0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
Durst getrunken und schlug in einer Kneipe Krach. Der Besitzer alarmierte das nächste Revier, und die schickten einen Wagen. Der Kerl hörte kaum, daß er mit den Cops aufs Revier gehen sollte, da riß er seine linke Hand an den Mund — und zwei Minuten später war er bereits tot. Er hatte eine kleine Kapsel mit Zyankali im Mund zerbissen.«
»Wo hatte er die Kapsel vorher, Hywood?«
»In einer kleinen Höhlung eines ziemlich schweren Siegelrings.«
»Wo haben Sie den Mann jetzt?«
»Im Schauhaus. Ich rufe von da aus an. Ihre Zentrale sagte mir, daß Sie mit der Zyankaligeschichte etwas zu tun hätten.«
»Richtig. Bleiben Sie im Schauhaus, Captain! Phil und ich kommen sofort.« Ich legte den Hörer auf und wandte mich zu Phil: »Wir müssen sofort ins Schauhaus. Es sieht so aus, als hätte sich das gleiche zugetragen wie vor ein paar Tagen bei uns im Hof.«
Phil sah mich groß an.
»Wieder ein Selbstmord bei der Verhaftung?«
»Ja.«
»Wieder durch Zyankali?«
»Ja.«
»Aus einem Siegelring?«
»Ja. Alles genau wie beim erstenmal, nur eben an einem anderen Ort.«
Phil sah mich mit gerunzelter Stirn an.
»Sag mal, findest du das nicht sehr auffällig?«
»Noch mehr als das, mein Lieber! Es sollten ein paar Dinge geradezu in unserem Gehirn Krämpfe verursadien. Nur leider warte ich vergeblich auf die Erleuchtung!«
»Sag mal, wie meinst du das, Jerry?«
Wir standen bereits in der Garderobe und zogen unsere Mäntel an.
»Wieviel Jahre kann einer kriegen, der Falschgeld verbreitet hat?« fragte ich.
Phil zuckte die Achseln.
»Na, so zwei bis fünf Jahre.«
»Eben«, nickte ich. »Kannst du mir jetzt erklären, warum sich einer überhaupt umbringen sollte, wenn er im alleräußersten Falle nur fünf Jahre aufgebrummt kriegen kann?«
Phil sah mich groß an. Dann stieß er einen gellenden Pfiff aus.
***
Captain Hywood wartete im Vorraum des Schauhauses auf uns. Nachdem wir uns begrüßt hatten, sagte er:
»Ich gehe nicht noch einmal mit runter. Ich habe den Mann schon gesehen, und ein erfreulicher Anblick ist es nicht.«
Das konnten wir ihm nicht übelnehmen, schließlich wußten wir, wie Leute aussahen, die durch Zyankali ums Leben gekommen waren. Wir ließen also Hywood oben stehen und gingen mit dem Wärter des Schauhauses hinab in den Keller, wo uns eine eisige Kühle empfing.
Der Wärter öffnete eine der ovalen Schraubtüren und zog eine Bahre heraus. Sie rollte auf eisernen Schienen, die sich mitsamt der Bahre herausziehen ließen. In der kalten Halle hallten die metallischen Geräusche von der Bahre wider.
Der Wärter zog das Tuch zurück.
Vom Gesicht konnte man nicht viel erkennen. Noch jetzt, im Tode war es furchtbar gekennzeichnet von den Schmerzen, die ein Zyankalitod verursacht. Nur soviel ließ sich erkennen, daß der Mann vor uns keinesfalls älter als fünfunddreißig Jahre sein konnte. Er trug einen Anzug, der nicht mehr ganz in Ordnung war, an den Ärmelenden war er schon leicht durchgescheuert.
Eine Weile betrachteten wir uns das von Schmerzen entstellte Gesicht. Dann sagte ich leise:
»Die linke Hand, bitte.«
Der Wärter zog das Tuch weiter zurück, und wir gingen um die Bahre herum, um die linke Hand sehen zu können.
Von einem Ring war nichts zu entdecken. Wahrscheinlich hatte Hywood bereits dafür gesorgt, daß man dem Toten alle Gegenstände bis auf die Kleidung abgenommen hatte.
Wir blieben noch einen Augenblick stehen, dann gingen wir wieder hinauf. Hywood hatte auf uns gewartet.
Schweigend verließen wir das Schauhaus. Vor meinem Jaguar stand eine schwere Polizeilimousine, vermutlich der Wagen, mit dem Hywood gekommen war.
Der Captain der Stadtpolizei machte Miene, sich von uns zu verabschieden. Ich hielt ihn am Ärmel fest.
»Augenblick, Hywood! Hier in der Nähe muß man doch irgendwo einen Whisky kriegen können.«
»Sicher. Gleich um die Ecke ist eine Kneipe. Haben Sie einen Whisky nötig?«
»Das auch. Aber ich wollte mit Ihnen noch einmal sprechen. Diese Vorfälle sind sehr mysteriös,«
»Gut, kommen Sie. Für eine halbe Stunde habe ich noch Zeit. Dann muß ich zurück ins Hauptquartier. Ich habe für einen Kollegen, dessen Frau ein Kind erwartet, den Nachtdienst übernommen.«
»Und Tagdienst haben Sie schon hinter sich? Sie wollen also vierundzwanzig Stunden pausenlos Dienst tun?«
Der Hüne in seiner dunkelblauen Uniform lachte. Es sah aus, als ob ein Gebirge ins Beben geriet.
»Cotton, was glauben Sie wohl, wie oft ich schon vierundzwanzig
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