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0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

Titel: 0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
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Lieutenant behielt Recht. Weder der Wirt noch die Kellner hatten den Gast, der nur eine Flasche Bier getrunken und telefoniert hatte, genauer angesehen. Man erinnerte sich nur noch an einen hellgrauen Anzug und daran, dass der Mann wie ein »Herr« ausgesehen habe. Diese Aussage wurde durch einen Händler mit Bauchladen, der seinen Stand gerade vor der Tür von Sing Fu hatte, ergänzt. Auch er hatte den »Herrn« gesehen, als er einen schwarzen Packard bestieg.
    »Haben die Alfinos einen Packard?«, überlegte Phil.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Soviel ich weiß, nicht. Ich sah nur eine Buick-Limousine und einen Chevrolet Sportwagen, die beide in der geöffneten Garage standen. Aber das ist kein Beweis. Mann kann sich auch einen Wagen leihen.«
    »Luigi hat der Kerl am Telefon gesagt«, murmelte Phil, der offenbar seine nachdenkliche Stunde hatte. »Wo habe ich den Namen nur in letzter Zeit gehört? Er klingt italienisch, und Alfino war italienischer Abkunft. Es ist zwar erst acht Uhr« - er warf einen Blick gegen den blauen Himmel - »noch zu früh und bestimmt noch zu hell, aber ich möchte trotzdem einmal über die Bowery spazieren und mich nach einem alten Knaben namens Luigi umhören.«
    »Wenn das nur gut geht«, grinste ich und dachte daran, wieviel mehr oder weniger gepanschte Schnäpse wir auf diesem Spaziergang wohl schlucken würden.
    Gegen halb elf hatten wir dreißig Kneipen, Bars und ähnliche Einrichtungen abgeklappert und überall mindestens ein Glas getrunken. Ich fing an unternehmungslustig zu werden. Phil dagegen gähnte.
    »Ich glaube, wir gehen nach Hause«, sagt er. »Es hat doch keinen Zweck.«
    »Noch diesen einen Laden hier«, schlug ich vor. »Ich habe Durst.«
    Das kleine Lokal hieß »Cillys Bar« und unterschied sich in nichts von denen, die wir schon heimgesucht hatten. Wir stellten uns an die Theke und verlangten pro Nase eine Flasche Bier. Auf Gläser verzichteten wir. In dieser Gegend weiß man nie, ob und wie sie gereinigt wurden. Wir nahmen einen ordentlichen Schluck. Dann stellte ich die Frage, die wir am Abend schon dreißigmal gestellt hatten, diesmal einer alten Frau.
    »Kennen Sie zufällig einen alten Mann namens Luigi?«
    Als ich ihr ins Gesicht sah, wusste ich, dass wir diesmal richtig lagen.
    »Luigi? Sind Sie von der Polizei?«
    »G-men?«, flüsterte ich. »Wir suchen diesen Luigi. Nein, er hat nichts ausgefressen, aber es wird behauptet, er sei tot, und das wollen wir nachprüfen.«
    »Vor vier Tagen lebte er noch«, platzte sie heraus. »Das heißt, wenn Sie den meinen, der hier war.«
    »Können Sie uns den Mann beschreiben?«
    »Gott ja, wie soll ich den schon beschreiben, ein alter, versoffener Kerl. Vielleicht sechzig oder siebzig alt. Er kam seit zwei Jahren regelmäßig zu mir. Zuerst hatte er Geld, aber in letzter Zeit saß er auf dem Trockenen. Sagen Sie einmal…« - sie beugte sich vertraulich herüber, und dabei merkte ich, dass sie eine ganz schöne Fahne hatte - »ist es wahr, dass der alte Knabe soviel Geld hatte? Wenn er voll war, so renommierte er damit, er könne die halbe Bowery kaufen.«
    »Wenn es der ist, den wir meinen, so war das nicht gelogen. Ein paar Milliönchen hat der schon auf der Bank.«
    Die Alte schlug die Hände überm Kopf zusammen.
    »Hätte ich das nur gewusst. Und ich hab dem armen Schwein vor -warten Sie einmal - vor genau vier Tagen einen Gin abgeschlagen. Er ging wütend weg, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Wenn er noch lebt und Sie ihn sprechen, dann grüßen Sie ihn von Cilly. Ich bin doch immer gut zu ihm gewesen, fast wie eine Mutter.«
    »Geschenkt«, sagte ich kurz. »Wissen Sie, was für Kleidung er trug, als er zum letzten Mal hier war?«
    »Hallo, Jonny«, rief sie, und der bucklige Kellner mit der fleckigen Jacke kam angeschlurft. »Hör, Jonny, du kennst doch den alten Luigi.«
    »Und ob ich ihn kenne.« Der Mann grinste spöttisch.
    »Die Herren suchen ihn und wollen dich etwas fragen.«
    »Cops?«, sagte er misstrauisch und zog den Kopf noch tiefer zwischen die hohen Schultern.
    »Nein G-men«, flüsterte Cilly ihm zu und legte den Finger auf die Lippen. »Stell dir vor, der Alte hat tatsächlich soviel Geld gehabt, und jetzt soll er angeblich tot sein, aber ich glaube es nicht. Leute wie er schaffen es bis hundert Jahre. Alkohol konserviert.«
    »Hören Sie, Jonny«, sagte ich und wickelte eine Dollarnote um meinen linken Zeigefinger, »was wir wollen ist eine möglichst genaue Beschreibung dieses

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