Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

Titel: 0142 - Der Schwiegersohn des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schwiegersohn des Teufels
Vom Netzwerk:
Während Phil die tief herabhängenden Zweige der Buchen zur Seite drückte, suchte ich die Dachziegel ab.
    Ich pfiff durch die Zähne, als ich jenen Ziegel entdeckte, an dessen Rand sich der kleine Zweig verklemmt hatte, den wir an der Decke sahen. Aber es war nicht das, was mich freudig überrasche, sondern die Tatsache, dass sich auf der matt polierten Oberfläche des Dachziegels schlecht verwischte Kreidespuren befanden.
    Es war nun offensichtlich, wie die Kidnapper zu der inhaltsschweren Konservenbüchse gelangt waren. Sie hatten einen Ziegel abgehoben, der sich direkt über der-Trennwand befand, und dann die Büchse geangelt. Um ganz sicher zu gehen, hatten sie die Sache vorher ausprobiert und den passenden Ziegel mit Kreide gekennzeichnet.
    Ich holte mein Glacehanschuhe aus der Manteltasche, streifte sie über und hob vorsichtig den Ziegel ab. Mein Blick fiel auf die Trennwand, wie ich es anders auch nicht erwartet hatte.
    Mit dem Ziegel in der Hand trat ich den Rückzug an.
    Als wir wieder im Korridor standen, meinte Phil: »Jetzt weiß ich auch, warum man von Bendix verlangte, dass er die Konservenbüchse auspackte, bevor er sie auf die Trennwand stellte. Die Brüder haben ein Stück magnetisiertes Eisen heruntergelassen und damit die Büchse hochgezogen.«
    »Meinst du?«, fragte ich.
    »Yeah, ich meine es, Sir«, sagte Phil. »Dass sie nicht die Absicht hatten, das halbe Dach abzudecken, siehst du an der Kennzeichnung dieses Ziegels. Sie konnten sich das auch nicht leisten, weil sie ja damit rechnen mussten, dass jeden Augenblick jemand den Bau betrat. Kannst du mir folgen?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber erzähle weiter.«
    »Es musste schnell gehen«, fuhr Phil fort. »Deshalb nahmen sie nur einen Ziegel ab. Sie hätten vielleicht auch mit der Hand durch diese Öffnung greifen können, um nach der Büchse zu angeln. Aber dabei hätte derjenige, der es tat, nichts gesehen und womöglich die Büsche versehentlich von der-Trennwand gestoßen. Dieses Risiko wollten sie nicht eingehen, deshalb benutzten sie einen Magnet, der vielleicht an einer Schnur hing.«
    Daraufhin sagte ich nichts mehr, denn Phils Logik war durchschlagend.
    »Haben Sie noch mehr solche Ziegel?«, fragte ich den Wirt.
    »Ja«, meinte er. »Ein paar liegen noch herum.«
    »Dann nehmen Sie einen davon und decken Sie das Dach wieder zu«, riet ich ihm. »Diesen hier müssen wir mitnehmen.«
    Unten im Schankraum sahen wir uns das Gästebuch an. Miss Eleanor Perkins aus Boston war in dieser Woche bisher der einzige Übernachtungsgast gewesen. Es war die alte Dame, die gestern Abend gekommen und heute wieder abgereist war.
    »Wieviel Wege führen nach Rom?«, fragte ich den Wirt und zeigte mit der Hand zur Decke.
    Einen Augenblick stutzte er, aber dann hatte er kapiert.
    »Für die Gäste einer, für mich zwei«, sagte er. »Es gibt nur eine Treppe, die vom unteren Korridor aus hinaufführt. Und in diesem Korridor mündet hier eine Tür aus dem Schankraum und eine weitere Tür aus der Küche.«
    »Okay«, sagte ich. »Wie gelangen Sie auf Ihren Hof?«
    »Ebenfalls durch die Küche.«
    »Ist sie immer besetzt?«
    »Von morgens 7 Uhr bis abends 12 Uhr«, sagte der Wirt stolz.
    Wir erkundigten uns vorsichtshalber noch bei der Negerin, die als Haushälterin fungierte, aber sie hatte nichts gesehen, und wir überzeugten uns selbst davon, dass die Tür zum Hof verschlossen war.
    »Sie könnten auch mit einer Leiter von der anderen Seite aufs Dach gestiegen sein«, meinte Phil.
    Ich glaubte nicht daran, weil ich zu diesem Zeitpunkt schon einen ganz bestimmten Verdacht hegte, doch ich tat ihm den Gefallen und ging mit ihm hinaus. Wir nahmen jeden Quadratzentimeter des Bodens an der Hinterseite des Anbaues unter die Lupe. Nirgends fanden wir Fußspuren im lockeren Erdreich oder gar die charakteristischen Eindrücke, die eine Leiter hinterlässt. Nein, die Burschen hatten die Dollar auf andere Weise in ihren Besitz gebracht.
    »Wo hat Miss Perkins gewohnt?«, fragte ich den Wirt.
    »In Zimmer 5«, antwortete er.
    Wir stiegen noch einmal ins Obergeschoss, und ich war durchaus nicht überrascht, als ich sah, dass das Zimmer 5 am Ende des Ganges, unmittelbar neben dem hinteren Fenster, lag.
    Der Raum war unverschlossen, und wir traten ein.
    Die Einrichtung des Zimmers entsprach dem niedrigen Preis. Ein Messingbett, ein einfacher Kleiderschrank, ein Tisch und ein Stuhl bildeten neben einem Waschtisch mit Marmorplatte das gesamte Mobiliar.
    Ich zündete mir

Weitere Kostenlose Bücher