0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«
Lieutenant. Aber ich weiß, was hier vor sich gegangen ist.«
Es sah nach Kampf aus, nach überstürztem Aufbruch und nach Flucht. Ein Tisch war umgefallen, Scherben lagen auf dem Boden umher, zwei Stühle und ein eiserner Feuerhaken. Mit meinem Taschentuch hob ich ihn vorsichtig auf, hielt ihn Lieutenant Jones unter die Nase.
»Blut, sehen Sie? Blut und Haare. Kenneth Wain hat seinen Bruder ermordet. Oder der Bruder Kenneth Wain. Verdammt noch mal, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass sie Streit bekommen hatten. Sie wussten sich gestellt, sie waren in Panikstimmung, und so ist es geschehen… Los, sehen wir in den anderen Räumen nach.«
»Wenn Williams und Stella Fox…«, begann Jones gerade, als hastige Schritte laut wurden. Captain Rosato kam mit seiner Mannschaft.
»Hübsche Schweinerei!«, bellte Rosato aufgebracht. »Jetzt haben wir bald keinen Menschen mehr, den wir auf den Stuhl setzen können. Wo steckt dieser elende Williams, Mister Cotton?«
»Hier jedenfalls nicht. Lieutenant Jones und ich haben das ganze Gebäude untersucht. Das Haus gehört MacNeel. Wissen Sie das?«
»Bisher wusste ich es nicht«, fauchte Rosato mich an. »Ich nehme an, er wird Ihnen einen Orden beschaffen, dass Sie seine halbe Einrichtung klein geschlagen haben. MacNeel wird Augen machen. Der gute, alte MacNeel… Er schuftet in seinem Alter wie ein Pferd, und das kommt jetzt dabei heraus: Sein eigener Präsident stellt ihm ein Bein. Herrgott, weit können Williams und das Girl doch gar nicht sein.«
»Falls sie nicht einen Wagen von hier mitgenommen haben. Wissen Sie das so sicher? Sie sind doch die Strecke von Colma herauf gekommen, Captain. Sind Sie jemanden begegnet?«
Rosato schüttelte seinen Kopf. Mürrisch starrte er auf den Toten zu seinen Füßen. Immer mehr Beamte kamen in die Halle herein. Blitzlichter flammten auf.
»Niemand, Mister Cotton. Dem Wagen der Staatspolizei nur und dem üblichen Routineauto der MacNeel-Company. Die Kollegen von der State Police hielten ihn gerade an.«
Phil stöhnte auf. Sein Gesicht überzog sich hektisch mit tiefem Rot.
»Einen Panzerwagen der MacNeel-Company?«, wiederholte er fassungslos.
»Ja, sicher. Warum? Was ist damit? Fuhr in Richtung Frisco. Ich dachte… Verflucht noch mal!« Rosato knallte sich die flache Hand gegen die Stirn. »Meinen Sie, der Wagen war nicht okay?«
»Vorwärts, Jerry!«, rief Phil und rannte los. Ich hatte Mühe hinter ihm herzukommen, musste ein Stück neben dem anfahrenden Polizeifahrzeug herlaufen, ehe ich die Tür erwischte und in den Sitz sank.
»Niemand hat einen Menschen im Verdacht , der in die Höhle des Löwen zurückkehrt«, sagte Phil. »Williams versteht sein Handwerk, Jerry. Er hat ein eiskaltes, präzis arbeitendes Hirn. Natürlich werden ihn die Burschen von der Staatspolizei ohne große Kontrollen durchgelassen haben. Wir suchen ja Irving Williams und Stella Fox, die auf der Flucht nach Süden sind. MacNeel mit uniformiertem Fahrer und im Fünfzig-Meilen-Tempo. Halt dich fest! Nimm die Maschinenpistole unter dem Sitz hervor.«
Phil trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Ich sah durch die Rückscheibe, wie zwei weitere Fahrzeuge starteten. Captain Rosato und Sergeant Harrow.
Ich versuchte die Leitstelle über Funk zu erreichen, dass die Streifenwagen sämtliche gefährlichen Kreuzungen bis Friso sperrten. Dass sie auf einen schwarzen Panzerwagen der MacNeel-Company achteten.
»Nicht anhalten, nur in sicherem Abstand verfolgen«, sagte ich ins Mikrofon.
Dann kam der Sky-Line-Boulevard, Fort Funston und die vierspurige Straße zur 19th Avenue. Es war längst Mitternacht durch. Der Verkehr auf dem Superhighway hatte erheblich nachgelassen. Nur noch die schweren Laster waren unterwegs,Tankzüge und Holztransporter mit tonnenschweren Stammabschnitten für die Möbelindustrie und die kleinen Jachtwerften von Frisco.
»Da ist er«, stieß Phil durch die Zähne. »Ich überhole ihn und dräng ihn an den Rand, Jerry. Zieh den Kopf ein! Wenn Williams sich zur Wehr setzt, schieß! Achtung…«
Voraus tauchten die dunklen Umrisse des Geldtransporters der MacNeel-Company auf. Er hielt das vorgeschriebene Tempo ein, zog ruhig und behäbig seine Bahn.
Zwischen dem Panzerauto und uns war die Straße frei. Ich hoffte, die Staatspolizei würde inzwischen die Zufahrt zum Sloat-Boulevard abgeriegelt haben, falls wir nicht zurechtkamen.
Näher und näher kamen wir heran, schoben uns an dem schweren Wagen vorbei und bogen scharf nach
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