0148 - Das Elixier des Teufels
Knäckebrot mit ein wenig Quark. Dazu trank sie ungesüßten Kaffee. Die Figur sollte nämlich bleiben.
Das Telefon sorgte dafür, daß sie nicht zu Ende essen konnte.
Jane schluckte den letzten Bissen herunter und hob ab.
»Sir Powell«, sagte sie, »Was verschafft mir denn diese Ehre Ihres frühen Anrufes?«
»Ob es eine Ehre ist, lassen wir mal dahingestellt sein«, sagte der Superintendent. »Ich möchte, daß Sie zum Yard kommen.«
»Nur so?«
»Nein, ich habe einen Auftrag.«
»Das gibt es doch nicht. Seit wann wendet sich Scotland…«
»Kommen Sie so rasch wie möglich.« Damit legte der Alte auf.
Jane runzelte die Stirn. Einige Sekunden betrachtete sie den Hörer. Was hatte das denn wieder zu bedeuten? Es schien wirklich zu brennen, wenn Powell so reagierte. Ob es mit John zusammenhing? Jane war neugierig und rief an, doch dort hob niemand ab. Bei Suko meldete sich seine Freundin Shao. Sie freute sich, Janes Stimme zu hören, aber die Detektivin kam sofort zur Sache.
»Genau weiß ich auch nicht, was dort geschehen ist, aber es hängt irgendwie mit Dr. Tod und seiner Mordliga zusammen. Suko ist nämlich auch nicht greifbar. Sir Powell hat auch ihn vereinnahmt.«
»Und du weißt wirklich nichts?« fragte Jane.
»Nein. Suko hat nur Kleidung geholt. Alles streng geheim. Seltsam, nicht?«
»Ja. Kann man wohl sagen. Egal, ich werde es auf alle Fälle erfahren, bis später dann.« Jane legte auf. Auch sie überlegte, ob sie packen sollte, doch davon hatte Powell nichts gesagt. Also nahm sie nur ihre Handtasche mit.
Eine halbe Stunde später sah sie sich nicht nur Sir James Powell gegenüber, sondern auch Suko und Bill Conolly.
Der Reporter bedachte sie mit einem schiefen Grinsen, während Suko sehr ernst schaute und Sir Powell sich einen neuen Vorrat an Magentabletten aufgebaut hatte.
»Hat es euch in die Petersilie geregnet?« fragte Jane.
»So ähnlich«, erwiderte Bill. Dafür kassierte er von Sir James einen strafenden Blick.
»Kommen wir zur Sache«, sagte der Superintendent und bot Jane einen Stuhl an. »Was ich Ihnen jetzt zu sagen habe, behalten Sie für sich, Miß Collins.«
»Klar.«
Sir James Powell nahm noch einen Schluck Wasser und begann zu berichten.
Jane spitzte die Ohren. Was sie aber dann zu hören bekam, war so außergewöhnlich, daß sie nur den Kopf schütteln konnte und erleichtert war, als sie hörte, daß John Sinclair sich in Sicherheit befand.
»So sehen bisher die Lageberichte aus«, sagte der Superintendent zum Schluß. »Wir haben Miß Scott aus dem Krankenzimmer in eine Zelle bringen lassen. Leider stand uns nur eine Dreierzelle zur Verfügung. Sie sitzt jetzt mit einer Frau zusammen, die sich ebenfalls in unserem Gewahrsam befindet und auf ihren Prozeß wartet. Sie werden die Frau kennen, Miß Collins. Es ist Viola Mandini.«
Janes Augen wurden groß. Viola Mandini, hatte Sir James gesagt. Und ob sie die kannte. Ein Alptraum wurde lebendig. Kurz vor dem Weihnachtsfest war es gewesen, da hatten John, Suko, Shao und sie einen Horror in der Geisterbahn erlebt. [3] Und sie waren auch auf die Familie Mandini getroffen. Die Mutter hatte Zwillinge geboren, bei der der Teufel der Vater gewesen war. Memo Mandini, der Ziehvater, hatte von all dem nichts gewußt. Er war in den Teufelskreis mit hineingeraten und wäre fast von seiner Frau und der eigenen Tochter umgebracht worden.
John Sinclair hatte Viola Mandini gestellt. Sie saß noch in Untersuchungshaft, bevor ihr der Prozeß gemacht wurde. Und nun hatte man Lady X in ihre Zelle gelegt. Beide zusammen bildeten wirklich ein satanisches Duo.
Jane schluckte. »Gab es denn keinen anderen Weg, als die beiden zusammenzulegen?«
»Nein.«
»Aber es existieren doch noch mehr Zellen.«
»Das stimmt. Nur werden die zur Zeit renoviert. Ein unglücklicher Zufall, wirklich, aber man kann dem auch eine positive Seite entnehmen.«
»Da bin ich gespannt.«
Sir James gestattete sich ein kleines Lächeln. »Wie ich schon erwähnte, ist die Zelle für drei Personen geschaffen. Das ist zwar altmodisch, aber deshalb wird ja umgebaut, so daß wir Einzelzellen bekommen. Ein Platz ist noch frei.«
»Den ich einnehmen soll?«
»Erraten, Miß Collins.«
Jane schaute sich um. Suko grinste schief. Bill blickte zu Boden.
Die Männer wußten, was sie der Detektivin da aufbürdeten. Jetzt hing alles von ihrer Entscheidung ab. Zwingen konnte man sie nicht. Aber Jane war zu sehr mit den Fällen verwachsen, als daß sie abgelehnt hätte,
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