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0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

Titel: 0145 - Falschgeld, Gift und Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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»Wer bist du?«
    »Der Kaiser von China«, sagte ich.
    »Du verdammte kleine Kröte!« fauchte er. »Dir bring ich Manieren bei.«
    Er streckte seine linke Pranke aus, vermutlich weil er mich einfach an meiner knallbunten Krawatte über den Tisch ziehen wollte.
    Ich klöpfte ihm auf die Finger, daß er sie erschrocken zurückzog.
    »Paß mal auf«, sagte ich ernst. »Ich will hier ‘nen Whisky trinken und auf einen Bekannten warten. Das ist ein öffentliches Lokal, ich habe noch nie hier irgendeinen Krach gemacht, und folglich kannst du mir kein Lokalverbot aussprechen! Soweit alles klar, Ja? Wenn du mich in Ruhe läßt, will ich deine Raunzerei nicht weiter tragisch nehmen. Auch klar? Dann zieh ab und bring mir einen Whisky! Ich habe Durst.«
    Er hatte seine Stirn in Falten gezogen, weil er sich anstrengen mußte, einen so langen Speedi zu verstehen. Als er mit dieser Strapaze fertig war, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Dann dauerte es noch einmal ein paar Sekunden, und sein Gehirn — wenn von einem solchen die Rede sein konnte — war an demselben Punkt wieder angekommen, wo ich ihn unterbrochen hatte.
    »Wie heißt du?« wiederholte er.
    »Das geht dich einen Kehricht an«, sagte ich, denn jetzt hing mir seine Platte wirklich quer im Halse.
    Er schob mit der Linken den Tisch beiseite, wie ein gewöhnlicher Mann eine Schachtel Streichhölzer beiseite schiebt.
    Und dann stand er vor mir. An die 2 Meter groß, mit einem Lebendgewicht von wahrscheinlich nicht viel weniger als dreihundert Pfund.
    Da ich saß, mußte er sich ein wenig herabbeugen, als er mir an die Gurgel wollte.
    Nun steht aber in unseren Dienstvorschriften nichts davon, daß wir uns nicht wehren dürfen, wenn einer uns angreift. Ich wartete, bis er ein Stückchen heruntergekommen war, dann setzte ich ihm die linke Faust mit schöner Wucht in die Brustgrube, während ich die rechte ans Kinn knallte.
    Bei einem Ochsen hätte ich vielleicht mehr Erfolg gehabt. Er stutzte nur einen Augenblick, dann packte er zu.
    Er packte mich mit beiden Händen rechts und links an den Schultern, hob mich ziemlich mühelos hoch und stellte mich mitten in seine stickige Bude gegen einen Pfeiler.
    »So, Junge«, sagte er. »Denk noch mal einen Augenblick dran, wie du bis heute ausgesehen hast! In drei Sekunden ist von deinem Gesicht nicht mehr viel übrig.«
    Während er mich noch mit der linken Pranke festhielt, zeigte er mir seine rechte in Großaufnahme.
    »Goliath«, sagte ich. »Riese Goliathl Denk an den kleinen David!«
    »Du quasselst mir zuviel unverständliches Zeug«, sagte er und holte aus.
    Ich paßte die Zehntelsekunde ab, auf die es jetzt ankam. Als seine Faust noch einen halben Yard von meinem Gesicht entfernt war, ließ er mich los. Er mußte mich loslassen, wenn sein Hieb ein bißchen Saft haben sollte.
    Sie können mir glauben, daß ich mich beeilte, nach unten wegzutauchen. Den Bruchteil einer Sekunde später hörte ich Goliath brüllen. Der Pfeiler in meinem Rücken bebte.
    Ich tauchte zur Seite weg und fuhr hoch.
    Goliath stand brüllend wie ein gezeichneter Stier in der Bude. Man soll eben nicht mit den Fäusten stählerne Pfeiler bearbeiten wollen.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und rauchte langsam. Ich gebe zu, daß ich den Riesen Goliath nicht aus den Augen ließ, schließlich bin ich kein Selbstmörder.
    Er brauchte ungefähr dreißig Sekunden, bis er den Schmerz in seiner Faust abklingen fühlte, und so lange stand er reglos und schrie. Ein Hudson-Dampfer konnte mit seiner Sirene oder mit dem Nebelhorn kaum mehr Lärm machen, und natürlich hörte man das auf der Straße. Die Kneipe füllte sich, aber um Goliath und mich ließ man einen Kreis von vier Yard Durchmesser hochachtungsvoll offen.
    Und dann regte er sich zum erstenmal wieder. Er starrte in die unrasierten, zum Teil sogar schmutzigen Gesichter der Männer, die inzwischen die Bude betreten hatten. Nach einer Viertelkreis-Drehung hatte er mich gefunden.
    Er röhrte wie ein Hirsch. Dann walzte er auf mich zu.
    Ich ließ die Zigarette fallen und sprang vor. Eine Serie von knallharten Schlägen harkte ich ihm gegen seine Rippen. Er schlug nur einmal zu, und dieser Hieb, der mich wenig unterhalb des linken Schlüsselbeines traf, warf mich zurück.
    Die Menschenmenge fing mich mit ihren Leibern auf. Wie in einem Gummiseil wurde ich sofort wieder vorwärts geworfen.
    Goliath atmete nur ein bißchen mühsamer als vorher.
    Ich ging mit hängenden Armen auf ihn zu. Unterdrücktes

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