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0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

0145 - Falschgeld, Gift und Gangster

Titel: 0145 - Falschgeld, Gift und Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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einmal jeder Arbeiter bei uns seinen eigenen Wagen fahren kann, während die Reeder und die Verladebosse schon drei oder vier Schlitten herumstehen haben.«
    Phil nickte pflichtschuldigst, Nachdem sie sich so gegenseitig noch eine Weile ihre ungeheuren Sorgen vorgestöhnt hatten, verabschiedete sich Phil und wanderte zum nächsten Pier.
    Auch hier trieb er sich zehn Minuten lang zwischen den Kistenstapeln und Portalkränen herum, bis er wieder zum nächsten weiterwanderte. Dort wiederholte er das Spiel und ging danach zum dritten.
    Und das war der Pier, auf den es Phil einzig ankam. Hier sollte ich mich um elf mit Eddy treffen — zu einer Sache, die entweder Eddy oder mir das Genick brechen würde.
    Phil sah sich gründlich um.
    Genau wie ich es gesagt habe, dachte er. Keine Möglichkeit, hier auch nur einen einzigen Mann zu verstecken. Außer dem Gestänge zweier Kräne gibt es hier rein gar nichts. Wie leergefegt. Möchte wissen, warum eigentlich.
    Er blieb stehen und sah nachdenklich in die schmutziggrauen Wasser des Hudson, der mit majestätischer Ruhe dem Atlantik entgegenströmte.
    Es sieht fast so aus, dachte Phil, als hätte Eddy diesen Pier hier absichtlich ausgesucht. Als wüßte er, daß man hier nichts verstecken kann. Ich kann es drehen und wenden, wie ich es will, hier muß Jerry absolut allein auf weiter Flur bleiben.
    Von diesem Gedanken nicht sehr erbaut, hielt er sich am Gestänge des einen Krans fest, während er gedankenverloren Linien mit der Fußspitze in den Sand ritzte. Es behagte ihm gar nicht, daß er mich in eine mögliche Gefahr gehen lassen sollte, ohne die Möglichkeit zu haben, ein paar Sicherungen für mich einzubauen. Wahrscheinlich hätte er am liebsten fünfzig G-men auf den ganzen Pier verteilt, wenn es sich nur hätte unauffällig machen lassen.
    Plötzlich merkte er, daß seine Hand kalt wurde. Der Stahl des Kranturms sog ihm die Wärme aus den Fingern. Er betrachtete einen Augenblick den riesigen Kran, dann grinste er auf einmal. Noch einmal sah er an dem Kran empor, dann drehte er sich auf den Absätzen herum und marschierte vergnügt pfeifend davon.
    Als er die Stelle passierte, wo der Pier ins Festland überging, sah er einen Lastwagen einer Spedition davonfahren. Er stutzte, starrte dem Wagen nach und rieb sich übers Kinn.
    »Die besten Einfälle hat immer das Leben«, murmelte er, dann ging er beruhigt und sehr zufrieden stadteinwärts, um den nächsten Taxistand zu suchen. Er konnte selbst noch nicht wissen, wie sehr sich sein Spaziergang in den Hafen noch auswirken sollte…
    ***
    In der offenen Tür stand eine Figur, wie ich sie zeit meines Lebens nicht vergessen werde.
    Die Gestalt war ungewöhnlich lang und hager. Wo bei anderen Leuten der Unterleib anfing, das war bei ihm eine Stelle knapp über den Knien. Seine Arme hatten eine Länge, die für jeden Anthropologen und Mediziner interessant sein mußte. Dazu kam der schlauchartige Hals, der den scharfgemeißelten Geierkopf kaum tragen konnte.
    Das alles wäre noch zu ertragen gewesen, wenn seine noch unmöglichere Kleidung nicht gewesen wäre.
    Zu blauen Schuhen trug er ein Paar giftgrüne Socken, in denen sich große rote Rechtecke befanden. Die Hose war grellgelb, zeigte aber an manchen Stellen schmutzigbraune Flecken. Außerdem reichte sie ihm nur etwa bis zur Mitte der Waden, so daß- zwischen Sockenende und Hosenanfang ein Stück der Beine frei blieb. Um den Leib hatte er einen schwarzen Damen-Lackgürtel geschlungen und in Ermangelung einer früher gewiß vorhandenen Schnalle einfach doppelt geknotet. Ein Hemd besaß er rficht, dafür trug er eine asphaltgraue Weste. Da es seinem dürren Hals offenbar zu kalt war, hatte er einen dicken Schal darum geknotet, dessen Grundfarbe einmal violett gewesen sein mußte. Jetzt glänzte er speckig in allen Farben des Regenbogens. Um die Erscheinung komplett zu machen, wackelte auf seinem Geierkopf ein grüner Zylinder.
    Dieses Unikum von einem Menschen also stand bei mir in der offenen Zimmertür der Pension Holiday.
    »Oh, Entschuldigung«, sagte er mit Grabesstimme. »Ich habe mich in der Zimmernummer geirrt.«
    »Bitte«, brummte ich und wälzte mich auf meinem Bett wieder in eine bequemere Lage.
    Er war schon dabei, die Tür langsam wieder zu' schließen, als ich ihn noch murmeln hörte:
    »Komisch, ich wollte zu Sam, der soll doch hier wohnen.«
    Na, wenn sie einen G-man hereinlegen wollten, mußten sie es raffinierter anfangen.
    »He!« rief ich ihm nach. »Sie

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