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0145 - Die fliegenden Särge

0145 - Die fliegenden Särge

Titel: 0145 - Die fliegenden Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Obwohl die Männer fast gleichaltrig waren, besaß Ransome noch sein volles, wenn auch jetzt ergrautes Haar. Der Bankdirektor hatte eine spiegelblanke Glatze.
    »Das Geld habe ich bereitgestellt und schon nach hier oben bringen lassen, Mr. Ransome.«
    »Danke, das ist nett.«
    »Wollen Sie es nachzählen?«
    »Nein, nein. Ich vertraue Ihnen.«
    »Danke, Sir.« Der Bankdirektor ging zu einem kleinen Tresor, stellte die Kombination ein, wobei er das Schloss mit dem Körper gegen den Besucher abdeckte und holte das Geld. Es befand sich ebenfalls in einer schmalen Ledertasche. Da die Scheine sehr groß waren, nahm die Summe nicht viel Platz in Anspruch.
    Der Bankdirektor überreichte dem Anwalt die schmale Tasche, die er bequem in seinem Aktenkoffer verstauen konnte.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Ransome.
    »Aber ich bitte Sie. Es ist Ihr Geld. Sie haben natürlich viel Zinsen verloren.«
    »Da kann man nichts machen.« Ransome wandte sich bereits der Tür zu.
    Er zögerte jedoch, bevor er die Schwelle überschritt.
    »Ist noch etwas, Sir?« fragte der Bankier.
    »Ja.« Ransome drehte sich um. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über seine Lippen. »Sie können mir Glück wünschen.«
    »Das mache ich, Sir, ganz bestimmt.«
    »Danke.« Cyril Ransome ging. Den Aktenkoffer hielt er dabei so fest umklammert, als wollte er ihn nie wieder loslassen.
    ***
    Haben Sie schon mal auf schwankenden Särgen gelegen? Für mich jedenfalls war es das erste Mal. Der Lastwagen hatte meines Erachtens so gut wie keine Federung.
    Jedes Schlagloch spürte er, schaukelte von einer Seite zur anderen und wurde hochals auch niedergeworfen. Ein Spiel, das mir überhaupt nicht passte, wogegen ich aber nichts unternehmen konnte.
    Eine Zeitlang hatte ich mich hingesetzt und mit beiden Händen abgestützt. Das ging einigermaßen gut, bis ich steif wurde und mich hinlegte. Viel bequemer war das auch nicht, bei dieser harten Unterlage. Weit vom Ausstieg entfernte ich mich sowieso nicht, so dass ich hin und wieder die Plane hoch hieven und einen Blick nach draußen werfen konnte.
    Wir fuhren noch immer durch das Hafengebiet. Über eine im rechten Winkel zu den Piers laufende Straße. Wir befanden uns an der nördlichen Seite der Themse, und dann sah ich schon die breite Queen Victoria Street. Es ging also in die Londoner City hinein.
    Ich verhielt mich ruhig. Erst am Zielort wollte ich den Kerlen eine Überraschung bereiten, obwohl mir lieber gewesen wäre, wenn ich Suko in meiner Nähe gewusst hätte.
    So befanden sich nur Ghouls bei mir. Und die hatten sich bisher still verhalten.
    Ich war immer darauf gefasst, dass irgendwann einmal ein Sargdeckel hochgehoben wurde und einer der Ghouls erschien, doch da spielte sich nichts ab.
    Sie blieben ruhig.
    Es ist schon makaber auf einer Fuhre Särge zu hocken. Sie standen auch nicht ganz dicht nebeneinander. Bei jeder schärfer genommenen Kurve, prallten sie gegeneinander.
    Wieder schaute ich.
    Direkt hinter mir befand sich ein Bus. Der Fahrer bekam Stielaugen, als er mich plötzlich sah. Ich ließ die Plane wieder fallen und zog mich zurück.
    20 Minuten vergingen.
    Durch zahlreiche Ampelstopps, bei denen ich nachschauen konnte, wo wir uns befanden, war zu erkennen, dass wir von Süden nach Norden fuhren. Quer durch London. Inzwischen hatten wir auch einige Friedhöfe passiert, der Lastwagen hatte nicht gehalten.
    Auf das Ziel war ich wirklich gespannt.
    Nach einiger Zeit war ich es leid und suchte mir einen bequemeren Platz auf der Ladefläche. Schließlich setzte ich mich so hin, dass mein Rücken die linke Seitenplane berührte und ich im rechten Winkel zur Aussteigklappe hockte.
    Dieser Platz war zwar auch nicht ideal, aber man konnte es aushalten.
    Hin und wieder hob ich die Plane ein wenig an, um nach draußen zu schauen.
    London kenne ich ganz gut. Es ist allerdings sehr schwer, aus einem fahrenden Wagen heraus und bei so wenig Sehfläche eine Standortbestimmung durchzuführen.
    Ich sah ein Hinweisschild auf den Bahnhof Farringdon.
    Da wusste ich Bescheid, dass wir noch immer in nördliche Richtung fuhren.
    Vielleicht wollten die Kerle sogar die Millionenstadt verlassen. Möglich erschien mir alles.
    Eventuell wurden die Särge auch nur umgeladen, von einem Lagerhaus ins andere.
    Wenn das eintrat und der Fall damit stagnierte, musste ich mir etwas einfallen lassen.
    Noch war es nicht soweit.
    Der Geruch fiel mir auf.
    Muffig, modrig, widerlich.
    Es gab nur eine Erklärung. Die Ghouls kamen. Aber sie

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