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0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

Titel: 0145 - Falschgeld, Gift und Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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wie er es liebte, und wie es keine Stadt der Welt ersetzen konnte. Gewiß, auch in London gab es dieses Sprachengewirr, aber in London waren die Straßen viel weniger breit. Und in Paris gab es sicher auch die vielen verschiedenen Rassen, aber gab es dort die Türme der Wolkenkratzer? Diese himmelaufragenden Riesen mit ihren abertausend Lichteraugen?
    Nur ein paar Sekunden starrte Phil an den Häuserfronten empor in den samtschwarzen Nachthimmel. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe. Es war nicht ganz einfach, einen Mann zu finden, von dem man praktisch nur wußte, daß er außergewöhnlich sonnengebräunt sei. Von den Reklamelampen flutete buntes Licht in allen Farben über die Gesichter der Passanten, so daß alle und jede Haut eine wechselnde Tönung bekam — bald ins Rötliche, bald ins Blaue, bald ins Grüne, je nachdem, durch welchen Lichtbereich man gerade ging.
    Aber ein Mann, der auf ein Mädchen wartet, unterscheidet sich von Männern, die eine Straße entlanggehen. Und selbst wenn er auf und ab marschiert, tut er es auf eine andere Weise, als es die übrigen Männer tun. Er bleibt öfter stehen, er sieht sich öfter um, er ist von innerer Unruhe erfüllt, und diese gibt seinem Benehmen das Gepräge.
    Ein G-man ist tausend- und abertausendmal darauf geschult worden, Männer zu erkennen nach gewissen Gesichtspunkten, die häufig auch aus der Psychologie abgeleitet werden. Zuerst hat er es in den FBI-Akademien und -Trainingskursen gelernt, dann hat ihm die Erfahrung in der Praxis eine noch bessere Schule vermittelt.
    Phil brauchte keine zwei Minuten, und er hatte seinen Mann gefunden. Er Er stand auf der anderen Straßenseite.
    Phil ging sechs Schritte zurück und drängte sich dort durch den Passantenstrom. Als er die Bordsteinkante erreicht hatte, sah er den Mann noch immer genau an der abgemachten Ecke stehen.
    Schnellen Schrittes überquerte Phil die Straße, obgleich die Ampel ein paar Yards weiter oben an der Kreuzung diese Richtung sperrte. Ein paar Autofahrer hupten empört, aber Phil kümmerte sich nicht darum.
    Er gewann den gegenüberliegenden Bürgersteig und drängte sich durch den Menschenstrom in Richtung auf die Kreuzung.
    Plötzlich war der Mann verschwunden. Zumindest stand er nicht mehr an seiner alten Stelle.
    Phil wußte, daß er jetzt keine Sekunde mehr verlieren durfte.
    Weniger rücksichtsvoll als bisher drängte er sich durch die Menschenmenge. Überall, wo sich eine noch so kleine Lücke im Passantenstrom zeigte, nutzte er sie geschickt aus. Der Zufall wollte es, daß er dabei näher an die Häuserfront herankam, als er es eigentlich beabsichtigt hatte.
    Plötzlich stutzte er. Er war nur noch wenige Yards von der Kreuzung entfernt, und in einem der Hauseingänge, deutlich zu sehen, weil er durch ein paar Stufen von der Straße erhöht lag, stand eine Frau, eine junge, sehr hübsche Negerin.
    Phil kannte sie. Einen Augenblick nur blieb er stehen und grübelte. Dann schob ihn der Passantenstrom wieder vorwärts. Aber da fiel es ihm ein, woher er diese Frau kannte: Es war Mrs. Maice, die junge Negerin, die von ihrem Mann ,in beiderseitigem Einvernehmen‘, wie es in den Briefen des Scheidungsanwaltes hieß, geschieden werden wollte.
    Konnte es ein Zufall sein, daß diese Frau, die mit einem der Falschmünzer verheiratet war, jetzt ausgerechnet an einer Stelle auftauchte, an der man einen zweiten festnehmen wollte?
    Phil wandte den Kopf und blickte noch einmal zurück.
    Die Frau sah unverwandt in eine ganz bestimmte Richtung. Phil drehte abermals den Kopf.
    Kein Zweifel. Dort stand der Mann, den Phil suchte. Die Frau beobachtete den Mann, den sie festnehmen wollten.
    Einen Augenblick zögerte Phil. Was war jetzt zu tun? Sollte man erst die Frau festnehmen? Bis dahin konnte der Mann verschwunden sein, denn die ganze Nacht hindurch würde er bestimmt nicht auf ein Mädchen warten, das ihm nicht einmal eine bindende Zusage zu seiner Verabredung gegeben hatte.
    Wir holen uns den Mann, entschied Phil. Wo die Frau wohnt, wissen wir. Wenn es sich herausstellt, daß sie etwas mit der Sache zu tun hat, kriegen wir sie immer noch. Auch wenn sie inzwischen geflohen sein sollte. Dem FBI entkommt so leicht auf die Dauer keiner.
    Phil bahnte sich seinen Weg. Schon war er bis auf zwei Schritte an den Mann herangekommen, schon sah er das Gesicht eines Kollegen, der ihn offenbar auch entdeckt hatte, sechs Schritte hinter dem Gesuchten aus der Menge auftauchen, als sich Phils Blick mit dem

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