0154 - Der Gehetzte von Aralon
Straße.
Der leichte Wind trieb ein Blatt Papier vor ihre Füße, aber sie beachtete es nicht. Hinter ihr, im Landhaus, war es vollkommen still. Sie hörte nur ihre eigenen Schritte, die auf dem Ziersand knirschten.
*
Nachdem er Legarth zusammen mit seiner Tochter hatte wegfahren sehen, benötigte Vouner keinen weiteren Beweis dafür, daß ihm der Spediteur eine Falle stellen wollte. Vouner war, kaum daß Legarth in seinem Büro verschwunden war, wieder aus der Kiste geklettert, in der ihn Legarth versteckt hatte.
Gegenüber der Rampe standen die Robottransporter, die alle Arbeiten selbständig verrichteten. Vouner hatte sich an das Büro geschlichen, aber nur einzelne Wortfetzen verstanden. Dann waren Legarth und seine Tochter aus dem Haus gegangen. Als Vouner um das Gebäude gerannt kam, sah er sie gerade noch mit einem Privatfahrzeug abfahren.
Er ging zurück zur Verladerampe. Er studierte die Aufschriften der Kisten. Bald fand er heraus, daß jene, in der Legarth ihn versteckt hatte, für den Spediteur privat bestimmt war. Vouner erfaßte sofort, was mit ihm geschehen sollte.
Er ging ins Büro und schrieb eine kurze Nachricht an Legarth, die er in die Kiste legte. Kurze Zeit darauf kam einer der Robotwagen und lud die Last auf. Vouner nickte. Genau das, was er erwartet hatte, trat nun ein. Sicher würde Legarth irgendwo mit vorgehaltener Waffe auf seine „Fracht" warten.
Vouner erkannte, daß er selbst vor seinen eigenen Rassegenossen auf Aralon nicht sicher war. Auch sie würden versuchen, ihm den Zellaktivator abzujagen.
Sorgfältig untersuchte er alle Kisten. Er wählte eine aus, die ganz vorn auf der Rampe stand und nach der Aufschrift zu schließen für Doun bestimmt war.
Der Deckel war verschlossen. Vouner brach ihn auf. Die Kiste enthielt Holzschnitzereien. Vouner packte die einzelnen Figuren und schaffte sie in Legarths Büro, wo er sie auf dem Schreibtisch aufstellte.
Er blickte auf die Uhr. Es war kurz nach 3 Uhr Weltzeit, aber für Pasch oder Aralon besagte das natürlich wenig. Auf der Erde schrieb man jetzt den 29. April 2326. Vouner staunte. Er hatte geglaubt, bereits eine Ewigkeit auf Aralon zu sein.
Vouner ging in den Hof zurück und verbarg sorgfältig alles Verpackungsmaterial. Wahrscheinlich wog er etwas mehr als die Holzfiguren, aber der Unterschied war bestimmt nicht sehr groß. Er kletterte in die Kunststoffkiste und griff nach dem Deckel. Er hakte ihn zu beiden Seiten ein und ließ den Schnappverschluß einrasten.
Er mußte nicht befürchten, an Luftmangel zu leiden, da in allen Kisten Belüftungslöcher im Boden waren.
Zusammengekauert lag Vouner in seinem unbequemen Versteck. Es kam jetzt nur darauf an, daß der Robotwagen, der ihn abholen würde, schneller hier auftauchte als Legarth, der in absehbarer Zeit erfahren mußte, daß sein Plan fehlgeschlagen war. Da die Frachttransporter im voraus programmiert wurden, setzten sie ihre Arbeit auch bei Abwesenheit des Besitzers fort.
Nachdem einige Minuten verstrichen waren, spürte Vouner, daß der Drang, den Deckel hochzuheben, um aus der Kiste zu spähen, ständig stärker wurde. Damit hatte er gerechnet. Er mußte sich jedoch beherrschen. Das Gelingen seines Planes hing davon ab, ob er es schaffte, fehlerlos zu arbeiten. Wenn zufällig jemand über die Rampe kam und sah, wie sich eine Frachtkiste selbsttätig öffnete, waren Vouners Hoffnungen dahin.
So blieb er ruhig im Dunkeln liegen, ständig darauf gefaßt, harte Schritte näher kommen zu hören. Die Furcht, daß plötzlich jemand den Deckel aufreißen könnte, wurde fast zur Panik.
Vouners Hände umklammerten die Projektilpistole. Er verlor jeden Sinn für den Zeitablauf.
Da erhielt die Kiste einen leichten Stoß. Vouner schrie auf und preßte fast gleichzeitig beide Hände auf den Mund. Er verwünschte seine Angst. Irgend etwas hob ihn hoch, wahrscheinlich der Verladearm eines Robotwagens.
Sekundenlang schwebte Vouner, in seiner Kiste durch die Luft, dann wurde er mit einem Ruck abgesetzt. Niemand kam, um zu ihm hereinzublicken. Vouner atmete wieder ruhiger.
Eine Weile geschah nichts, der Roboter war sicher damit beschäftigt, weitere Fracht aufzuladen. Vouner hoffte, daß seine Kiste unauffällig unter anderen stand.
Er hörte ein mahlendes Geräusch. Wieder packte ihn das Verlangen, den Deckel zu lüften. Er wollte ihn nur einen Spaltbreit öffnen. Er drückte dagegen, doch das Plastik gab nicht nach. Das bedeutete, daß bereits andere Güter über ihm
Weitere Kostenlose Bücher