Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
könnte, daß die tödliche Kugel gar nicht aus meiner Kanone gekommen sein kann?«
    »Genau«, nickte Phil. »Und deshalb kann die Bande beschwören was sie will. Die Tatsachen — also die Spuren an dem tödlichen Geschoß — werden den Ausschlag geben…«
    »Ist das wirklich wahr?« fragte der Junge, von neuer Hoffnung erfüllt. »Oder — oder wollen Sie mich am Ende nur einlullen, damit ich nichts dagegen habe, wenn Sie jetzt zur Polizei fahren?«
    Phi] zögerte einen Augenblick, dann zog er seine Brieftasche und entnahm dem Geheimfach seinen FBI-Dienstausweis.
    »Die Polizei ist bereits da«, sagte er. »Ich bin kein Taxifahrer. Mein Name ist Decker, Phil Decker, G-man des Federal Bureau of Investigation…«
    Er sprach nicht weiter, denn sein Fahrgast war auf einmal ohnmächtig geworden.
    ***
    »Falschgeld« stammelte Bill Chester fassungslos. »Richtiges Falschgeld?«
    Ich grinste.
    »So richtig, wie Falschgeld nur sein kann.«
    Bill Chester sah abwechselnd die Scheint und dann wieder mich an. Bei den anderen hatte sich ein Schweigen eingestellt, das zur Hälfte von der Überraschung und zur anderen Hälfte von der Ehrfurcht getragen war, die man mir auf einmal entgegenbrachte, weil ich mit der Bezeichnung Falschgeld eine gewisse, unerwartete Sachkenntnis kundgetan hatte.
    »Woher willst du denn das wissen?« fragte Bill schließlich, nachdem er den ersten Stock einigermaßen überwunden hatte. »Oder willst du mich bloß mal ein bißchen auf den Arm nehmen?«
    Ich schüttelte ernst den Kopf.
    »Das sind englische Geldscheine«, erklärte ich, »oder besser: es sollen englische Noten sein. Hier steht ja groß und breit: Bank of England.«
    »Klar, das kann jedes Schulkind erkennen«, meinte Bill Chester.
    »Trotzdem ist dieser Schein nicht echt. Die englischen Banknoten haben mitten im Papier einen eingearbeiteten Metallstreifen. Eine ganz dünne Metallfolie.«
    »Warum denn das?«
    »Wahrscheinlich eben wegen der Fälscher. Papier läßt sich zur Not auf chemischem Wege so behandeln, daß es gebraucht aussieht. Man kann natürlich gewisse Wasserzeichen nachmachen. Aber es ist verflucht schwierig, eine dünne Metallfolie ins Papier hineinzukriegen. Jedenfalls nehme ich an, daß aus diesem Grunde der Metallstreifen im Papier ist.«
    Bill Chester hielt der Reihe nach einen Schein nach dem anderen gegen das Licht. Die Mühe hätte er sich sparen können, denn natürlich fand er keinen einzigen Schein, der den kennzeichnenden Metallstreifen aufweisen konnte.
    »Tja«, brummte Bill ratlos. »Was mach' ich denn da mit dem Kram?«
    Ich blieb todernst, als ich nachdenklich brummte:
    »Ist für Falschgeld nicht das FBI zuständig?«
    Irgendeiner von den Kollegen stimmte laut zu. Er könne sich noch erinnern, daß einmal ein Prozeß gegen Falschmünzer stattgefunden hätte, bei dem alle als Zeugen aufgebotenen Beamten FBI-Beamte gewesen wären. Daraus könne man doch ersehen, daß eine Zuständigkeit des FBI bestünde.
    »Meinst du, ich soll mit dem Kram zum FBI fahren?« fragte Chester.
    Ich nickte.
    »Unbedingt, Bill. Man kann dich sogar dafür belangen, wenn du die Meldung unterläßt.«
    »Wirklich?« stieß er erschrocken hervor.
    »Natürlich. Jeder Staatsbürger ist verpflichtet, Verbrechen, von denen er Kenntnis erhält, unverzüglich der Polizei zu melden. Na, und Falschmünzerei ist ja wohl eindeutig ein Verbrechen.«
    Bill Chester beugte sich der Wucht der Argumente.
    »Na gut«, sagte er ergeben. »Wenn das so ist, dann will ich mich mal gleich aufmachen und zum FBI fahren.«
    »Ich komme mit, Bill«, sagte ich. »Ich hatte mir schon immer mal eine Gelegenheit gewünscht, einen richtigen G-man aus der Nähe zu betrachten.«
    Wir sagten den anderen Bescheid, daß sie uns einfach auslassen sollten, solange wir nicht da waren, und etwas anderes blieb ihnen ja auch nicht übrig.
    Ich fuhr voran, und Bill zottelte mit seinem Schlitten und dem Falschgeld hinterher. Ich hatte meinen Grund, warum ich Bill Chester begleiten wollte. Es war gut möglich, daß jener Mann, der das Falschgeld in Bills Wagen verloren hatte, sich die Nummer des Taxi zufällig gemerkt hatte und jetzt aufgeregt Manhattan von seiner Falschmünzerbande nach diesem Wagen absuchen ließ. Deshalb wollte ich sozusagen als Leibwache für Bill mitfahren, damit man ihm das Geld nicht wieder abnehmen konnte.
    Wir hielten vor dem Districtsgebäude an und stiegen die paar Stufen der Freitreppe hinan. In der Eingangshalle brannte Licht. Bei uns

Weitere Kostenlose Bücher