0149 - Kampf um die Hundertsonnenwelt
der Chef andere Augen als er? Diese Frage stand deutlich auf dem Gesicht des Mannes im Kopilotsitz geschrieben.
Mit Rhodan hatte auch der Waffenleitoffizier die Gefahr unter dem Schiff entdeckt. Eines der vielen unterirdischen Abwehrforts des Gehirns war ausgefahren worden und richtete gerade seine Strahlantenne auf den kleinen Kugelraumer.
Der Waffenleitoffizier hatte der Waffenpositronik Schießbefehl gegeben. Mitten in die sich aufrichtende Bewegung der Antennen schlug die geballte Bündelung aus mehr als dreißig Strahlen der X- 1 im Fort ein. Auf knapp tausend Meter Distanz hatten diese konzentrierten Strahlen die Kraft einer Atombombe. Rhodan konnte das Schiff gar nicht so schnell zur Seite ziehen, wie die grell aufblitzende Explosionswolke auf den Raumer zustieß. Um die Schutzschirme herum entwickelte sich blitzschnell ein Feuerwerk. Aber reicht nur Energie krachte gegen die Feldschirme, auch tonnenschwere Metallbrocken - ehemalige Geräte des hyperinpotronischen Abwehrforts!
Sekunden später lag die verwüstete Stelle mit ihrem gigantischen Rauchpilz darüber weit hinter dem Schiff. Auf dem Platz, von dem aus die X-1 zu den bedrohten Kunstsonnen gestartet war, landete sie wieder. Nicht einmal der schwächste Stoß ging durch das Schiff, als es auf seinem Ring aus Teleskopstützen aufsetzte.
„Großer Himmel, Sir", kam es dem Mann über die Lippen, der sonst die X-1 flog. „Sie verstehen zu landen!"
Rhodan legte den Hauptsynchronschalter wieder auf die Positronik. Er erhob sich. Er lachte, als er den Mann ansah, der wegen seiner burschikosen Worte verlegen geworden war. „Wenn Sie auch einmal die ersten hunderttausend Starts und Landungen hinter sich gebracht haben, können Sie es ebenso gut." Vor der Verständigung blieb Rhodan stehen. Er sprach mit dem Feuerleitoffizier. „Ich gratuliere. Melden Sie sich bei mir, wenn wir noch einmal nach Terrania kommen sollten. Sie haben Ihre Sache ausgezeichnet gemacht!"
Dann forderte er Atlan durch Kopfnicken auf, ihm zu folgen.
Der Arkonide hatte das Gefühl, der unwichtigste Mann des gesamten Sonderkommandos zu sein. Unzufrieden darüber, folgte er Rhodan in dessen Kabine.
*
Bully rief den Mausbiber über den Interkom der THEODERICH.
Gucky meldete sich nicht.
Bully wiederholte den Ruf, aber nichts geschah. Mister Bull befahl, den Kleinen so lange zu rufen, bis er gefunden war. Er ahnte nicht, daß Leutnant Guck die Verständigung in seiner Kabine beim ersten Durchruf abgeschaltet hatte.
Er hatte keine Zeit, zum Dicken zu kommen. Er hatte Wichtigeres zu tun.
Gucky lag auf seiner Couch und testete Menke Laas auf telepathischem Weg. Der junge Monteur war ihm ein Rätsel. Etwas Besonderes war an dem Mann, aber Gucky bekam einfach nicht heraus, worin dieses Besondere lag.
Das ist ein Pannenspürer, dachte der Mausbiber, aber wieso spürt Laas die Pannen?
Auf die Dauer aber wurde es uninteressant, Laas' Gedanken zu lesen. Gucky wurde es leid und schnüffelte in anderen Gehirnen herum. Mit einem Ruck setzte er sich kerzengerade auf.
Was erfaßte er da? Er hatte sich in die Gedanken des Mannes eingeschaltet, der Menke Laas vor dem explodierenden Partikelbeschleuniger allein zurückgelassen hatte.
Der Mann schrie auf.
Gucky tauchte vor ihm aus dem Nichts auf. Gucky, der ihm gerade bis an die Brust reichte, hatte seine kleine Hand in den stabilen Stoff des Kampfanzuges des anderen verkrallt und versuchte, den Mann zu sich herunterzuziehen. Der hatte den Schrecken über Guckys Auftauchen noch in den Gliedern sitzen - und ein schlechtes Gewissen! Denn daß der Mausbiber Gedanken lesen konnte, wußte jeder an Bord.
Der Mann sträubte sich.
Der Kleine gab schnell den Versuch auf, seine schwache Muskelkraft einzusetzen. „Freundchen!" sagte er nur und trat einen Schritt zurück. Im gleichen Moment brach der Mann in die Knie.
Auf seinen Schultern verspürte er eine unerträgliche Last.
Gucky war jetzt nichts anderes als Leutnant der Solaren Flotte.
„Freundchen", begann er drohend, „warum hast du diese verlogene Schilderung nach der Explosion des Beschleunigers an Mister Bull durchgegeben? Wer hat sich damit reinzuwaschen versucht? Warst du es nicht, mein Allerbester?"
„Sir..."
„Leutnant!" piepste Gucky.
„Leutnant Gucky ..."
Im nächsten Moment zappelte der halb verstörte Mann an der Decke. „Wer hat dir erlaubt, mich Gucky zu nennen? Aber das interessiert mich nicht. Raus mit der Wahrheit! Was hast du verpatzt, und was sollte durch
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