0141 - Der hinkende Mörder
Männer absolut ehrlich und zuverlässig?«
»Hier bei mir bestimmt. Die Kontrolle ist so scharf, dass es so gut wie unmöglich ist, etwas zu stehlen. Die Rohdiamanten werden vor der Verarbeitung gewogen und ebenso, wenn sie geschliffen sind. Größere Abfallstückchen werden in dieses Gewicht einbezogen, genau wie der zurückbleibende Staub. Natürlich gibt es immer einen gewissen Schwund, der aber lässt sich prozentual genau berechnen.«
»Sind die beiden verheiratet?«
»Von Storm weiß ich das genau. Ich habe vor ein paar Tagen seine Papiere in der Hand gehabt, und was Antesi anbelangt, so kann ich es sofort nachprüfen.«
Er öffnete eine Schreibtischschublade und entnahm ihr einen Schnellhefter, den er aufschlug.
»Er ist ebenfalls verheiratet, allerdings erst seit neun Monaten. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Bryn, Darling. Kannst du einen Augenblick herkommen?« erklang da eine melodische Frauenstimme.
Mr. Keyes drehte sich hastig um.
»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich bin sofort wieder…«
Er stockte. Auf der Schwelle stand die tizianrote Mrs. Belter. Als sie uns bemerkte, wurde ich im Gesicht eisig.
»Oh, du hast Besuch«, sagte sie, drehte sich auf dem Absatz herum und verschwand.
Mr. Keyes schien mit der Witwe Belters auf recht vertrauten Fuß zu stehen, und das erst neuerdings, denn vor einigen Wochen waren sie noch sehr formell miteinander.
»Was verdienen diese Diamantenschleifer eigentlich bei Ihnen?« fragte Phil, um Keyes über seine offenbare Verlegenheit hinwegzuhelfen.
»Achtzig Dollar plus Überstunden.«
»Das ist eigentlich recht anständig.«
»Dafür sind es auch hochqualifizierte Facharbeiter, die täglich mit wertvollen Steinen zu tun haben. Man kann solche Leute nicht schlecht bezahlen.«
Das sahen wir ohne weiteres ein.
»Tja, das wäre wohl alles«, meinte ich und stand auf.
»Soll ich Ihnen die beiden Leute rufen?« fragte Keyes.
»Nein, ganz im Gegenteil. Wir möchten Sie bitten, nichts über unseren Besuch verlauten zu lassen.«
»Das ist selbstverständlich«, erwiderte er, und wir verabschiedeten uns.
Im Office erwartete uns Mr. Jones Rainey. Mr. Rainey war Detektiv der-Versicherungsgesellschaft, die bei Belters Tod hatte zahlen müssen.
»Na, was führt Sie hierher?« fragte ich, und als er antwortete, musste ich mich setzen.
»Belter ist nicht tot«, sagte er. »Er ist der achtundvierzigste.«
Zuerst steckte ich mir eine Zigarette an, und Phil tat desgleichen.
»Wie kommen Sie auf diese absurde Idee?« fragte ich.
»Sehr einfach. Die Geschichte gefiel mir nicht, und so setzte ich auch nach Auszahlung derVersicherungssumme die Nachforschungen fort. Ich ermittelte Folgendes: Belter wurde identifiziert und - wie die City Police behauptet - einwandfrei identifiziert. Ich bin anderer Ansicht. Die Kleidung und der Körper, insbesondere der Kopf, waren verstümmelt und verbrannt. Man erkannte ihn lediglich an dem Inhalt einer Brieftasche, die merkwürdigerweise nur angesengt war, und an seinem-Trauring. Nun, ich behaupte, dass man gegen Geld und gute Worte immer jemanden findet, der eine Brieftasche, die ihm übergeben wird, einsteckt und einen Ring überstreift. Ausreden dafür gibt es genug. Dann kam ich aber dahinter, dass sich zwischen den angeblich verbrannten Diamanten zwei große Rubine befanden, und Rubine verbrennen nicht, denn sie bestehen nicht aus Kohlenstoff, sondern sind ein Mineral. Mr. Belter hatte die Angewohnheit, Steine, wenn er sie bei sich trug, in einem Säckchen in die Jackentasche zu stecken. Er hielt das für am sichersten. Man hätte also die beiden Rubine in dem verbrannten Anzugstoff finden müssen. Ich habe vorsichtshalber nochmals alles untersucht und da, wo die Leiche des angeblichen Belter gefunden wurde, jeden Stein umgedreht. Ich habe keine Rubine gefunden, aber sie hätten da sein müssen.«
»Einen Augenblick«, bat ich und rief unseren Juwelensachverständigen an. »Kann man Rubine verbrennen?« fragte ich.
»Nein. Man kann sie zwar bei einer Temperatur von zweitausend Grad zum Schmelzen bringen, aber verbrennen kann man sie niemals.«
Der Nächste war der Chefchemiker unseres Laboratoriums.
»Können bei der Explosion eines Flugzeuges Temperaturen von zweitausend Grad entstehen?«
»Es kommt darauf an, was explodiert«, meine er. »Wenn Sie in der Maschine eine A- oder H-Bombe zünden, so bekommen Sie noch höhere Hitzegrade, aber bei einer Treibstoff- oder selbst Brennstoffexplosion kommen Sie da
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