0145 - Die fliegenden Särge
sprach auch von gewissen Unterlagen, die er in seinen Händen hielt.
»Was wollen Sie?« hatte der Anwalt gefragt.
Der andere lachte nur und legte auf.
Ransome war nervös geworden. Er blieb sogar zwei Stunden länger im Büro, doch der Anrufer rührte sich nicht.
Mitten in der Nacht, Ransome und seine Gattin lagen bereits in den Betten, klingelte in seiner Privatwohnung das Telefon. Wieder war der andere am Apparat.
»Sie wissen genau, Cyril, was Sie sich da geleistet haben?! Sie hätten den Industriellen anzeigen müssen, haben es aber nicht getan, sondern Geld kassiert. 500.000 Pfund, eine verdammt erkleckliche Summe. Damit haben Sie begonnen und sich eine Praxis aufgebaut. Mit Geld, das Ihnen nicht zustand, habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Sie haben.«
»Fantastisch, großer Anwalt. Aber weiter im Text. Ich war damals noch zu jung, um alles zu durchschauen, aber ich bin inzwischen älter geworden und sehe nicht ein, dass nur die einen auf der Sonnenseite des Lebens stehen und die anderen nicht. Bisher alles klar?«
In Cyril Ransome stieg langsam die Wut hoch. Dieser Kerl sollte endlich die Summe sagen, denn ihm ging es nur darum. »Reden Sie endlich, und sagen Sir mir, wie viel Geld Sie wollen!«
»Langsam, langsam, Sie sind viel zu ungeduldig, lieber Freund. Ich komme noch zur Sache. 500.000 Pfund haben Sie damals ergaunert, Ransome. Eine wirklich haarige Summe, mit der sich schon gut leben lässt. Sie haben dies gezeigt. Zudem kennen Sie sich sehr gut in der Volkswirtschaft aus. Sie wissen um die Belange der Ökologie, und Sie wissen auch, dass die Kaufkraft des Pfundes in den letzten Jahren stark gefallen ist.«
Da wusste Ransome, dass die Summe wesentlich höher sein würde als 500.000.
Scharf sog er die Luft durch die Nase. »Wie viel?«
Da hatte der Anrufer aufgelegt.
Der Anwalt, der nur selten aus der Haut fuhr, hätte vor Wut am liebsten den Hörer gegen die Wand geschmettert, er beherrschte sich jedoch im letzten Augenblick.
Dafür trank er einen Whisky, der schon über 20 Jahre Lagerung auf dem Buckel hatte. Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, machte seine Frau Licht. Sie war wach geworden.
»Was ist denn los?« fragte sie.
»Nichts.«
»Natürlich, Cyrill. Das sehe ich dir doch an. Dieser Anruf vorhin hat Ärger bedeutet!«
Ransome ließ sich aufs Bett fallen. Er war zum zweitenmal verheiratet. Mit einer wesentlich jüngeren Frau, die zwar besorgt tat, es aber nicht war. Sie wollte nur sein Geld, und er wollte mit ihr repräsentieren. Aber Sorgen mit ihr teilen, nein, das ging nicht. Dafür war Joyce nicht der Typ. Wenn Betty, seine erste Frau, noch da gewesen wäre, dann ja, aber so lief nichts.
Ihre Hand kam, und die Kuppen der Finger strichen sein Gesicht. »Willst du mir wirklich nichts sagen, Darling?«
»Nein, verdammt!« Er schlug die Hand zur Seite.
Da wusste Joyce, dass sie ruhig zu sein hatte, denn wenn Ransome so reagierte, war er meistens sauer.
Der Anwalt löschte das Licht.
Schlafen konnte er nicht mehr. Dazu hatte ihn der Anruf innerlich zu sehr aufgewühlt. Wach lag er unter der dünnen Decke und starrte gegen die Wand.
Joyce war schon eingeschlafen. Sie hatte abends wieder einige Cocktails getrunken und die nötige Bettschwere. Jetzt schlummerte sie selig. In der Nacht geschah nichts mehr, dafür am anderen Morgen. Der Anruf erreichte ihn im Büro.
»Na, gut geschlafen?« meldete sich der Erpresser.
»Kommen Sie zur Sache.«
Der Unbekannte lachte. »Gern. Wie ich schon in der Nacht sagte, hat die Inflation überall große Löcher gerissen. Auch bei mir. Als kleines Trostpflaster für mich sehe ich eine Million Pfund durchaus als eine angemessene Summe an.«
»Was wollen Sie?«
»Eine Million!«
Der Anwalt war geschockt. So hoch hätte er die Summe wirklich nicht angesehen.
Das war ein Hammer. Er konnte sie aufbringen, aber die machte ihn arm.
»Hören Sie noch, Ransome?«
»Ja.«
»Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen die Summe einen kleinen Schock versetzt hat, aber das ist ganz natürlich. Und es ist Ihnen auch klar, dass Sie die Polizei aus dem Spiel lassen werden. Sollten Sie nicht gehorchen, gehen bestimmte Unterlagen, in denen all die Dinge schriftlich niedergelegt worden sind, an die Kammer.«
»Klar.«
»Fein. Kommen wir zur Abwicklung des Geschäfts. Dieses Geld kann man nicht so ohne weiteres auftreiben, das weiß ich selbst. Deshalb gebe ich Ihnen auch einen Tag Zeit. In 24 Stunden haben Sie das Geld. Wenn nicht…« Er machte
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