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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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, »Das wagt der Kerl auf einer Straßenecke?«
    »No. Wir waren inzwischen in eine Einfahrt hineingegangen, die vorn von der Bande abgesperrt wurde, so daß Studeway keine Überraschung zu befürchten hatte. Als ich ihm sagte, daß er mich nicht dazu bringen könnte, ein Gangster zu werden, riß er wütend die Pistole hoch. Da fiel ihm die Frau in den Arm Studeway fing an, sich mit der Frau zu streiten. Ich bekam nicht alles mit, was sie sich ins Gesicht schrien, aber ich glaube, Studeway warf der Frau vor, sie hätte wohl wirklich eine Liebschaft mit mir angefangen. Sie wurden beide erregter, und schließlich drehte sich Studeway wieder zu mir und wollte, wohl schießen. Aber die Frau riß seinen Arm zurück — und da geschah es.«
    Der Junge war förmlich in sich zusammengefallen, seine Stimme war leise geworden, und jetzt lief ein krampfartiges Beben ■ durch seinen Körper.
    »Ich sah auf einmal, daß die Frau zusammenbrach. Studeway hatte sie erschossen. Die anderen wichen entsetzt zurück. Auch Studeway stand ein paar Sekunden wie gelähmt. Das war meine Chance. Ich drehte midi um und jagte zur Einfahrt hinaus, bevor sich die anderen von ihrer Überraschung erholt hatten.«
    »Sie haben also keinen Schuß auf die Frau abgegeben?«
    »Keinen einzigen.«
    »Gut. Erzählen Sie nur weiter.«
    »Ein paar von der Bande schossen mir nach. Da zog ich auch meine Pistole und schoß zurück.«
    »Wieso haben Sie eine Pistole? Haben Sie einen Waffenschein?«
    »Ja. Ich mußte mal ein halbes Jahr lang von der Bank aus an Geldtransporten teilnehmen, da bekam ich einen Waffenschein.«
    »Aha. Glauben Sie, daß Sie jemand getroffen haben, als Sie zurückschossen?«
    »Nein. Das ist völlig unmöglich. Ich habe in die Luft geschossen, weil ich die Bande nur erschrecken und von meiner weiteren Verfolgung abhalten wollte. Das ist mir anscheinend auch gelungen, denn sie kamen mir nicht weiter nach.«
    »Aber inzwischen waren Sie bereits getroffen worden?«
    »Ja, mit dem Streifschuß am Halse.«
    »Warum sind Sie nicht zum nächsten Polizeirevier eelaufen und haben die ganze Geschichte gemeldet? Ihnen kann man doch nichts anhaben!«
    Der Junge lachte bitter.
    »Sie sind vielleicht ein Optimist!« sagte er. »Die ganze Bande wird beschwören, daß ich es war, der die Frau erschoß! Begreifen Sie denn das nicht? Und soll ich vielleicht für einen Gangster auf den Elektrischen Stuhl klettern?«
    Phil grinste .
    »Man merkt, daß Sie nichts von moderner Kriminalistik verstehen, mein Lieber. Sie können beschwören, daß Sie keinen Schuß auf die Frau abgegeben haben?«
    »Natürlich! Ich hab erst geschossen, als ich aus der Einfahrt heraus war und merkte, daß sie mich verfolgten. Da habe ich zweimal geschossen, und auch nur in die Luft.«
    Phil warf den Rest seiner Zigarette zum Seitenfenster hinaus und wandte sich dann wieder an seinen Fahrgast.
    »Jetzt passen Sie mal genau auf«, sagte er ernst. »Ich will Ihnen etwas erklären, was für Sie von höchster Wichtigkeit ist! Da Sie einen Waffenschein haben, werden Sie sicher auch schon mal durch den Lauf einer Waffe geblickt haben, nicht wahr?«
    »Sicher, beim Putzen.«
    »Na also. Jeder Lauf einer Feuerwaffe hat aber mikroskopisch kleine Unebenheiten. Wie gesagt: mikroskopisch klein! Fürs bloße Auge sieht ein Lauf makellos glatt aus, aber fürs Mikroskop ist selbst die glatteste Fläche noch ein bergiges Geläinde mit Gipfeln und Tälern, Können Sie sich das vorstellen?«
    »Klar, das ist doch ganz einleuchtend. Aber was hat denn das damit zu tun, daß mich die Cops jetzt wegen Mordes suchen werden, den ich gar nicht begangen habe?«
    »Kommt gleich«, versicherte Phil. »Bleiben wir beim Thema. Die Unebenheiten einer jeden Waffe sind so verschieden wie die Fingerabdrücke bei manchen Menschen, keine Läufe gleichen sich haargenau! Immer gibt es Unebenheiten. Klar?«
    Der Junge nickte wortlos.
    Phil fuhr fort.
    »Wenn Sie jetzt eine Patrone durch den Lauf schießen, dann entstehen am Geschoß Kratzer von den Unebenheiten des Laufes. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Sicher.«
    »Da aber jede Patrone aus ein und derselben Waffe genau die gleichen Kratzer aufweist und somit andere Kratzer hat als jede aus einer anderen Waffe abgefeuerte Patrone, so kann man unter dem Mikroskop genau feststellen, ob diese oder jene Petrone aus der oder jener Waffe abgeschossen wurde oder nicht. Verstehen Sie das?« Der Junge riß die Augen weit auf. »Sie meinen, daß man feststellen

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