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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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und war im Lokal verschwunden, noch bevor ich richtig ,Danke' sagen konnte. Vielleicht fürchtete er, er könnte eine der Vorführungen verpassen.
    Schon wollte ich anfahren, da sah ich auf dem Bürgersteig etwas silbern glänzen. Halbwegs zwischen meinem Wagen und dem Lokal. Er mußte es verloren haben, als er mir das Geld für die Fahrt gab.
    Ich stieg aus und ging hin.
    Es war ein Silber-Dollar, der eine ganz eigenartige Schramme und eine leichte Einbeulung auf wies.
    Ich steckte ihn ein. Vielleicht würde ich den Mann einmal Wiedersehen, andernfalls konnte ich ihn gelegentlich bei seiner Freundin abgeben, ich wußte ja jetzt, wo sie wohnte.
    Ahnungslos hatte ich den wertvollsten Fund dieser Nacht gemacht. Einen Fund, der ausreichte, jemand auf den Elektrischen Stuhl zu schicken.
    ***
    Am Union Square herrschte Schweigsamkeit, als ich die Bude betrat. Es waren nur noch wenige von uns unterwegs. In diesen frühen Morgenstunden ist selten großer Betrieb. Der setzt gewöhnlich erst nach sechs Uhr früh ein, wenn auch die letzten Nachtlokale schließen und die ersten Geschäftsleute schon zum Zug oder sonstwohin wollen.
    Unter denen, die gerade irgendeine Fahrt hatten, befand sich auch Renaldo. Vielleicht war es deshalb so still. Solange Testi anwesend war, so lange wurden auch Witze gerissen und Scherze gemacht.
    Natürlich war auch die Müdigkeit schuld, die bei allen eingesetzt hatte. Nicht einmal die Unentwegtesten pokerten noch.
    Phil war auch da, er saß auf einer Bank, hatte sich weit zurückgelehnt, hielt die Augen geschlossen und schwieg.
    Ich setzte mich neben ihn, er sah kurz auf, nickte mir zu und schloß die Augen wieder.
    Ich wußte genau, woran er dachte. In kurzer Zeit kam die Frist, in der der Mörder umging.
    Jeder Anruf, der jetzt noch einging, konnte vom Mörder kommen.
    Plötzlich sagte einer:
    »Um diese Zeit ist George Lease gestorben.«
    Lease war der erste, den der Mörder umgebracht hatte.
    Auf einmal hatten alle die Augen geöffnet. Und jemand sagte hart:
    »Ich möchte wissen, was die Polizei eigentlich unternimmt, um diesen Hund zu kriegen. Wahrscheinlich haben sie eine schöne Akte angelegt, und die liegt jetzt irgendwo in einem Regal oder auf einem Schreibtisch.«
    Plötzlich ging die Tür auf, und Mac-Phers kam herein. Er sagte kein Wort. Alle sahen ihn an.
    McPhers ging zu einem kleinen Schrank, wo er ein paar persönliche Sachen eingeschlossen hatte, öffnete ihn und räumte ihn aus. Er stopfte sich seine Besitztümer in die Taschen, nahm eine zweite Jacke unter den Arm und ging.
    Wortlos, wie er gekommen war. Nur die weit offenstehenden Türen des leeren Schrankes erinnerten noch daran, daß hier einmal ein Dieb unter Kameraden gelebt und ihnen die Diebstähle hatte zuschanzen wollen.
    Niemand gab einen Kommentar.
    Es mochte gegen halb sechs sein, als das Telefon klingelte. Eine alte Frau wollte zum Zentral-Bahnhof gefahren werden.
    Der Fahrer, der an der Reihe war, atmete auf.
    »Hör zu«, sagte ich zu ihm. »Wenn statt der alten Frau ein Mann in deinen Wagen steigen will, dann jage mit Höchstgeschwindigkeit hierher! Solange du Höchstgeschwindigkeit fährst, kann er dir nichts anhaben, denn dann bricht er selber das Genick, wenn dein Wagen ausbricht, weil er dich belästigt. Hast du verstanden?«
    Der Kollege nickte. Er war blaß.
    »Ja, okay«, sagte er. »Das ist ein guter Gedanke.«
    Er zögerte noch einen Augenblick, dann ging er langsamen Schrittes hinaus.
    Der Betrieb setzte wieder ein. Innerhalb einer Stunde waren wir alle wieder unterwegs.
    Wir achteten mehr als die ganze Nacht auf unsere Fahrgäste. Einer von uns weigerte sich kurzerhand, in eine unbelebte Seitenstraße zu fahren, und setzte den Mann kurzerhand an der belebten Ecke der Hauptstraße ab. Ein anderer hätte beinahe einem Fahrgast die Faust ins Gesicht geschlagen, als dieser seine Geldbörse zog, die unser aufgeregter Kollege zuerst für einen lederüberzogenen Totschläger hielt.
    Am kritischsten war jedesmal die Minute, wo man die Fahrt verlangsamte und anhielt. Ich glaube, in dieser Sekunde ließ keiner von uns den Blick vom Rückspiegel.
    Wir kamen einzeln zurück und wurden sofort wieder losgejagt. Es sah ganz so aus, als sollten wir noch einen Ansturm erleben, bevor wir dazu kamen, Feierabend zu machen.
    Gegen sieben stieß ich zum ersten Male in der Bude am Union Square wieder auf Phil. Er verließ die Bude, als ich gerade hineinging.
    Auch sein Gesicht verriet eine gewisse Spannung. Als er an mir

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