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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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zauberten ein gespenstisches Licht auf das schwarze, brodelnde Wasser der Themse.
    Männer drängten sich an der hohen Reling des Schiffes.
    Zwei, drei Rettungsringe wurden ausgeworfen.
    Ich angelte einen herbei. Mein Körper fühlte sich wie zerschlagen an. Versagt! Verflixt, ich hatte versagt! Das schmerzte ganz verdammt.
    »Festhalten, John!«
    Das riß mich aus meinen Selbstvorwürfen.
    Die Stimme kannte ich doch…
    Ich konnte mich kaum noch bewegen. Das Wasser klatschte wie eine Titanenfaust gegen mich; immer wieder. Immer wieder. Jeder Schlag vibrierte mich, hallte in mir wider, wie in einer gigantischen Glocke. Die Lichter wirbelten durcheinander.
    Ich fühlte mich hochgehoben.
    Als würde ich schweben.
    Aber Manning ließ ich nicht los.
    Es war verdammt hart, eine Wahnsinnsanstrengung, und sie kostete mich Sauerstoff. Ich glaubte, ersticken zu müssen. Aber da war auch so etwas wie ein dumpfes Glücksgefühl in mir…
    Verrückt!
    Die Stimme war wieder zu hören. Ich verstand nicht, was sie sagte, es waren für mich nur unentwirrbare Wortfetzen, zerhackt, verstümmelt.
    Aber dann klärte sich alles.
    »Na, wie geht’s? Sind dir noch immer keine Kiemen gewachsen?«
    Und da fiel bei mir endlich der Groschen.
    Hatte auch lange genug gedauert.
    Das Gesicht, das da über mir schwebte… Die Stimme …
    Ja, jetzt wußte ich, wer mich aus dem Wasser gefischt hatte.
    Suko!
    ***
    Die Ungewißheit machte alles nur noch schlimmer.
    Jane Collins begriff, daß ihr der Parasit einen winzigen Teil ihres Ichs zurückgegeben hatte; er wollte, daß sie mitbekam, was mit ihr geschah.
    Dämonen sind grausam.
    Tief schnitten die Fesseln in Hand- und Fußgelenke. Ihr Körper war wie taub. Ihr Blut schien eingefroren zu sein. Der kalte Wind, der ihr ins Gesicht fauchte, schien sich bis auf ihre Knochen durchzufressen.
    Und dann war da noch die Knolle.
    Feucht und schmierig pulsierte sie in ihrem Nacken und sonderte noch immer diese entsetzliche Flüssigkeit ab, die ihr über den Rücken rann.
    Vorhin, während des allgemeinen Aufruhrs an Bord, hatte sie kurz die Besinnung verloren. Ein stechender Schmerz war durch ihr Bewußtsein gerast und hatte alles ausgelöscht.
    Sie aber wußte, was der Aufruhr zu bedeuten gehabt hatte.
    Sie hatte den Mann erkannt, der mit einem wahren Panthersatz an Bord des Kutters gesprungen war.
    John Sinclair!
    Was mochten sie mit ihm gemacht haben? – Er hatte keine Chance gehabt, das war klar.
    Aber auf ihre Fragen hatte sie keine Antworten bekommen. Weder von der dämonisierten menschlichen Besatzung des Kutters, noch von dem Parasiten in ihrem Nacken.
    Sie wollten sie quälen.
    Jane Collins wußte dies und riß sich entsprechend zusammen. Sie wollte diesen Teufeln keine Genugtuung verschaffen!
    Ein sanftes Ziehen machte sich auf ihrer Stirn bemerkbar. Etwas Feuchtes rann ihr in die Augen.
    Jane Collins hielt den Atem an.
    Da setzte auch schon das Pulsieren ein. Eine weitere Horror-Knolle hatte sich an ihr festgesetzt.
    So mußte es auch der Unglücklichen ergangen sein, die vor ihr an diesen Mast gefesselt gewesen war.
    Die Parasiten hatten sie leergesaugt.
    Ein von lederner Haut überzogenes Skelett – das war alles, was sie übrig ließen.
    Angst überschwemmte sie. Mit jedem Pulsieren wurde sie schlimmer.
    Überall an ihrem Körper spürte sie es nun.
    Während sie bewußtlos gewesen war, mußten sich zahllose andere Parasiten an ihr festgesaugt haben.
    Ihr Atem flog.
    Verzweifelt versuchte sie, sich zu bewegen, aber dies verhinderte der Parasit in ihrem Nacken. Unbarmherzig kontrollierte er ihren Körper.
    Jane würgte, ihre Lippen formten Worte, die niemals ausgesprochen wurden. Tränen quollen in ihre Augen und rannen über ihre Wangen.
    Ihr Körper war starr und steif – und wie tot.
    Es war schrecklich.
    Jane Collins wünschte sich, wieder die Besinnung verlieren zu können. Das würde alles einfacher machen. Dann würde sie diese rhythmischen Bewegungen nicht mehr spüren…
    Alles in ihr war in brennendem Aufruhr. Wie verrückt trommelte ihr Herz gegen ihre Rippen. Gänsehaut überzog ihren Körper. Ihre Augen waren starr in die Dunkelheit gerichtet.
    In der Ferne war ein dunkler Streifen zu sehen. Lichtpunkte, hier und da. Bunte Leuchtreklamen. Erleuchtete Fenster.
    Dort war das Ufer.
    Unerreichbar fern.
    Sie schienen daran vorbeizufliegen. Der Kutter machte schnelle Fahrt.
    »Du hast Glück«, sagte plötzlich eine rauhe Stimme dicht an ihrem Ohr.
    Sie konnte den Mann schemenhaft

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