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0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

Titel: 0142 - Der Schwiegersohn des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schwiegersohn des Teufels
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Erdgeschoss.
    Will wohnte in einem achtstöckigen Appartementhaus an der Ecke Lenox Avenue - 125. Straße, also am Rande Harlems, des berühmten und berüchtigten Negerviertels. Auch diese Wohnung hatte sich Kendale bereits im Zuchthaus anhand des Stadtplanes von New York ausgesucht. Sie war nach ihrer Lage nicht zu teuer und schloss eine Menge Vorteile in sich ein. Im Haus wohnten ständig zwischen 80 und 100 Mieter, die selten länger als ein halbes Jahr blieben, weil das Haus einer Gesellschaft für ausgedehnte Studienreisen gehörte, die hier größtenteils Kunden unterbrachte. Kaum einer kümmerte sich um den anderen, und manchmal trafen sich die Bewohner monatelang nicht, weil sie entweder zu verschiedenen Zeiten nach Hause kamen, oder einen anderen der vier Lifts benutzten. Von der Lenox Avenue aus war es nicht weit nach Harlem, wo man sich notfalls verkriechen konnte. Für Will Kendale war es der günstigste Wohnplatz, den er sich wünsche konnte.
    Der Gangster schlenderte langsam die Lenox Avenue in Richtung Harlem entlang. Kurz bevor die 128. Straße in die Avenue mündet, stand an der rechten Seite sein dunkelblauer Buick mit Sammy White am Steuer.
    Sammy grinste, als sich Kendale neben ihn setzte, und fuhr ab.
    Der Neger war Kendales bester Mann, denn er brachte alle Voraussetzungen für ein Geschäft mit. Er redete nicht viel, stellte keine unnützen Fragen und führte jeden Befehl widerspruchslos aus. Zu all dem kam, dass er Kendale geradezu hündisch ergeben war, weil ihm der Gangster vor seinem Aufenthalt in Staatspension davor gerettet hatte, gelyncht zu werden. Kendale hatte es nicht aus Menschenfreundlichkeit getan, sondern deshalb, weil es für ihn verhältnismäßig ungefährlich gewesen war und er die zu erwartende Anhänglichkeit Sammys einkalkuliert hatte.
    Will Kendale konnte sich rühmen, noch nie etwas ohne Grund getan zu haben.
    Sie brauchten eine gute Stunde, bis sie den Harlem River überquert und im Stadtteil Bronx die 30 Straße erreicht hatten, wo Sammy den Buick vor einem kleinen Geschäft für Jagd und Angelzubehör stoppte.
    Als Kendale die Tür öffnete, schepperte eine Glocke blechern im Hintergrund des Geschäftes. Im nächsten Augenblick öffnete sich eine andere Tür, die zur oberen Hälfte aus Glas bestand, und ein großer knochiger Mann mit einer spiegelblanken Glatze und breiten Backenknochen kam zum Vorschein.
    »Hat es geklappt, Will?«, fragte er in seinem harten akzentuierten Englisch.
    Kendale nickte, griff in die Jackentasche und hielt Sokolnikow zwei Bündel hin.
    »Aber sauf deinen Wodka zu Hause, Iwanowitsch«, sagte er. »Ich habe Leute gekannt, die von unbezähmbarer Quassellust befallen wurden, wenn sie das nötige Quantum intus hatten. Es soll eine gefährliche Krankheit sein, Iwanowitsch. Manche Leute sterben daran.«
    Der Russe blickte zu Boden. Er kannte seine Schwäche für Wodka, und er kannte auch Will Kendale.
    »Ist mit dem Kleinen alles in Ordnung?« fragte Kendale.
    Sokolnikow nickte.
    »Vor zehn Minuten habe ich erst durch den Spion gesehen«, sagte er. »Der Bengel sieht sich das Bilderbuch an, das ihm Sammy gebracht hat.«
    »Okay«, sagte Kendale. »Du bleibst hier und wirst Wachhund spielen.«
    Kendale ging, von Sammy gefolgt, an Sokolnikow vorbei auf die Glastür zu, öffnete sie und betrat einen schmalen Korridor, der schon nach wenigen Schritten in einem dürftig möblierten Zimmer mündete. Hier schob er mit dem Fuß einen schäbigen Teppich zur Seite und öffnete eine Falltür, von der aus ein halbes Dutzend steiler Stufen in die Kellerräume führte, deren Zugang von außen schon vor längerer Zeit zugemauert worden war.
    Auch hier gab es wieder zwei Räume, einen größeren, der die Ausmaße des darüber liegenden Zimmers hatte, und einen kleineren, der nach dem Hof zu lag und durch eine dicke Holztür verschlossen wurde, in der sich in Kopfhöhe ein kleines, rundes Loch, der Spion befand. In diesem Raum wurde Ronald Bendix gefangen gehalten.
    Als Kendale und White den ersten Raum betraten, stand Irvin Fox auf, trat zu einem Wandregal und holte eine Whiskyflasche und Gläser.
    »Trinken wir auf die Bucks oder auf ’nen Reinfall?«, fragte er, als er die Flasche auf den Tisch stellte. Kendale erwiderte nichts darauf. Er packte die Banknotenbündel, die er noch besaß, auf den Tisch. Schon schob er zwei Irvin Fox zu und zwei Sammy White. Die restlichen beiden Bündel ließ er liegen.
    Irvin Fox machte keinen sehr zufriedenen

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