0155 - Gegen G-men und Gangster
Gewicht zu verleihen.
Ich nahm diesen Hieb und auch den nächsten, und vielleicht dachte Cris Raggers schon, es wäre eine Kleinigkeit für ihn, mich zu erledigen. Er gab ja genug an mit seiner Mittelgewichtslaufbahn. Er sah mächtig dämlich aus, als meine erste Breitseite bei ihm einschlug. Instinktiv nahm er Fäuste und Ellbogen zur Doppeldeckung hoch, aber er hatte wohl ein wenig sein Handwerk verlernt, denn zwischen beiden Ellbogen blieb gerade genug Platz für meine Faust.
Er krümmte sich und jappte nach Luft, als meine Faust dort landete. Ich zog den Arm zurück, um ihn endgültig abzuschießen. Eine Pranke legte sich um meinen Arm. Ich wurde herumgerissen.
Ein Faustschlag traf mich ins Gesicht.
Dieses Mal saß Smallys Faust richtig. Der Schmerz zuckte mir ins Gehirn. Er brachte mich zur Vernunft.
Es war sinnlos, mich mit drei Ganoven herumzuprügeln. Gleich würden sie zu Stuhlbeinen greifen, und dann schrumpften meine Chancen zu einem Nichts zusammen.
Ich riß meinen Arm aus Smallys Hand und revanchierte mich mit einem krachenden Haken. Das stoppte ihn noch einmal und gab mir Gelegenheit zum Rückzug.
Mit einem Panthersatz sprang ich Über den umgestürzten Tisch. Ich riß Aguzzo um, der gerade erst wieder auf die Füße gelangt war. Die ›Maus‹ war schmächtig genug von Gestalt, daß er nicht auf den Füßen blieb. Ich griff zu, zerrte diesen giftigen Zwerg an den Jackenaufschlägen hoch und schleuderte ihn mit einem Schwung aus der Hüfte über den Tisch. Ich hatte gehofft, daß er Smally treffen würde, aber er prallte gegen Cris, der immer noch mit seinen Magenschmerzen beschäftigt war, und riß ihn zu Boden.
Ich spurtete zum Ausgang. Auf halbem Weg watschelte mir der dicke Wirt in den Weg. Er hielt einen kurzen Knüppel in der Hand und versuchte, mir damit eins zu versetzen.
Ich tauchte unter dem Hieb weg und schlug zwei mächtige Brocken in seine schmuddlige weiße Schürze. Er taumelte rückwärts, ließ den Knüppel fallen und gab ein paar jammernde Laute von sich, die sich wie »Uuh, Uuh, Uuh« anhöften. Jedenfalls war der Weg zur Tür frei.
Genau als ich sie erreicht hatte, wurde sie von außen geöffnet. Der rothaarige Jim stand auf der Schwelle. In der rechten Hand hielt er eine Aktentasche.
Bevor Jim Raggers kapiert hatte, was in der Kneipe vor sich ging, fiel er flach auf den Rücken. Ich hatte den Punkt erwischt, gewissermaßen aus dem Anlauf heraus, und das vertragen selbst Schwergewichtler nicht.
Hinter mir tobte Hank Smally durch das Lokal. Ich riß Raggers die Aktentasche aus der Hand, bevor er richtig lag, sprang über ihn hinweg auf die belebte Chambers-Street, zwängte mich durch die Parkreihe und stürzte mich in den Verkehr. Ein paar Autohupen heulten wütend auf. Ein Lastwagenfahrer mußte meinetwegen mächtig in die Bremse steigen und schrie mir aus dem Fenster Beschimpfungen nach.
Ich erreichte die andere Straßenseite. Ein Taxi rollte mir in die Quere. Ich stoppte den Fahrer. Während der Wagen noch rollte, öffnete ich die Fond-Tür und stieg ein.
»Main-Station!« rief ich dem Chauffeur zu und duckte mich tiefer in die Polster. Er gab Gas.
Ich spähte vorsichtig durch die Fenster. Hank Smally stand mitten im fließenden Verkehr und hielt nach mir Aus- schau. Hoffentlich sah ihn kein Verkehrspolizist, sonst würde er fünf Dollar Strafe zahlen müssen wegen Überschreitung der Fahrbahn an unerlaubter Stelle.
Ich fühlte mich wohler, obwohl mir das Blut aus der Nase tropfte. Der Fahrer sah es im Rückspiegel.
»Haben Sie Krach mit den Bowery-Leuten gehabt?« fragte er mitfühlend.
»Ja«, antwortete ich. »Sie wollten mir diese Aktentasche abnehmen.«
Er schüttelte den Kopf. »Die Burschen werden immer frecher. Und was tut die Polizei? Nichts! Möchte wirklich wissen, wozu wir die vielen Steuern zahlen.«
Ich öffnete die Aktentasche. Sie enthielt drei schwere Webston-Pistolen, die einen ausgezeichnet gepflegten Eindruck machten; außerdem noch drei Reservemagazine.
Ich begriff Smallys Wut über Aguzzos vorzeitigen Haßausbruch. Der ›Seemann‹ hatte Jim Raggers fortgeschickt, um Schießeisen zu holen. Sein ganzes Gerede hatte nur den Zweck verfolgt, mich hinzuhalten, bis Raggers zurückkam. Dann sollte es mir besorgt werden.
Ich betrachtete die Pistolen nachdenklich. Gegen diese drei Dinger und die vierte, die Jim Raggers wahrscheinlich in der Tasche trug, wäre ich mit meinen nackten Händen schwerlich angekommen. Woher hatte Raggers die Waffen
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