0141 - Der hinkende Mörder
Burschen das Ding wegnahm und ihm einen Schlag verpasste, dass er nach Luft schnappte, hatte mein Freund einen anderen kurzerhand beim Hosenbund und beim Kragen gepackt und ließ ihn durch die Luft fliegen. Er riss noch zwei andere mit. Inzwischen war auch ich mit dem nächsten fertig geworden, und der Rest zog sich achtungsvoll zurück.
»Wollen wir gehen?« fragte ich, und Phil nickte.
»Unsere Freunde wollen nichts mehr mit uns zu tun haben«, meinte er lächelnd, während er sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob.
Dann bummelten wir in Richtung Center Street.
***
»Was meinst du, wo dieser Antesi und sein Alibi Storm arbeiten und als was?« fragte Phil am anderen Morgen, als ich mit einer Stunde Verspätung ins Office trat.
»Soll das vielleicht eine Quizfrage sein?«
»Ja, und zwar eine, auf deren Lösung du nie im Leben kommen würdest. Antesi und Storm sind Diamantenschleifer, und was…«
»Wenn du mir jetzt noch erzählst, dass sie bei der Firma Belter arbeiten, so schlage ich lang hin«, sagte ich.
»Ganz genau das ist es.«
Einer Eingebung folgend, setzte ich mich mit Lieutenant Paddington in Verbindung.
»Na, wie stehen die Aktien? Haben Sie den Mörder schon?« fragte ich.
»Den Teufel habe ich, aber nicht den Mörder. Ich glaubte, es sei leicht, das Mädel zu identifizieren. Sie sieht nicht so aus, als ob sie sich ohne triftigen Grund bei Nacht und Nebel im Central Park mit jemandem verabredet hätte. Zuerst nahm ich an, es wäre Raubmord, aber wir haben den Inhalt ihrer Tasche und diese selbst in den Büschen gefunden. Es war ein kleines Täschchen, und es war vollkommen ausgeräumt. Dabei lagen die üblichen Kleinigkeiten und dreißig Dollar. Die hätte ein Raubmörder keinesfalls zurückgelassen.«
»Es sei denn, sie hätte eine viel größere Summe in der Tasche gehabt, so dass er sich um das Kleingeld gar nicht kümmerte.«
»Na erlauben Sie mal. Dreißig Dollar ist nicht gerade Kleingeld.«
»Das ist relativ. Fragen Sie einmal Mr. Rockefeiler.«
»Die Kleine hat nichts mit Rockefeller zu tun.«
»Solange Sie nicht wissen, wer sie ist, kann sie auch die Kaiserin von China sein.«
»Oder ein Fünfzig-Dollar-Callgirl«, knurrte er. »Ich habe schon Auftrag gegeben, in dieser Richtung nachzuforschen. Gerade die Mädchen, die am solidesten aussehen, haben es oft faustdick hinter den Ohren.«
»Jede Frau hat es mehr oder weniger dick hinter den Ohren. Vergessen Sie nicht, mich zu benachrichtigen, wenn etwas auf taucht.«
Er versprach es, und damit war auch das erledigt.
»Ich bin dafür, dass wir uns noch einmal zu der Firma Belter verfügen und uns über deren Angestellte informieren«, schlug Phil vor. »Irgendwie muss die Ermordete mit Antesi zu tun gehabt haben, und ich möchte dahinter kommen.«
»Vielleicht war sie seine Freundin.«
»Du spinnst«, behauptete Phil. »Dieses Mädel und Antesi. Dass ich nicht lache.«
»Du kennst sie ja gar nicht. Wie willst du so etwas behaupten?«
»Ich habe die Bilder betrachtet, die sie von ihr gemacht haben, und das genügt mir. Gehst du jetzt mit, oder muss ich allein losziehen?«
***
Heute war Mr. Keyes allein, und er schien nicht sonderlich erbaut über unseren Besuch zu sein. Sein Gruß klang frostig. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag die »Morning News« mit der Schlagzeile »Mord im Central Park« und dem Bild der angeblichen Jane Huff.
»Schon gelesen?« fragte ich mit einem Blick auf die Zeitung.
»Ich bin gerade dabei, aber dieser Mord ist doch bestimmt nicht der Grund, aus dem Sie mich aufsuchen.«
»Vielleicht doch. Bei Ihnen arbeiten, soviel uns bekannt ist, zwei Diamantenschleifer, Camillo Antesi und Erol Storm. Die Ermordete hatte einen Zettel mit Antesis Namen in der Tasche. Dieser aber behauptet, sie nicht zu kennen, und sein Kollege Storm gab ihm für die Mordzeit ein Alibi. Arbeiten die Leute schon lange bei Ihnen?«
»Seit ungefähr sechs Wochen. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich Ihnen ja bereits erklärte, es gäbe hier genauso gute Schleifer wie in Holland. Nach der scheußlichen Geschichte mit Mr. Belter habe ich mich entschlossen, keine Rohdiamanten mehr nach Europa zu schicken, sondern den Schliff hier vornehmen zu lassen. Das besorgen die beiden genannten Leute, die übrigens außerordentlich tüchtig in ihrem Fach sind.«
»Wissen Sie etwas über ihre privaten Verhältnisse?«
»Nicht das geringste. Für mich ist die Hauptsache, dass sie ihre Arbeit einwandfrei erledigen.«
»Sind die beiden
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