0143 - Die Schöne aus dem Totenreich
Seelen.«
Ich schaute Kara an und dann Myxin. Der Magier hob die schmalen Schultern. »Das kenne ich nicht.«
»Ich auch nicht«, gab ich zu.
»Es liegt ganz in der Nähe«, erklärte Kara. »Dieses Haus hat seine Geschichte. Wer dort stirbt, soll ein Teil des Hauses werden, soll selbst eingehen in die Mauern, das Dach, in das Gebälk.«
»Ist es bewohnt?« fragte ich.
»Nein, aber es war bewohnt. Von einem gefährlichen Druiden, der mit dem Spuk zusammen war.«
Wieder eine Verbindung. Der Spuk! Herrscher im Reich der Schatten, Wächter über die Seelen der getöteten Dämonen. Wenn das keine neue Spur war. Außerdem paktierte der Spuk mit Asmodina, und die Teufelstochter hatte ihn sogar dazu gebracht, die Seele des Mensch/Dämons Dr. Tod freizugeben, damit sie in den Körper des Mafioso Solo Morasso eingehen konnte.
Vielleicht traf ich in diesem Haus wieder auf den Spuk. Bei meiner letzten Begegnung mit ihm, hatte ich ihn nicht fassen können. Er war zu schnell gewesen.
»Bist du sicher, daß du dort den Trank findest?« erkundigte sich Myxin.
»Sicher nicht«, antwortete Kara. »Aber man muß es versuchen.«
»Wie kommen wir hin?«
Kara schaute mich an. Sie lächelte. »Wie bist du denn an diesen Ort gelangt?«
Ich verstand.
Haro hatte noch Einwände. »Ich besitze keine Waffe«, sagte er.
»Deshalb kann ich mich gegen die Feinde nicht verteidigen.«
Da hatte er recht. Kara überlegte. Ich hätte ihm meine Beretta geben können, wollte sie aber behalten, denn ich wußte nicht, was noch alles auf uns zukommen würde.
Das Haus der jammernden Seelen!
Wie mochte es dort aussehen? Ich war wirklich begierig, es zu erfahren.
»Du mußt ohne Waffe auskommen«, sagte Kara. »Vielleicht wirst du irgendwann eine bekommen.«
Haro nickte. Er verknüpfte sein Schicksal eng mit dem des Mädchens. Es bat uns, einen Kreis zu bilden.
Wir stellten uns auf, und Kara ließ sich in der Kreismitte nieder.
Sie ging in die Hocke. Das Schwert nahm sie so, daß der Griff auf dem Boden stand und die Spitze bis über ihren Kopf reichte, wobei sie die flache Seite gegen ihr Gesicht gepreßt hielt.
Dann sprach sie einige Worte in einer Sprache, die ich noch nie gehört hatte.
Plötzlich veränderte sich das Schwert. Die Klinge explodierte zu einer wahren Lichtorgie, die auch uns erfaßte und wegtrug…
***
Suko hielt den Atem an.
Er schaute noch einmal hin und sah, daß er sich nicht geirrt hatte.
Aus dem Wagen war Tokata, der Samurai des Satans, gestiegen.
Dem Chinesen wurde bewußt, daß er wie auf dem Präsentierteller stand, aber nicht nur er allein, auch der unbeteiligte Fahrer.
»Geh rein!« schrie Suko den Mann an.
Der tat nichts, er schaute Suko nur verständnislos an.
»Weg, Mensch!«
Erst jetzt reagierte der Mann. Er warf sich gegen die Glastür und drückte sie nach innen.
Im gleichen Augenblick blitzte es am Wagen auf, und das hämmernde Tack-Tack einer Maschinenpistole unterbrach die Stille.
Suko hechtete zu Boden, er hoffte, daß der Fahrer auch so reagieren würde, doch das war ein Trugschluß.
Der Mann hatte die Abschüsse zwar gehört, doch anstatt in Deckung zu gehen, blieb er stehen und drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Schüsse gefallen waren.
Das war ein tödlicher Fehler.
Er sah noch die Geschosse über den Boden tanzen und wie sie sich auf ihn einpendelten, hörte auch das Splittern der Glastür, als die Kugeln sie trafen, dann bekam er einige harte Schläge gegen die Brust, die ihn zurückwarfen.
Er fiel in die Eingangshalle hinein und blieb tot auf den Fliesen liegen.
Das alles hatte Suko nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen, er mußte sich auf Tokata konzentrieren. Der Samurai des Satans hatte Suko ebenfalls gesehen und stieß einen wilden Schrei aus, bevor er angriff und sein Schwert dabei wie den Propeller eines Hubschraubers über seinen Kopf kreisen ließ.
Suko konnte ihn zwar nicht genau und in allen Einzelheiten erkennen, er wußte aber, wie dieser Dämon aussah. Eingepackt in eine lederne Weste, mit einer Maske vor dem knöchernen Leichengesicht und ohne den linken Arm, den ihm der silberne Bumerang wegrasiert hatte.
Die Schüsse waren verstummt. Dafür vernahm Suko eine Stimme, die er als das Organ von Dr. Tod identifizierte. »Holt euch das Zeug. Beeilung, macht schon!«
Was weiter geschah, konnte Suko nicht sehen, denn er mußte sich zur Seite werfen, um dem ersten Streich zu entgehen. Tokatas Samurai-Schwert war in der Hölle geschmiedet worden, und die
Weitere Kostenlose Bücher