0142 - Der Schwiegersohn des Teufels
also nichts zu tun.«
»Dann haben sie den Wagen gekannt«, sagte Kendale nachdenklich. »Und woher kennen sie den Wagen? Woher wissen sie von Miss Perkins?«
Der Neger zuckte die Schultern.
»Ich werde es dir sagen, Sammy«, fuhr Kendale fort. »Den Namen Sammy haben sie vom kleinen Bendix, den Namen von Miss Perkins haben sie in Ransoms Boarding-house erfahren, und dort haben sie auch unseren Wagen gesehen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Schade. Ich hätte eher wissen müssen, dass uns Bendix an die Polente verpfiffen hat. Dabei habe ich heute noch dem Redakteur von der Daily Times gesagt, wir hätten sie an der Nase herumgeführt, weil wir durchs Dach gegangen sind. Stell dir das vor, Sammy. Ich hab’s ihm gesagt, weil sich das besser macht, und jetzt stimmt es wirklich.«
Kendale zündete sich eine frische Zigarette an.
»Fahr zur nächsten Telefonzelle, Sammy«, sagte er dann.
Sie hatten knapp hundert Meter zu fahren. Kendale stieg aus, betrat die Zelle und suchte sich aus dem Telefonbuch die Nummer von Ransoms Boardinghouse heraus.
»Hier Ransoms Boardinghouse«, meldete sich der Wirt.
»Hier FBI«, sagte Kendale. »Sagen Sie, Mister Ransom, welche Beamten waren heute bei Ihnen draußen in Jersey City?«
»Oh«, machte Ransom. »Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis. Aber warten Sie mal. Ich glaube einer von den beiden hieß Cotton oder so ähnlich. Der andere sagte immer Jerry zu ihm. Warum fragen Sie?«
Kendale grinste und legte auf.
»Es ist so«, sagte er, als er sich wieder neben den Neger setzte. »Ich habe eben mit Ransom gesprochen. Sie haben sogar ihren Oberspürhund, den Cotton, angesetzt. Ist dir das ein Begriff?«
»Leider«, sagte Sammy.
»Okay«, sagte Kendale. »Fahr mich jetzt in die Nähe des nächsten Taxistandes. Dort setzt du mich ab. Anschließend fährst du diesen Schlitten irgendwo in den Hudson. Unterwegs besorgst du irgendwo ein halbes Pfund weißen Pfeffer. Morgen früh um 7 Uhr stehst du mit einem anderen Wagen an der Ecke Lenox - 128. Straße. Ist das klar?«
»Völlig«, sagte Sammy. »Ich frage mich nur, woher ich den Wagen nehmen soll, Boss.«
Der Neger stoppte den Buick. Kendale blickte durch die Windschutzscheibe und sah 30 Meter weiter eine Reihe Taxis stehen.
»Ganz einfach, Sammy«, sagte er. »Du wirst dir einen borgen, und zwar vom nächsten Parkplatz. Sieh zu, dass du nicht gerade wieder einen blauen Buick erwischst. Seit heute kann ich diese Marke nicht mehr leiden. Und bring unseren Freund Fox mit, wenn du morgen früh zum Treffpunkt kommst.«
Kendale wartete nicht mehr die Entgegnung des Negers ab. Er stieg aus und schlenderte gemächlich auf die Taxis zu.
***
Saydoms Guest Home war ein sehr schmales, fünfstöckiges Gebäude, das zwischen zwei mächtigen Kästen eingeklemmt war.
Das Haus war kein Hotel im üblichen Sinne. Man konnte in diesem Guest Home zum Beispiel keine Mahlzeiten erhalten. Dafür aber zahlte man für die Woche nur 10 bis 15 Dollar.
Wir traten zum Rezeptionstisch, hinter dem ein dürres Männchen mit schütterem Haar saß und erkundigten uns nach Johnny Simon.
Der Alte schüttelte den Kopf.
»Haben wir nicht«, meinte er.
Ich entnahm meiner Brieftasche Johnnys Foto und hielt es ihm unter die Nase.
»Sie müssen sich irren«, meinte er daraufhin. »Das ist Mister Perkins. Er wohnt in Zimmer 48.«
Ich musste lächeln. Auf den Gedanken, dass sein Mieter hier unter falschem Namen leben könnte, kam das Männchen nicht. Anscheinend war Saydoms Guest Home ein anständiges Haus.
»Das ist leicht möglich«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat sich meine Sekretärin geirrt. Befindet sich Mister Perkins auf seinem Zimmer?«
Das Männchen warf einen Blick auf das Schlüsselbrett und nickte.
»Mister Perkins ist zu Hause«, sagte er. »Nummer 48 liegt im dritten Stock.«
Ich bedankte mich, und wir gingen einen schmalen Gang entlang, in die Richtung, die ein Pfeil mit der Unterschrift »Lift« zeigte.
»Jetzt haben wir zwei Perkins«, sagte Phil. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist Simon unser Mann. Vielleicht ist besagte Miss Perkins, die das Geld abgeholt hat, seine Freundin.«
»Vielleicht«, sagte ich. »In diesem verdammten Fall kann man nur vielleicht sagen. Übernimmst du die Feuerleiter?«
Phil nickte und ging durch die Hoftür, die sich neben dem Aufzug befand, nach draußen.
Ich fuhr zum dritten Stock hoch und klopfte an die Tür von Nummer 48.
Johnny Simon musste sich in dieser gutbürgerlichen
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