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0145 - Die fliegenden Särge

0145 - Die fliegenden Särge

Titel: 0145 - Die fliegenden Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Materie.
    Seine Hände klatschten auf meinen Hals, wollte sich darum schlingen, doch mir gelang es, sie weg zu schlagen.
    Es wurde ein verbissener lautloser Kampf, den wir beide führten. Keiner wollte nachgeben, jeder musste gewinnen. Dem Ghoul gelang es, meinen Körper zu umschlingen, so dass ich nicht an meine Beretta konnte. Er befand sich jetzt dicht vor mir. Ich nahm den ekligen Leichengeruch wahr, den er ausströmte und der mein Gehirn mit Watte zu füllen schien. Kaum konnte ich atmen, hörte die schmatzenden, gurgelnden Geräusche des widerlichen Dämons und machte verbissen weiter.
    Der Ghoul ließ nicht los. Im Gegenteil, er verstärkte seinen Druck noch. Wieder wunderte ich mich, welche Kraft in diesen qualligen Körpern doch steckte.
    Wir wurden hin- und hergeworfen in unserem wilden Kampf. Und all das geschah auf den Särgen. Keiner wollte aufgeben oder irgendwie nachlassen.
    Zudem schwankte der Wagen. Jede Kurve warf uns aus der Bahn. Der Fahrer schien eine grüne Welle erwischt zu haben. Ampelstopps gab es keine.
    Ich versuchte alle Tricks. Leider war es wie so oft. Diesen Ghoul konnte ich einfach nicht packen. Er bot mir keine Fläche, sondern veränderte sein Aussehen und seine Körperform ständig. Es war ein regelrechtes Wechselspiel, in das sich allerdings eine Richtung herauskristallisierte.
    Durch das Schaukeln des Wagens und durch unsere Kampfbewegungen wurden wir weiter gegen die hintere Ladefläche gepresst, wo ich auch die Plane gelockert hatte.
    Beim erstenmal prallte ich mit dem Rücken gegen den niedrigen Aufbau. Dann gelang es mir, den Ghoul hoch zu hieven. Was danach geschah, konnte ich eigentlich nur raten. Irgendwie klammerte sich der widerliche Dämon an der Plane fest. Und zwar an der Stelle, die ich nicht völlig geschlossen hatte. Bei dieser Bewegung ließ er meinen Körper los, versuchte aber, mich mit den Beinen zu umschlingen.
    Diesmal wich ich aus.
    Der Ghoul fasste ins Leere, gleichzeitig wurde der Wagen hart in eine Kurve gerissen, und plötzlich war der Ghoul verschwunden.
    Alles hätte mir passieren dürfen, nur ausgerechnet das nicht. Jetzt war er frei, ich dachte an die Menschen, rappelte mich auf die Knie, riss die Plane hoch und schaute nach draußen.
    Ich sah ihn nicht.
    Nur Wagen, die hinter uns fuhren. Dafür hörte ich aber das Kreischen von Rädern, wenn Fahrzeuge hart und schnell abgebremst werden, wildes Hupen und einen Krach.
    Als hätte der Fahrer etwas geahnt, so beschleunigte er. Darauf war ich nicht gefasst gewesen, wurde erst nach vorn und dann nach hinten katapultiert, wobei es mir nicht gelang, Halt zu finden und ich rücklings auf die Särge fiel.
    Jetzt war die Chance vorbei, noch abzuspringen und zu verhindern, dass der Ghoul Unheil anrichtete.
    Ich hoffte nur, dass es keine Opfer gab…
    ***
    Der Anwalt fuhr zügig. Er wollte noch eine ganze Weile vor dem vereinbarten Zeitpunkt am Ort sein, damit er sich die Umgebung genauer ansehen konnte.
    Nur nicht unvorbereitet sein, das war immer seine Devise gewesen, an die er sich auch hielt.
    Den Sandhurst Forest kannte er nur vom Hörensagen. Es war ein großes Waldgebiet im Londoner Norden, wo hin und wieder noch Manöver stattfanden und es auch zahlreiche Bunker aus dem letzten Krieg gab, die nicht zugeschüttet waren.
    Fanden keine militärischen Übungen statt, kümmerte sich kaum ein Mensch um das Areal. Meist lag es leer und verlassen.
    Cyril Ransome verzichtete darauf, den Motorway zu nehmen. Er kam über die Stadtstraßen ebenso rasch an sein Ziel. Den Regent Park hatte er längst hinter sich gelassen, der Verkehr war schwächer geworden, und Ransome fuhr über die Wellington Road in Richtung Norden seinem Ziel entgegen.
    Gespannt war er auf den Erpresser. Er wollte vor allen Dingen wissen, mit wem er es zu tun hatte, wer dieser Mann nun eigentlich war, der leider zuviel aus Ransomes Vergangenheit wusste. Denn die Sache damals war wirklich nur zwischen ihm und dem Industriellen van Goeck besprochen worden.
    Niemand sonst wusste Bescheid.
    Das jedenfalls hatte ihm van Goeck, der eingewanderte Holländer, glaubhaft versichert, bis Ransome eines Besseren belehrt worden war.
    Jetzt musste er die Zinsen zahlen, die ebenso hoch waren wie das eingesetzte Kapital. Aber da sollte sich der unbekannte Erpresser geschnitten haben. Die Zinsen würde er wohl zahlen, jedoch mit Blei.
    Ransome schreckte wirklich vor einem Mord nicht zurück. Bisher hatte er die Verbrecher vor Gericht verteidigt, nun war er drauf

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