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0143 - Für Menschen verboten

Titel: 0143 - Für Menschen verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erkundigte er sich mit deutlichem Spott. Er wußte genau, daß der Schwede mit der Symbolverständigung nicht fertig werden konnte.
    „Sie haben uns das alles eingebrockt", klagte Shawlee. „Sie hätten es den Kleinen auf seine Weise versuchen lassen sollen."
    Er ging auf Loden zu, wobei sein Oberkörper leicht schwankte. „Wenn wir uns prügeln, war alles umsonst", rief Loden warnend. Aber Shawlee war mit seiner Nervenkraft am Ende. Sein Unterbewußtsein benötigte einen Katalysator für seit Stunden empfundene Furcht - und es hatte sich Loden ausgesucht. Der Kybernetiker erkannte, daß sich Shawlee nicht aufhalten ließ.
    Wenn sie aber vor der Positronik übereinander herfielen, hätte sich Riesenhaft seinen Einsatz sparen können. Als Shawlee an Albright vorüberkam, hob der Ingenieur mit einer blitzschnellen Bewegung den Schlüssel und ließ ihn auf Shawlees Kopf herabsausen.
    Shawlee sackte mit einem dumpfen Laut zusammen. „Danke", sagte Loden. Albright warf ihm einen Blick zu, der Loden erkennen ließ, daß der untersetzte Mann nicht aus Sympathie zugeschlagen hatte. Vielleicht ahnte Albright, daß nur Riesenhaft jetzt noch helfen konnte. „Glauben Sie, daß die Positronik das auch als Prügelei auslegt?" wollte er wissen. „Ich hoffe nicht", beruhigte ihn Loden. „Es ging alles sehr schnell."
    Shawlee kam wieder zu sich, richtete sich etwas auf und schüttelte seinen Kopf. Albright half ihm vollständig auf die Beine.
    Vorsichtig tastete Shawlee nach der Beule an seinem Hinterkopf. Er sagte nichts, wandte sich aber von Loden ab. Loden atmete erleichtert auf. „Der Kleine hat uns immer ziemlich schikaniert", erinnerte sich Albright nachdenklich, „trotzdem mache ich mir Sorgen um ihn. Ich glaube fast, daß ich mich an ihn und seine Art gewöhnt habe."
    „Warten Sie nur, bis er wieder unter uns ist", erwiderte Bergmann. „Sie werden bald wieder die Nase von ihm voll haben."
    Albright sah nicht überzeugt aus, aber er entgegnete nichts. Als Loden auf seine Uhr blickte, war bereits über eine Stunde verstrichen, seit der Roboter Riesenhaft weggebracht hatte. Je länger die Untersuchung andauerte, desto geringer wurden ihre Chancen, denn bei längerer Dauer der Prüfung würde das Gehirn dementsprechend gründlich vorgehen. Sie würden einen Mißerfolg wahrscheinlich schneller erfahren, als ihnen lieb war. Da waren sie nun an einem unbekannten Punkt des Universums angelangt - fünf vollkommen verschiedene Männer, von denen jeder seine eigenen Gedanken und Gefühle entwickelte. In der letzten Stunde hatte Loden viel über die Kompliziertheit des menschlichen Zusammenlebens nachgedacht. Diese Kompliziertheit ließ es beinahe unmöglich erscheinen, daß sie mit Angehörigen vollkommen fremder Rassen Hand in Hand arbeiteten. Und doch war es so. Deutete dies nicht darauf hin, daß alles Leben in der Galaxis einen gemeinsamen Ursprung hatte? Von wo war das Leben ausgegangen, wo hatte es seinen Ursprung? Und, das erschien Loden wichtig, wie hatte es sich verbreitet? Für Emmet Loden war Leben in diesen Stunden zu etwas geworden, das nichts mit bloßer Existenz zu tun hatte, die man einfach ohne nachzudenken hinnahm. War er früher, als er noch nicht darüber nachgedacht, sondern sorglos gelebt hatte, etwa glücklicher gewesen? Oder war Glück etwas Relatives, das jedem einzelnen Lebewesen, so paradox es klang, als bestimmte Form vorschwebte? Für Loden hätte es in diesem Augenblick Glück bedeutet, wenn Riesenhaft durch den Gang gekommen wäre, um ihnen von seinem Erfolg zu berichten. Ohne Zweifel hätte sich Shawlee zur gleichen Zeit anders geäußert, wenn er von seinen Wünschen nach Glück berichtet hätte. Da sagte das Zentralgehirn: „Ihr habt die Wahrheit gesprochen. Ihr seid frei und könnt die Station betreten." Loden fühlte sich plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, und es dauerte einige Sekunden, bis er den Sinn verstand, den die Positronik in ihre Worte gelegt hatte. Doch dann spülte ein übermächtiges Triumphgefühl jeden anderen Gedanken davon. Er spürte sich von einer Welle der Begeisterung gepackt.
    Es war das gleiche Gefühl wie damals, als er die verbesserte Trounhart-Schaltung verkauft hatte. „Bedeutet das, daß wir wirklich frei sind?" fragte Albright unsicher. „Wir können uns innerhalb der Station bewegen, wohin wir wollen", gab Loden bekannt. „Das Gehirn hat uns als mechanisches Leben akzeptiert."
    In Lodens Freude mischte sich allmählich die Sorge um Dr. Riesenhaft.

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