattest Pech, kleine Lilian!
Morgen wird alles ganz anders für dich aussehen. Es ist nicht gut, neugierig zu
sein. Ich hatte dich unterschätzt. Ich werde dafür sorgen, daß du nicht noch
mal auf dumme Gedanken kommst. Morgen wird Dracula auch dich besuchen, süße
kleine Lilian!«
Er verließ das Zimmer. Von seinem
Büro aus informierte er über die Rufanlage Chuck Barners.
»Die Spritze, die ich ihr gegeben
habe, reicht bis morgen früh. Doch ich möchte keine Überraschungen erleben.
Bleib in der Nähe des Zimmers. Chuck! Es wird eine lange Nacht für dich.
Möglich, daß Lilian Bowman noch mal Theater macht. Dem möchte ich zuvorkommen.
Weck mich, sobald irgend etwas Unvorhergesehenes eintritt!«
»Okay, Doktor …«
●
Larry Brent stieg aus dem Bett und
ließ Wasser in die Wanne laufen. Nach einem erfrischenden Bad und einer
eiskalten Dusche rasierte sich der Agent und nahm sein Frühstück ein. Schinken
mit Eier. X-RAY-3 ließ sich Zeit. Er fühlte sich wie im Urlaub, und in der Tat
war die letzte Woche auch nichts anderes als eine Form der Entspannung und
Ruhe. Nach seiner Rückkehr aus London ● war er von einem Internisten und einem Gehirnspezialisten gründlich untersucht
worden. Obwohl keine körperlichen Schäden durch eine schwere Verletzung
zurückgeblieben waren, wies doch alles darauf hin, daß durch die Begegnung mit
dem Bestattungsunternehmer Horsley etwas geschehen war, was eine eingehende
Untersuchung seiner psychischen und physischen Widerstandskraft dringend
erforderlich machte.
X-RAY-1, der geheimnisvolle Leiter der PSA, hatte den
Hypnosespezialisten angefordert, der für das Wohl der Agenten verantwortlich
war. Dieser Mann jedoch befand sich gerade auf den Bermudas in Urlaub. Er hatte
gleich den Abbruch seines Urlaubs angekündigt und wollte heute in der Zentrale
der Abteilung in New York eintreffen. Larry Brent war nach dort für acht Uhr
bestellt.
Eine Viertelstunde zuvor verließ der Agent seine Wohnung. Mit dem
Lift fuhr er hinab in die Tiefgarage. Dort stand sein Lotus Europa – ein
Fahrzeug, schnittig, modern und rassig. Wenn sich Larry mit diesem Flitzer in
den Straßen sehen ließ, kam es garantiert zu Verkehrsstockungen. Doch nicht nur
die äußere, ungewohnte Form und die außergewöhnliche Leistung bestachen,
sondern auch die zahlreichen, geheimen Extras, mit denen dieser Klassewagen
ausgestattet worden war.
Zunächst hatte die Leitung der PSA
für jeden ihrer Agenten einen solchen Wagen vorgesehen, doch die hohen
Herstellungekosten hatten X-RAY-1 davon abgebracht.
Die Agenten der PSA mußten
schließlich eigene Mittel aufbringen, wenn sie dazu in der Lage waren, oder es
wurde auf Spenden zurückgegriffen, die der PSA aus Millionärs- und
Milliardärskreisen zuflossen. Reiche Persönlichkeiten unterstützten auch in der
Tat durch hohe Spenden die schwierige Arbeit der PSA, die in ihrer jungen
Geschichte schon spektakuläre Erfolge verzeichnete.
Bis jedoch die Möglichkeit bestand,
einen zweiten oder dritten Wagen in der Art des Lotus Europa herstellen zu
lassen, hatte man vereinbart, daß der Wagen, den X-RAY-3 mit einem Großteil
seiner eigenen Mittel finanziert hatte, innerhalb der Staaten ständig zur
Verfügung stand, wenn kein anderer Agent darauf angewiesen sein sollte.
Der knallrote, auffällige Wagen
glitt im Verkehrsstrom dahin. Er war so dicht, daß auch die hohe PS-Zahl nichts
daran ändern konnte, wenn der Wagen mit nur vierzig Meilen dahinschlich.
Doch Larry Brent, der New York wie
seine eigene Hosentasche kannte, nutzte jede nur erdenkliche Abkürzung, um
pünktlich am Central Park zu sein.
Das Lokal war um diese
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