0140 - Schreie in der Horror-Gruft
er litt unter Sauerstoffmangel.
Ich wollte aufstehen, doch das ließ Fariac nicht zu.
»Bleib so hocken!« befahl er.
Ich gehorchte. Dieser Blutsauger hatte im Augenblick die besseren Karten.
Kalt grinste er mich an. »Bevor wir euch töten, möchte ich von dir wissen, wer du bist.«
Ich lächelte. »Mein Name ist John Sinclair.«
»Das weiß ich inzwischen. Und woher kommst du?«
»Aus der Zukunft.«
Seinem Gesicht sah ich an, daß er damit nichts anfangen konnte.
»Was ist das?«
Ich versuchte, es ihm zu erklären. »Ich lebe 300 Jahre später als ihr, bin aber durch eine Zeitreise hierher gelangt. Das ist die Erklärung.«
»Wie konntest du das?«
»Weil ich einen Vampir jagte, der den gleichen Namen trug wie du. Fariac!«
Plötzlich zuckte der Blutsauger zusammen. Seine Augen wurden zu Schlitzen. Kaum sah ich die Blutaderchen in den Pupillen. »Du hast einen Bruder von mir gejagt?«
»Ob es ein Bruder ist, weiß ich nicht.«
»Doch, Fariac. Dann lebt er also!« plötzlich lachte er auf. »Das ist gut, er lebt. Und ich werde auch leben. Wir treffen uns wieder. Bestimmt in der Zukunft.«
Nun verstand ich nichts. »Darf ich jetzt eine Erklärung hören, Fariac?«
Er setzte sich kerzengerade hin, nachdem er zusammengezuckt war. »Wie redest du mit mir, Knecht?«
Ich lachte. »Ein Knecht bin ich sicherlich nicht. Höchstens ein Knecht des Guten, und darauf bin ich stolz.«
»Das wird dir vergehen, aber ich möchte dich aufklären. Ich habe noch einen Bruder. Er lebt nicht hier, sondern im fernen Land der Skipetaren. Dort ist sein Reich, und dort ist er auch der absolute König. Wir haben uns getrennt, weil wir beide König sein wollten. Gut, daß ich Bescheid weiß. Was hast du noch alles über ihn erfahren?«
Es war gar nicht so schlecht, daß er mir Fragen stellte. So konnte ich mich erholen, und ich hoffte, daß der junge Karel Marek auch noch seine Chance bekam, wenn die Aufmerksamkeit des Grafen nachließ.
Ich erzählte ihm aus meiner Zeit und davon, daß ein Fariac eine Kosmetik-Fabrik führte. Damit konnte er nun wieder nichts anfangen. Kosmetik, das hatte es damals noch nicht gegeben. Für ihn war nur wichtig, daß sein Bruder lebte.
Eigentlich war es auch völlig klar, daß zwei Fariacs existierten.
Ich hatte schließlich beide auf dem Mosaik gesehen.
Zwei Vampire!
Einer saß vor mir – in der Vergangenheit. Der andere lebte noch in der Gegenwart. Und ich hockte in diesem Schloß und wußte nicht, ob ich jemals wieder zurückkehren würde.
Verdammt auch…
Sein Wissensdurst schien gestillt zu sein, denn jetzt schnitt er ein anderes Thema an.
Mein Kreuz interessierte ihn.
»Woher hast du es?« fragte er.
»Das bekam ich geschenkt.«
»Von wem?«
»Eine Frau gab es mir.«
»Und was bedeuten die Zeichen?«
»Es sind Banner der Weißen Magie. Die Erzengel persönlich haben auf diesem Kreuz ihre Zeichen hinterlassen, damit ich dem Bösen trotzen kann.« Ich nahm das Kreuz in beide Hände. »Soll ich es dir einmal geben?«
»Nein!« Er kreischte das Wort, und ich mußte lächeln. Fariac hatte vor dem Kruzifix einen Heidenrespekt. Nicht verwunderlich, denn das Kreuz ist das Urheilmittel gegen die Vampire.
Dafür sagte er: »Nimm es ab!«
Das hatte ich mir gedacht. Allerdings dachte ich nicht im Traum daran, es zu tun.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das Kreuz lasse ich vor meiner Brust hängen. Es wird mich schützen!«
»Dich vielleicht, aber nicht ihn.« Er deutete mit dem Daumen der linken Hand nach unten, wo Karel Marek lag.
Ja, das war der schwache Punkt. Ich hatte befürchtet, daß es so kommen würde. Mit Karel Marek konnte und wollte mich der Blutsauger erpressen.
Doch Karel selbst griff ein. »Laß dich nicht irremachen, John. Nimm auf mich keine Rücksicht. Das brauchst du nicht. Geh deinen Weg. Mach ihn fertig. Ich sterbe für eine gute Sache!«
»Auch für eine gute Sache zu sterben, ist schlecht«, erwiderte ich hart.
Fariac lachte. Er beugte sich weiter vor und hielt den Pflock dicht über dem Körper des jungen Marek.
»Willst du nicht?« flüsterte er.
Die Spannung verdichtete sich. Niemand sagte jetzt etwas. Die fünf Vampir-Mädchen und die Gräfin starrten mich haßerfüllt und auch erwartungsvoll an.
Wie sollte ich mich entscheiden?
Ich lächelte, obwohl mir danach wirklich nicht zumute war.
Trotzdem brachte ich das Kunststück fertig. »Gut, Graf Fariac, gewonnen. Ich nehme das Kreuz ab.«
Er lachte häßlich und auch triumphierend.
»Aber ich
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