0142 - Zombie-Rache
ihnen und ihm gab es keine Kluft, kein Generationenproblem. Er brachte diesen Leuten die gebührende Achtung und das nötige Verständnis entgegen und wurde deshalb von allen hochgeschätzt und geliebt.
In kleinen Grüppchen gingen seine Gäste nach Hause.
Er hörte sie lachen und plaudern. Die Kontakte, die in seinem Haus geknüpft wurden, blieben zumeist auch weiterhin erhalten, und darauf war Lloyd Tingwell mit Recht stolz, denn auf diese Weise war die Einsamkeit der alten Menschen am nachhaltigsten zu besiegen.
Obwohl die Leute nicht gerade leise auf ihrem Heimweg waren, hatte sich in der Nachbarschaft noch niemand beklagt.
Tingwell wartete, bis keiner seiner Gäste mehr zu sehen war, dann trat er zurück und schloß die Tür seines Hauses.
Er war ein großer gutaussehender Mann, kräftig und willensstark. Es war der Wunsch seiner Mutter gewesen, daß er Pastor werden sollte. Es hatte ihm nichts ausgemacht, ihn ihr zu erfüllen, und er hatte diesen Schritt bis zum heutigen Tag nicht bereut.
Die Kälte, die ins Haus geströmt war, ließ den Pastor leicht frösteln. Er verließ die Diele und begab sich in den geräumigen Livingroom. Ein ziemliches Durcheinander herrschte hier.
20 Personen hinterlassen nun einmal Spuren. Das regte den Pastor nicht auf. Morgen früh würde ein Reinigungsteam anrücken und das Haus wieder auf Hochglanz bringen.
Da er sich während des Abends mit dem Trinken zurückgehalten hatte, war ein Gläschen Wein jetzt in aller Ruhe durchaus vertretbar.
Er setzte sich an das Feuer des offenen Kamins, goß sein Glas voll, nippte daran und dachte an die vielen Probleme, die seine Gäste an ihn herangetragen hatten. Er hatte Tips und gute Ratschläge gegeben, hatte diesem und jenem versprochen, zu helfen und wollte dieses Versprechen auch halten. Wem er Hilfe zusagte, der konnte sich darauf verlassen, daß sie ihm auch wirklich zuteil wurde.
Tingwell blickte in das lodernde Feuer.
Die harten Buchenscheite knackten und knallten.
Und plötzlich glaubte der Pastor ein Geräusch vernommen zu haben, das nicht zu dieser beschaulichen Stille paßte.
Es war von draußen an sein Ohr gedrungen, und Lloyd Tingwell wurde den Verdacht nicht mehr los, daß da jemand um sein Haus schlich, der hier nichts zu suchen hatte…
***
Der Nightclub sah verdammt gut aus. Hier machte Barry North sein schwarzes Geld zu weißem. Was er mit seinen diversen verbrecherischen Tätigkeiten verdiente, steckte er als Investition in dieses Lokal. Die Finanzspritze lohnte sich. Das Lokal war zum Bersten voll.
Es gab Flipperautomaten, einarmige Banditen, Guckkästen – nur für Erwachsene – und dergleichen mehr. Im Obergeschoß konnte man sich lukullischen Genüssen hingeben. Im Erdgeschoß wurde nach heißen Rhythmen getanzt. Und dann gab es noch Gänge zu verschiedenen Räumlichkeiten, die man nicht so ohne weiteres aufsuchen konnte.
In der Richtung befand sich auch Barry Norths Büro.
Ich war sicher, daß ich da Angie Aquilla antreffen würde.
Der breite Gang, der an der Garderobe vorbeiführte, war schwarz tapeziert und sah wie das Innere eines großen Sarges aus. Ein rothaariges Mädchen kam mir entgegen. Die vielen Whiskys, die sie getrunken hatte, schienen ihr beinahe aus den Augen zu fließen.
Sie sah mich.
Ich gefiel ihr.
Also warf sie sich mir an den Hals und nuschelte: »Möchtest du mit mir tanzen, Großer?«
»Tut mir leid…«
»Oh!« Sie zog eine Schnute. »Du wirst Suzie-Baby doch nicht von dir stoßen?«
»Suzie-Baby sollte artig sein und nach Hause gehen.«
»Okay. Ich gehe. Mit dir. Möchtest du sehen, wie ich wohne? Es wird dir bestimmt gefallen. Im Schlafzimmer habe ich einen Spiegel an der Decke. Da kannst du…«
»Du hättest keine Freude mit mir, Suzie-Baby«, sagte ich grinsend. »Ich schnarche so laut, daß sich die Tapeten aufrollen.«
Sie kicherte. »Nicht bei mir. Denn bei mir kommst du nämlich nicht zum Schlafen, das verspreche ich dir.«
Mit sanfter Gewalt versuchte ich sie loszuwerden. Aber sie hing wie eine Klette an mir. Ihre Arme glichen den Tentakeln eines Kraken. Sie schienen mit Saugnäpfen festzukleben.
Eine Tür öffnete sich, und dann hatte ich die Bescherung. Der bullige Kerl mißverstand die Situation sofort. »Verdammt!« sagte er wütend, und seine Augen funkelten mich an. »Die Kleine ist sternhagelvoll, Mann. So etwas macht sich ein Gentleman nicht zunutze. Was hast du mit Suzie vor, du Lustmolch?«
»Nichts. Ich würde sie gern loswerden«, gab ich
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