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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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entgegnete einer der Leute vom Spurensicherungsdienst. »Wir haben nur ein bißchen nach Fingerabdrücken gesucht.«
    »Fingerabdrücken?« Auf einmal ging Bill Chester ein Licht auf. Er grinste: »Ach so! Verstehe! Haben Sie denn welche gefunden?«
    »Eine ganze Hand. Die genügt uns. Vielen Dank für den Typ! Bye-bye!« Unsere Spurenexperten gingen ins Haus zurück. Bill stieg ein, und nun kam auch ich dazu, wieder in mein Taxi zu klettern.
    Das Ruflämpchen brannte.
    Ich nahm das Mikrophon und knipste den Schalter mit dem Zeigefinger zur Seite, um es einzuschalten:
    »Wagen 33 13«, sagte ich.
    »Es wird aber auch verdammt Zeit, daß Sie sich mal melden! Menschenskind, wo haben Sie denn in den letzten drei Minuten gesteckt?«
    Sie hatten mich also erst seit drei Minuten gerufen. Dafür genügte die einfachste Ausrede der Weltgeschichte.
    »Ich mußte mal raus«, sagte ich und leistete mir ein Grinsen dabei, weil man mich ja nicht sehen konnte.
    »Na ja«, brummte die Zentrale, die für ein menschliches Bedürfnis doch einiges Verständnis aufzubringen schien. »Fahren Sie mal rüber zum Broadway! An der Ecke mit der Columbus Ave wartet ein Herr.«
    »Okay«, sagte ich, schnipste das Mikrophon aus und gab Gas. Bill Chester war mit seinem Taxi schon vor mir in der Dunkelheit verschwunden.
    Da ich mich in der 69. Straße Ost befand, wählte ich die Transverse Road Nummer 1, die den Central Park durchquert.
    Ich fuhr dem verrücktesten Abenteuer dieser Nacht entgegen.
    ***
    Phil hatte dem jungen Burschen ein wenig die Wangen getätschelt, und er kam dann auch schnell wieder zu sich.
    »Das war zuviel«, seufzte er.
    »Was?«
    »Na, erst die ganze Aufregung, die Schießerei, die Flucht vor der Bande, dann das Verstecken vor den Cops — und jetzt noch ein richtiger G-man!«
    Phil grinste. Er hielt dem Jungen wieder seine Zigarettenpackung hin und sie bedienten sich beide noch einmal. Als die ersten Züge sich in der Luft auflösten, sagte Phil:
    »Geht's wieder besser?«
    »Ein bißchen«, nickte der Junge. »Dann sagen' Sie mir doch mal, wo man den Studeway treffen kann.«
    »Vielleicht in seiner Wohnung?«
    Phil fuhr hoch, so daß er mit dem Kopf das Wagendach rammte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er sich wieder zurück auf seinen Sitz fallen, vergaß aber seine Frage nicht:
    »Sagen Sie nur, Sie wissen, wo dieser Studeway wohnt?«
    »Klar. Im Hinterhaus des Grundstückes, wo meine Eltern auch wohnen.«
    »Wohnen dort noch andere von der Bande?«
    »No. Nur Studeway.«
    Phil wandte sich sofort dem Steuer zu und startete den Wagen.
    »Wo wollen Sie denn jetzt hin?« fragte der Junge.
    »Studeway abholen«, sagte Phil gleichgültig. »Ich erledige ungern irgendwelche Sachen nur halb. Außerdem ist es besser, wenn wir Studeway so schnell wie möglich kriegen.«
    »Sie meinen, er könnte vielleicht türmen?«
    »Das wohl weniger, denn durch die falsche Aussage seiner Bande fühlt er sich wahrscheinlich sicherer. Aber er könnte auf den Gedanken kommen, seine Pistole zu beseitigen. Und die brauchen wir als Beweisstück, wenn wir nachweisen wollen, daß die tödliche Kugel aus Studeways Waffe kam.«
    »Ach so«, sagte der Junge. Er wirkte jetzt noch viel jünger, als er in Wahrheit war. Die Aufregungen, die er in den letzten Stunden hinter sich gebracht hatte, gaben seinem Gesicht etwas von dem rührenden Ausdruck eines Kindes, das nach Hilfe und Verständnis sucht.
    Als Phil schon eine ganze Weile den Weg hinunter in Richtung auf die 11. Straße gefahren war, sagte der Junge plötzlich:
    »Aber es ist doch sicher für Sie gefährlich, Studeway gegenüberzutreten, nicht wahr?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Man weiß es vorher nie. Die einen ergeben sich sofort, wenn sie das Wort FBI hören, die anderen werden dadurch in Panik versetzt und schießen um sich. Ich bin beide Arten so langsam gewöhnt.«
    »Hm«, sagte der Junge, und dann war es wieder für lange Zeit still. Nur das eintönige Summen des Motors begleitete ihre Gedanken. Bis der Junge sich plötzlich vorbeugte und sehr ernst sagte:
    »Hören Sie, ich möchte nicht, daß Sie sich meinetwegen in Lebensgefahr begeben! Das sollen Sie nicht tun!«
    Phil lächelte. Es war ein ernstes Lächeln, und in dieser Sekunde empfand er eine große Sympathie für den jungen Burschen hinter ihm, der sich zwar ziemlich ungeschickt verhalten, aber doch eine charakterfeste Haltung einer ganzen Bande gegenüber eingenommen hatte.
    »Machen Sie

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