015 - Der Schatz des Poseidon
dachte, sie wäre eine getarnte Bombe …«
»Natürlich …«
»Also, der Chefbuchhalter und vermeintliche Saboteur startete und Chan klemmte sich hinten an den Schweber!«
»Ist ja wie im Film!«
»Genau so. Aber er bemerkte, dass er sich da nicht lange würde halten können und so arbeitete er sich – in der Luft, wohlgemerkt – bis zur Kanzel vor und stieg in die Kabine.«
»Bemerkenswert! Diese Energie und Tatkraft wäre einer besseren Sache wert gewesen!«
»In der Tat! Jedenfalls kam es zu einer Rangelei zwischen den beiden und dabei fiel die Aktentasche …«
»… die vermeintliche Bombe …«
»… aus dem Schweber. Zufällig ziemlich genau über dem Star Gate-Komplex. Und ebenso zufällig ziemlich genau um 4:37 Uhr!«
»Ach, ich verstehe! Bumm! «
»Bumm«, nickte Rioja. »Und da war es – von seiner Warte aus – nur konsequent anzunehmen, dass die vermeintliche Bombe des ebenso vermeintlichen Saboteurs ihr nicht minder vermeintliches Ziel erreicht hatte.« Der Sekretär zog ein Notizbuch aus der Tasche, blätterte suchend darin herum und riss schließlich einen Zettel heraus, den er dem Konzernchef übergab. »Der Buchhalter hat ihn übrigens angezeigt; hier ist eine Liste der Beschuldigungen.«
Frascati überflog das eng beschriebene Blatt. Er schüttelte den Kopf und wusste nicht, ob er über diese Geschichte lachen oder weinen sollte. »Und den soll ich nach Troja mitnehmen?«
»Wie gesagt, er ist der einzige, den du kriegen kannst, ohne dass dein Sicherheitschef etwas davon erfährt. Und sieh es mal so: Wenn du ihm eine Chance bietest, sich zu rehabilitieren, wird er hoch motiviert sein und sein Bestes geben!«
»Jackson Chan ist immer hoch motiviert«, knurrte Frascati. »Das ist ja gerade das Problem!« Erneut seufzte er. »Na gut, ich habe wohl keine andere Wahl! Ruf ihn an, ich werde mit ihm sprechen! Die Leitung, die von hier nach draußen geht, sollte ja wenigstens sicher sein!«
Jackson Chan meldete sich beinahe sofort, so, als ob er neben dem Interkom gestanden und auf diesen Anruf gewartet hätte. Als er Frascatis Antlitz erblickte, verschlug es ihm vor Schreck die Sprache.
Der Konzernchef beschloss, zunächst einmal die Daumenschrauben anzuziehen. »Es liegt eine Beschwerde gegen Sie vor«, begann er und setzte eine unheil verkündende Miene auf. »Das heißt, eigentlich sind es ein Dutzend oder so: Tätlicher Angriff auf einen Konzernmitarbeiter, Beschädigung von Firmeneigentum, gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr, Vernichtung von, äh …« Frascati kniff die Augen zusammen und musste das Wort auf dem Zettel zweimal lesen, bis er es glauben konnte. »Vernichtung von Steuerunterlagen! Etc. pp. Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Ich … äh … es tut mir leid«, antwortete Chan zerknirscht. »Wenn Sie darauf bestehen, werde ich meinen Abschied einreichen und …«
Frascati hob gebieterisch die Hand. Sofort verstummte Chan. »Ich gebe Ihnen eine allerletzte Chance, sich zu bewähren! Schaffen Sie dies, werden Sie wieder in Ihren alten Rang aufgenommen, wenn nicht …« Es war nicht nötig, den Satz zu beenden, denn Chan verstand ihn auch so.
»Oh, ich werde mich bewähren«, versicherte der Überlebensspezialist hastig. »Sie werden sehen …«
»Richtig – ich werde sehen! Also: Dies ist ein Geheimauftrag; Sie werden niemandem davon erzählen! Verstanden?«
Chan salutierte. »Verstanden!«
»Kommen Sie unverzüglich zu meiner Villa am Erie-See; die Koordinaten werden Ihnen gleich zugehen. Die Wachmannschaft ist informiert; man wird Sie passieren lassen.«
»Aha«, machte Chan perplex. »Und dann?«
»Alles weitere erfahren Sie hier! Also ab!«
»Ich eile«, versicherte Chan. »Ich fliege!«
»Fliegen Sie«, nickte Frascati. »Nehmen Sie Ihren Schweber und fliegen Sie! Aber sofort!«
Chan salutierte erneut. »Fliegen! Sofort! Ich enteile!«
Der Bildschirm des Interkoms erlosch.
Jesus Rioja lächelte. »Na, was habe ich gesagt? Er ist hoch motiviert und wird sein Bestes geben!«
»Nun ja, warten wir mal ab …« Frascati nahm in einem der Sessel Platz und lud Rioja mit einer Handbewegung ein, es ihm gleichzutun. »Der Plan ist folgender«, erläuterte er dann. »Die beiden Sicherheitsleute, Chan und ich fliegen via Istanbul nach Troja, sobald er hier eintrifft. Offiziell werden nur Chan und natürlich der Pilot des Jets an Bord sein – ich selbst bleibe angeblich hier.«
»Und was will Chan in Troja – offiziell?«
» Offiziell geht der Flug nur nach
Weitere Kostenlose Bücher