0142 - Zombie-Rache
drängte sie dazu.
»Sie waren bis vor einem halben Jahr mit Sean Pollock befreundet«, stellte ich fest.
Sie lachte girrend. »Ist das nicht ein beachtlicher Aufstieg? Von Pollock zu Barry North?«
»Das kommt darauf an, von welcher Warte aus man es betrachtet«, erwiderte ich. »Manche Leute könnten es auch als Abstieg ansehen.«
»He, wollen Sie mich beleidigen, Sinclair?« rief Barry North ärgerlich dazwischen.
»Kann man das?« fragte ich.
»Hören Sie, ich bin ein Staatsbürger wie jeder andere. Ich zahle pünktlich meine Steuern. Mehr als Sie. Sie haben kein Recht, so mit mir zu reden!«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Luft anhalten würden, North!«
»Sie können mir in meinen eigenen vier Wänden nicht das Wort verbieten, Sinclair!«
»Okay, dann gehen Sie raus und kümmern Sie sich ein bißchen um Ihre Gäste. Lassen Sie mich mit Angie allein.«
»Ich wüßte nicht, warum ich das tun sollte!« sagte North trotzig.
»Raus!« sagte ich scharf. Das war genau der richtige Ton, in dem man mit ihm reden mußte. Darauf reagierte er. Zornig erhob er sich. Die rote Narbe wurde dunkel. Wenn ich kein Polizist gewesen wäre, hätte er sich vielleicht auf mich gestürzt. Oder er hätte ein paar Freunde gerufen, die mich mit vereinten Kräften an die Luft gesetzt hätten, nachdem ich eine ordentliche Tracht Prügel bezogen hatte.
Aber mit der Polizei wollte sich Barry North nicht anlegen. Das wäre unklug gewesen, und dieser Ganove war alles andere als das.
Er warf mir einen wütenden Blick zu.
Und Angie schaute er an, als wollte er sagen: Du weißt, worüber du reden darfst!
Dann stampfte er aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
»Endlich allein«, sagte ich lächelnd.
Angie Auqilla wurde unsicher. Es war niemand mehr da, der ihr den Rücken stärken konnte, und sie wußte noch nicht genau, was ich von ihr wollte.
»Sie haben Barry ganz schön verärgert«, sagte sie.
Ich grinste. »Das hat mir großen Spaß gemacht. Ehrlich gesagt, ich habe etwas gegen Parasiten wie Barry North.«
Angie zuckte zusammen. »Lassen Sie ihn so etwas nicht hören. Das würde er garantiert in die falsche Kehle kriegen.«
»Wenn ich Zeit hätte, würde ich ihm noch ganz andere Dinge ins Gesicht sagen«, erwiderte ich. »Warum haben Sie sich an ihn weggeworfen, Angie?«
»Weil ich es bei Sean Pollock nicht mehr ausgehalten habe.«
»War Sean nicht gut zu Ihnen?«
»Er war ja nie da, wenn ich ihn brauchte. Er war ja immer auf Achse.«
»Hielten Sie es deshalb mit der Treue nicht so genau?«
Sie funkelte mich an. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Das ist nicht wichtig«, sagte ich.
»Jedenfalls geht es mir bei Barry wesentlich besser, als es mir je zuvor gegangen ist. Barry hat genug Zeit für mich, und er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab.«
»Er ist ein Gangster.«
»Wenn schon. Es macht mir nichts aus, was die Leute über ihn reden. Hauptsache, er ist gut zu mir.«
»Ihr Bier«, sagte ich.
»Stimmt genau. Darf ich jetzt endlich erfahren, was Sie von mir wollen? Der Saubermann Sean Pollock hat doch nicht etwa was ausgefressen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Sean ist tot, Angie.«
Sie erschrak. Ungläubig musterte sie mich. Als suchte sie in meinem Gesicht nach einem Beweis dafür, daß ich nicht die Wahrheit gesagt hatte. »Tot?«
»Ermordet«, sagte ich.
»Aber… wieso denn? Wer hat das getan? Warum?« Sie wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. Sie hatte Pollock noch nicht ganz vergessen. Ein Teil ihres Herzens schien noch für ihn zu schlagen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Ihr ehemaliger Freund wurde das Opfer eines mordenden Zombies«, sagte ich.
Nun riß Angie Aquilla die Augen noch mehr auf. »Was sagen Sie da? Ich dachte, Zombies würde es nur im Horrorfilm geben.«
»Leider nicht.«
»Das ist ja schrecklich.«
»Können Sie sich daran erinnern, was sich vor einem Jahr ereignet hat? Pollock muß damals etwas erlebt haben, was den Zombie veranlaßte, sich heute an ihm zu rächen.«
Sie wies auf die Bar. »Einen Drink. Ich brauche einen Drink.«
Ich füllte ein Glas mit Scotch und reichte es ihr. Sie leerte es auf einen Zug, stellte das Glas ab und stierte an mir vorbei. »Sie haben recht«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Sean hat vor einem Jahr etwas erlebt…« Angie sprach, als befände sie sich in Trance. Ich wartete gespannt darauf, daß sie weiterredete. »Aber ich weiß nicht, was«, flüsterte sie. »Es muß etwas Furchtbares
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