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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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herrscht nie Ruhe, und selbst wenn nur die halbe Mannschaft anwesend ist, wie nachts, dann gibt es doch für diese Hälfte noch immer genug zu tun. Die Gangster richteten sich so gut wie nie nach normalen Bürozeiten.
    Ich ging mit Bill Chester zu unserem Auskunftsschalter. Dahinter saß Mane Lewis, ein Kollege, den ich gut kannte. Trotzdem sahen wir uns mit der gleichmütigen Miene an, als hätten wir uns zeit unseres Lebens noch nie gesehen.
    »Bitte schön?« sagte Mane.
    Ich druckste herum und stotterte:
    »Guten Abend, Sir. Eh — ich meine — wir sind doch hier richtig beim FBI?«
    Ungerührt bestätigte Mane, daß wir richtig seien.
    »Um was geht es denn?« setzte er hinzu.
    Ich gab Bill einen aufmunternden Stoß. Er klatschte das Bündel Falschgeld auf den Tisch.
    Mane warf nur einen kurzen Blick darauf, dann sah er in seiner Liste nach. Ich kannte diese Liste ein bißchen besser auswendig als er. Gleich würde er sagen: Zimmer 228, Mister Hadril. Das war einer unserer Fälschungs-Experten. Kaum hatte ich es gedacht, da hob Mane den Kopf und sagte:
    »Wenden Sie sich bitte an Mister Hadril in Zimmer 228. Der wird Ihnen alles sagen können, was Sie zu tun haben, falls es sich hier um Falschgeld handelt.«
    Bill nickte und sah mich auffordernd an. Ich schüttelte den Kopf.
    »No, Bill, ich bleibe hier und warte auf dich. Deine Aussage mußt du ja doch allein machen.«
    »Wie du meinst, Jerry. Also, ich gehe dann mal rauf.«
    »Ja, Bill.«
    Er fühlte sich offenbar nicht sehr wohl. Alle biederen, ehrlichen Leute haben ein unangenehmes Gefühl, wenn sie mal mit der Polizei zu tun kriegen.
    Nur die wirklichen Gangster sind nie verlegen.
    Kaum hatte Bill den Lift betreten und war damit nach oben entschwebt, da wandte sich Mane zu mir:
    »Na, Mister Taxi, was macht der neue Beruf?« ich grinste.
    »Da gibt‘s wenigstens Trinkgelder. In einer Nacht mehr als beim FBI in zehn Jahren. Seit ich ein G-man bin, hat noch nie ein Gangster gesagt: Vielen Dank für die freundliche Verhaltung. Darf ich Ihnen einen Dollar geben, wil Sie mir die Handschellen so schön sanft umgelegt haben?«
    Mane lachte. Ich erkundigte mich, was es Neues gäbe, und Mane erzählte mir von ein paar kleineren Fischen, die das FBI in dieser Nacht aufgelesen hatte. Darunter war auch ein seit elf Monaten gesuchter Mann, der wegen Mordes zu lebenslänglich verurteilt und ausgebrochen war. Elf Monate lang hatte er es vermieden, sich bei seiner Freundin sehen zu lassen. Dann war entweder die Sehnsucht zu groß geworden, oder er glaubte, die Polizei hätte nicht soviel Geduld wie er. Als er bei ihr klingelte, war es seine letzte Gelegenheit, in der Freiheit den Arm zu heben, denn eine Minute später schnappten bereits die Handschellen unserer Kollegen ein. Die Ausdauer von elf Monaten, Nacht für Nacht hindurch vor dem gleichen Haus auf die gleiche Frau zu achten und auf den gleichen Mann zu warten, hatte sich gelohnt.
    »Gibt‘s sonst noch etwas Interessantes?«
    »Kaum. In der Mailword-Sache zeichnen sich ein paar Spuren ab, aber viel läßt sich daraus noch nicht ersehen. Jedenfalls kommt die Sache ins Rollen.« Ich unterhielt mich noch fast eine halbe Stunde lang mit Mane Lewis, bis Bill wieder zum Vorschein kam. Im Augenblick, da er aus dem Lift herauskam, unterbrach ich mich mitten im Satz und fuhr völlig zusammenhanglos fort:
    »Nehmen Sie mir's nicht übel, Sir, aber von Baseball haben Sie keine Ahnung. Sonst würden Sie nicht behaupten, die Roten Adler hätten gegen die River Boys überhaupt irgendeine Chance. Die River Boys sind unschlagbar, absolut unschlagbar!«
    »Da hat er völlig recht«, sagte Bill Chester, der herangekommen war. »Sie, Sie können da sagen, was Sie wollen, aber in dem Punkt hat er recht. Gegen die River Boys tritt in dieser Saison kein ernstzunehmender Gegner an.« Mane verteidigte noch ein paar Sekunden zum Schein die Roten Adler, dann gab er sich allmählich geschlagen, aber erst, als ihm Bill aus dem Kopfe die ganze Mannschaftsaufstellung heruntergerasselt hatte, wie ein auswendig gelerntes Gedicht: Dann verabschiedeten wir uns und gingen wieder hinaus zu unseren Wagen. Als Bill in sein Taxi steigen wollte, kletterten gerade die beiden G-men heraus, die inzwischen den hinteren Innenraum nach den Fingerabdrücken des Mannes abgesucht hatten, der das Falschgeld im Wagen vergessen hatte.
    »He!« rief Bill, der den Zusammenhang nicht verstand, »was machen Sie denn in meinem Wagen?«
    »Keine Angst, Freund«,

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