0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
offenes W'ort gestatten, meine Herren: Der Kerl war ein Gangster. Darauf möchte ich fast wetten.«
»Woran wollen Sie denn das erkannt haben, Cendrish?« fragte ich.
»Nun, erstens trug er eine Pistole in der Achselhöhle. Ich habe sehr darauf geachtet. Bei bestimmten Armbewegungen spannte sich der Rock so, daß man die Ausbuchtung in der Achselhöhle deutlich sehen konnte.«
»Gut beobachtet, Cendrish«, lobte ich. »Erzählen Sie ruhig weiter. Wir hören aufmerksam zu.«
»Tja, der Kerl hatte auch so eine Gaunervisage, wenn ich ehrlich sein soll. Dem Burschen hätte ich keine fünfzig Cents anvertraut.«
»Und was wollte er?«
»Er fragte nach Maice.«
»Oh!« rief Phil aus. »Jetzt wird die Sache interessant. Was haben Sie gesagt?«
Cendrish rieb sich verlegen die Hände.
»Sie hatten mir aufgetragen, zu sagen, Maice sei ausgezogen. Aber ich dachte mir, wenn ich das sage, dann dreht sich der Kerl um und geht. Und davon haben Sie auch nichts. Also sagte ich lieber, Maice wäre im Augenblick nicht da und ob ich Mister Maice vielleicht etwas bei seiner Rückkehr bestellen könnte.«
»Sie sind ja direkt ein Wunderkind, Cendrish«, sagte ich. »Das war ziemlich schlau von Ihnen. Wie reagierte der Bursche?«
»Er überlegte ziemlich lange. Erst fragte er noch, ob ich denn nicht wüßte, wann Maice zurückkommen würde. Ich wollte keinen kurzen Termin nennen, weil er ja sonst vielleicht geantwortet hätte, daß er warten möchte. Deshalb sagte ich, bei Mister Maice sei das verschieden. Manchmal bleibe er zwei Tage und eine ganze Nacht weg, manchmal komme er auch schon nach sechs, sieben Stunden nach Hause. Das nahm ihm den Mut, auf Maice zu warten. Er dachte noch einen Augenblick nach, dann schrieb er mir eine Telefonnummer auf einen Zettel. Die sollte ich Maice geben, sobald er zurückkäme, und ihm dabei sagen, er möchte diese Nummer anrufen und Eddy verlangen.«
Cendrish zog einen Zettel aus seiner Brieftasche und legte ihn vor uns hin. Es stand wirklich eine Telefonnummer drauf, und wenn ich ihm die Geschichte bisher nicht geglaubt hätte, so hätte ich es getan, als ich die Handschrift sah. Sie stammte zweifellos von einem Erwachsenen, hatte aber das Niveau eines zehnjährigen Kindes. Die typische Handschrift eines Mannes, dessen geistige Entwicklung auf einer niedrigen Stufe stehengeblieben ist.
»Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, Mister Cendrish«, sagte ich zu unserem Besucher. »Haben Sie vielen Dank. Das war sehr wertvoll für uns. Sollte sich der Besucher wieder zeigen, so sagen Sie einfach, Maice sei bis heute noch nicht zurückgekommen und Sie machten sich schon Sorgen. Okay?«
»Okay, Mister Cotton«, nickte Cendrish, der sehr stolz auf sein empfangenes Lob war. Er drückte uns beiden die Hand und verließ mit einer Verbeugung unser Office.
Ich betrachtete nachdenklich den Zettel mit der Telefonnummer. Dann murmelte ich nachdenklich:
»Hör mal! Kann dieser Maice nicht einen Bruder gehabt haben?«
»Natürlich«, erwiderte Phil. »Natürlich kann er das. Aber der müßte dann doch auch ein Mischling sein, nicht wahr?«
»Ach ja«, murmelte ich. »Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Aber er könnte einen weißen Stiefbruder gehabt haben. Oder was Bruder? Einen Partner hatte er! Einen Partner für seine Geschäfte! Heutzutage tun sich viele Gangster zusammen, weil man zu zweit immer ein bißchen stärker ist als allein. Es wird die Sache gemacht, Phil: Wir stellen jetzt fest, was das für eine Telefonnummer ist. Ich wette, daß es die Nummer irgendeiner Kneipe ist. Dann fahre ich hin und gebe mich für Maice aus. Ich suche Eddy.«
Phil rieb sich übers Kinn.
»Dir scheint der viele Kaffee der letzten Tage nicht gutgetan zu haben«, stichelte er. »Wenn Maice einen Partner gehabt hätte, würde er doch sicher davon gesprochen haben!«
»Wer sagt denn das?« widersprach ich. »Das muß er nicht getan haben. Ich kreuze auf und behaupte, Maices Partner zu sein. Wer will es mir widerlegen? Maice kann es nicht, der ist tot.«
»Und was willst du sagen, wenn sie dich kennen? Dieser Eddy und seine Freunde, die er vielleicht hat, haben vielleicht schon mal dein Bild in 'ner Zeitung gesehen?«
»Danach erkennen sie mich nicht, wenn sie mich nicht vorher schon richtig zu Gesicht bekommen haben. Zeitungsbilder sind meistens undeutlich. Außerdem müssen wir endlich mal etwas riskieren, sonst sitzen wir Weihnachten noch immer über diesem Fall. No, es bleibt dabei. Wir fahren jetzt
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