0142 - Zombie-Rache
kümmern. Die Neugierigen rückten näher heran. Gespannt harrten sie der Dinge, die noch kommen würden.
»He, Mister!« rief ein besonders Vorwitziger mir zu. »Ist der Teufel in dieser Halle?«
»Jetzt nicht mehr«, gab ich zurück. Ein Raunen ging durch die Menge. Ich winkte Stringer Kane zu mir, führte ihn zu meinem Wagen und sagte: »Steigen Sie ein.«
»Wohin bringen Sie mich?« fragte Kane verwundert.
»Nirgendwohin. Ich möchte mich nur ungestört mit Ihnen unterhalten.«
Wir setzten uns in das Fahrzeug.
»Was war in der Halle los, Mr. Sinclair?« wollte Kane wissen.
»Haben Sie den unheimlichen Killer erschossen?«
»Ja.«
»Bestimmt nicht mit einer gewöhnlichen Kugel.«
»Mit geweihtem Silber.«
»Dachte ich mir«, nickte Kane.
»Können Sie mir sagen, aus welchem Grund Pollock sterben mußte?«
»Das hätten Sie den Killer fragen sollen.«
»Habe ich.«
»Und?«
»Er wollte nicht darüber reden. Sein Name war übrigens Compton Cullagher. Haben Sie ihn schon mal gehört?«
Kane schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Verdammt, vielleicht war es nicht richtig, daß Sie Cullagher erschossen haben.«
»Er ließ mir keine andere Wahl. Er hat mich angegriffen. Ich wollte nicht so enden wie Ihr Freund.«
»Ach so. Das wußte ich nicht.«
Ich dachte an mein Gespräch mit Lana Meredith. Bei ihr hatte ich erfahren, daß der Grundstein für den Mord an ihrem Chef vor einem Jahr gelegt worden war. Traf das auch auf Sean Pollock zu?
»Wie lange kennen Sie Pollock schon?« fragte ich.
»Fünf, sechs Jahre.«
»Ist vor einem Jahr irgend etwas passiert, worüber Sean Pollock nicht mit Ihnen sprechen wollte?«
Stringer Kane blickte mich groß an. »Ja. Tatsächlich. Wie kommen Sie darauf, Mr. Sinclair?«
»Es gibt eine Parallele zu diesem Fall.«
Kane wühlte seine Finger durchs Haar. »Es muß genau ein Jahr her sein. Sean kehrte von einer Tour zurück. Mir fiel sofort auf, daß er irgendwie verändert war. Er konnte über keinen Scherz lachen. Er versuchte sich in sich selbst zu verkriechen. Er wollte mir auf meine Fragen nicht antworten. Irgend etwas war geschehen, das Sean seinen Stempel aufgedrückt hatte. Es dauerte mehrere Wochen, bis mein Freund wieder halbwegs zu sich selbst fand.«
»Was kann er erlebt haben?«
»Das weiß ich bis heute nicht.«
»Und wo kann dieses Erlebnis stattgefunden haben?«
»Auch das entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht kann Ihnen Angie Aquilla weiterhelfen.«
»Angie Aquilla?« fragte ich.
»Bis vor einem halben Jahr war sie Seans Freundin. Mann, ging’s bei denen rund. Sie trank immer, und wenn sie blau war, konnte jeder Kerl sie haben. Da Sean viel unterwegs war, setzte ihm Angie fast jede Woche Hörner auf. Bis er die Nase voll hatte und sie auf die Straße setzte.«
»Was ist aus ihr geworden?«
»Die Freundin von Barry North.« Ich pfiff durch die Zähne. Barry North war ein polizeibekanntes Individuum. Er machte mit Vorliebe krumme Geschäfte.
Zur Tarnung und fürs Finanzamt führte er einen Nightclub in der Kensington Road. Natürlich konnte man in diesem Lokal unter der Hand Rauschgift kaufen, Mädchen mieten, ein illegales Spielchen machen. Und obwohl das alles kein Geheimnis mehr für die Polizei war, war es ihr doch bis heute noch nicht möglich gewesen, dem gerissenen Ganoven das Handwerk zu legen.
Von Sean Pollock zu Barry North – das war ein großer Sprung für Angie Aquilla. Aber bestimmt nicht der beste.
***
»Es war sehr nett, Pastor Tingwell«, sagte die kleine grauhaarige Frau mit einem dankbaren Lächeln. »Sie haben sich wieder sehr viel Mühe gemacht.«
Lloyd Tingwell gab das Lächeln zurück. »Ich habe es gern getan, Mrs. Byther. Und nun wünsche ich Ihnen einen guten Heimweg.«
»Danke. Sehr liebenswürdig.«
Pastor Tingwell arrangierte öfter solche geselligen Zusammenkünfte in seinem Haus, und die Schäfchen seiner evangelischen Gemeinde kamen mit Freuden zu ihm, denn es gab nicht nur ein ausgezeichnetes kaltes Büfett, sondern auch einen exzellenten Wein, und nach einer besinnlichen Stunde des Betens wurde gescherzt, getanzt und gelacht. Ein harmloses Vergnügen für zumeist ältere alleinstehende Menschen, denen der Pastor ein paar nette Stunden bescheren wollte.
An der Tür drückte Lloyd Tingwell jedem Gast die Hand, und er hatte zum Abschied freundliche Worte für die Leute, die er ihnen auf den Heimweg mitgab.
Obwohl er noch keine 40 war, verstand er sich ausgezeichnet mit den alten Menschen. Zwischen
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